«Glück kann man teilen»
18.11.2025 Vereine, WohlenGestärkt in die Zukunft
Gemeinnütziger Frauenverein Wohlen
Wie soll der Gemeinnützige Frauenverein Wohlen in die Zukunft gehen? Sicherlich gestärkt und gemeinsam. Der Verein, gegründet 1886 mitten in der Blütezeit der ...
Gestärkt in die Zukunft
Gemeinnütziger Frauenverein Wohlen
Wie soll der Gemeinnützige Frauenverein Wohlen in die Zukunft gehen? Sicherlich gestärkt und gemeinsam. Der Verein, gegründet 1886 mitten in der Blütezeit der Strohindustrie, ist heute noch ein wichtiger Eckpfeiler in der Wohler Gemeinschaft. Total neun Projekte werden vom Gemeinnützigen Frauenverein betreut. Reicht das? Oder benötigt es noch weitere Aktivitäten? Vorstand, Vereinsmitglieder und interessierte Frauen diskutierten über die Perspektiven und eine allfällige Neuausrichtung. Kommt hinzu, dass im kommenden Mai die längjährige Präsidentin Christine Bächer zurücktreten wird. Eine Nachfolge wird gegenwärtig gesucht. --dm
Gemeinnütziger Frauenverein: Neuausrichtung, Ideen und Perspektiven diskutiert
Wie soll die Zukunft des Gemeinnützigen Frauenvereins aussehen? Dies war die Kernfrage eines Treffens und Mitmach-Anlasses, organisiert vom Vorstand. Die Frauen erhofften sich neue Impulse. Vor allem im Hinblick auf den Abgang von Präsidentin Christine Bächer. Im Mai 2026 wird sie nach 19 Jahren das Präsidentinnen-Amt abgeben.
Daniel Marti
«Sollen wir den Verein neu gestalten? Oder wollen wir den Weg so weitergehen? Wie soll die Vereinszukunft denn aussehen?» Diese drei Fragen stellte Christine Bächer, Präsidentin des Gemeinnützigen Frauenvereins Wohlen. Ziel der Mitmach-Veranstaltung war einerseits eine Standortbestimmung und andererseits eine mögliche Neuausrichtung. Rund zwei Dutzend Wohlerinnen – Mitglieder und allgemein Interessierte – stellten sich dieser Herausforderung. Und drei Workshops sollten wichtige Informationen liefern. Wichtig sei, so die Präsidentin, dass man zusammen in die Zukunft geht.
Im Verein und in Wohlen ankommen
Der Vorstand ist jedenfalls voller Tatendrang. Dies zeigte die persönliche Vorstellung. Sie pflege vor allem gerne traditionelle Werte, sagte Vizepräsidentin Ginny Olschimke. Darum fühlt sie sich im Gemeinnützigen Frauenverein am richtigen Ort. Der Gemeinnützige Frauenverein sei einfach «ein Team mit tollen Frauen», erklärte Alessandra Schäfer, die das Café International organisiert. Politik sei nicht ihr Ding, «ich liebe es dafür, in der Gemeinschaft unterstützend zu wirken». Und Aynur Acar, Ressort Veranstaltungen, suchte in Wohlen eine Art Heimat. Im Jahr 2007 von Zürich gekommen, fühlte sie sich doch auch einsam, «weg von den Wurzeln». Im Gemeinnützigen Frauenverein fühlt sie sich zu Hause, hier sei sie angekommen. Und Gaby Oeschger hat vor sechs Jahren die Präsidentin angefragt, ob sie sich im Verein engagieren solle. So landete sie auf Anhieb im Vorstand. Hier schätzt sie die Gemeinsamkeit. «Viele Menschen brauchen Unterstützung, und die leistet unser Verein. Das ist doch etwas Schönes.» Und Sandra Garro ist vor einem Jahr von Zürich nach Wohlen gezogen. Auf der Suche nach Integration ist sie auf den Frauenverein gestossen. «Und hier helfe ich mit, wo ich kann.»
Der Gemeinnützige Frauenverein betreut inzwischen neun Projekte. Vom Zmorge für Alleinstehende über die Fasnacht und die Betagtenbetreuung bis zum Café International und der Aktion «Tischlein deck dich». Das jüngste Projekt ist die Kinderkleiderbörse. Mit neun Projekten ist der Verein eigentlich bestens aufgestellt.
Stricken war Pflicht
Die Historie ist ebenfalls beeindruckend. Der Gemeinnützige Frauenverein Wohlen wurde 1886 in der Hochblüte der Strohindustrie gegründet und ist politisch und konfessionell unabhängig. Damals vor rund 140 Jahren habe man vor allem das Stricken beherrschen müssen, blickte die Präsidentin in die Anfangszeit zurück. Das sei die Grundlage gewesen, damit für ärmere Familien das eine oder andere Weihnachtsgeschenk realisiert werden konnte. Heute ist der Gemeinnützige Frauenverein Wohlen eine feste Stütze im Dorf: Solidarität, Gemeinschaft, Gemeinnützigkeit und Integration sind die wichtigen Eckpfeiler. Benachteiligte Menschen werden begleitet und unterstützt. Eigentlich ist der Verein, notabene mit rund 450 Mitgliedern, auch wenn «nur» rund 70 Frauen aktiv sind, gut verankert.
Trotzdem stellt sich die Frage, wie man die Zukunft angehen möchte. Vieles habe sich verändert in den letzten Jahrzehnten. Die Gesellschaft generell, die Rolle der Frau ebenfalls. «Und das soziale Engagement wird vielschichtiger», so Sandra Garro. «Wie können wir Schritt halten, beispielsweise mit der Digitalisierung?» Und kann der Verein überhaupt nachhaltig wachsen? «Wir wollen Ideen sammeln, wie wir den Verein weiter beleben können», meinte Garro. «Wir wollen eine Plattform bieten, um uns austauschen, uns begegnen und uns inspirieren zu können.» Der Gemeinnützige Frauenverein Wohlen will auch weiterhin Begegnungen fördern. Die Frauen wollen modern, lebendig und inklusiv sein.
Nachfolgerin für Christine Bächer gesucht
Die Ideen soll man sprudeln lassen, so die Aufforderung von Vizepräsidentin Olschimke. Was fehlt in Wohlen? Welche Themen sprechen die Frauen an? Und was wünschen sich die Frauen in ihrem Verein? Diese drei Fragen sollten bei kurzen Workshops beantwortet werden. Männer integrieren. Eventuell ein neuer Name. Wie wäre es, wenn Mädchen unter sich sein könnten? Oder Ältere treffen Jüngere. Oder ein Familientreff. Die Ideen sprudelten tatsächlich. Ganz zur Freude von Christine Bächer. Denn sie hat den Mitmach-Anlass mitinitiiert.
Christine Bächer wird an der GV im kommenden Mai nach 19 Jahren als Präsidentin zurücktreten. Sie habe den Prozess ganz bewusst lanciert, lässt sie durchblicken. «Wie es weitergeht, das ist für uns alle herausfordernd», erklärt sie. Nach einer so langen Zeit als Präsidentin möchte sie das Präsidium in neue und jüngere Hände weitergeben, sagt die 55-Jährige. «Der Gemeinnützige Frauenverein ist eine coole Sache», betont sie noch. Eine Nachfolgerin ist noch nicht gefunden, es kann allenfalls auch ein Co-Präsidium sein. Interessierte dürfen sich gerne beim Verein melden.
Traurige und glückliche Momente
Ein Fazit über ihre Vereinstreue will Christine Bächer noch nicht ziehen, ihre Arbeit ist noch nicht zu Ende. Und sowieso wolle sie nicht zu stark im Mittelpunkt stehen, sagt sie. «Die Vereinsarbeit war jedenfalls sehr bereichernd», betont sie. Vor allem die Eindrücke beim Projekt «Tischlein deck dich» wird sie immer mit sich tragen. «Da gibt es schon auch traurige Momente, vor allem wenn es um Menschen geht, die von der Armut betroffen sind.» Aber dank der Unterstützung gebe es da auch glückliche Momente. «Und das Glück kann man auch teilen.»
Dieses Glück wünscht sie auch dem Gemeinnützigen Frauenverein und seiner Zukunft. Ob es tatsächlich eine Neuausrichtung geben soll, das konnte auch am Mitmach-Anlass nicht geklärt werden. Aber die vielen Inputs waren schon mal wertvoll.
«Die Veranstaltung fand einen rundum gelungenen Abschluss», sagt die scheidende Präsidentin Christine Bächer. «Die Teilnehmenden brachten zahlreiche wertvolle Ideen ein und begegneten sich mit grosser Offenheit und Wertschätzung. Besonders im Fokus standen Wünsche und Themen rund um Familien sowie Förderung des Gemeinschaftslebens.»



