Marco Huwyler, Redaktor.
Schweizweit rund 50 Millionen Päckli werden in den nächsten Tagen unter Tannennadeln darauf warten, dass sie wieder jemand entpackt. Die Vielfalt ist grenzenlos – genauso, wie die Bandbreite der Wirkung, ...
Marco Huwyler, Redaktor.
Schweizweit rund 50 Millionen Päckli werden in den nächsten Tagen unter Tannennadeln darauf warten, dass sie wieder jemand entpackt. Die Vielfalt ist grenzenlos – genauso, wie die Bandbreite der Wirkung, die sie entfalten. Mehr oder weniger freuen tun wir uns wohl über das Meiste – und sei es nur der Geste wegen. Doch was bleibt nachhaltig haften?
Gedanken übers Schenken mache ich mir jeweils bereits weit vor Weihnachten. Das liegt aber nicht an meiner vorausschauenden Umsicht, sondern daran, dass die 24 Advents-Türchen meines persönlichen Dezember-Kalenders auch eine ganze Reihe von Geburtstagen beinhalten.
So bin ich kürzlich etwa dabei, als das drei Jahre alt gewordene Gottenmädchen meiner Partnerin Dinge auspackt, wie sie wohl auch meine Gleichaltrige in ein paar Tagen erhalten könnte. Büechli, Duplo, Puppen, Stifte ... Aber auch – einen Mozzarella! Während man in jener Kindergeburtstags-Runde irritiert lächelt und die schenkende Oma die Gästeschar über den Gag aufklärt («Sie kann davon einfach nicht genug kriegen!»), fühle ich mich unvermittelt in mein kindliches Selbst zurückversetzt.
Gut 30 Jahre ist es her, dass Klein-Marco selbst eine solche Frischkäse-Kugel unter dem Christbaum auspackte. Auch ich hatte mich damals kaum sattessen können an jener simplen Köstlichkeit. In Salaten hatte ich immer die Mozzarella-Stückli gehamstert. Deshalb gabs zu Weihnachten einen ganzen für mich alleine. Ich erinnere mich daran, dass ich mir den unverhofften Käse-Klumpen prompt genussvoll Biss für Biss einverleibte. Mit dem wohl beabsichtigten Effekt, dass ich danach ein paar Tage lang genug von Mozzarella hatte – und das weihnachtliche Dessert an jenem Abend keinen Platz mehr in meinem Magen fand.
Während ich lächelnd daran zurückdenke, stelle ich erschrocken fest, dass mir kaum ein anderes Weihnachtsgeschenk von damals ähnlich nachhaltig in Erinnerung blieb. Das tut mir sehr leid für all jene tollen Gaben und Gönner, die meine privilegierte Kindheit eigentlich pflastern. Und als Geschenk-Lehre für heute bleibt: Zur Not tuts auch das passende Mitbringsel aus der Lebensmittelabteilung – vielleicht besser als alles andere.