Gelebte Demokratie mit Hochspannung
25.11.2025 Region Oberfreiamt, AbstimmungenDie Einwohner-«Gmeind» Kallern heisst zwei Änderungsanträge gut
Nach drei speditiv abgehandelten Geschäften entwickelte sich die Einwohnergemeindeversammlung doch noch zum Krimi – «im positiven Sinne», wie der Gemeindeammann ...
Die Einwohner-«Gmeind» Kallern heisst zwei Änderungsanträge gut
Nach drei speditiv abgehandelten Geschäften entwickelte sich die Einwohnergemeindeversammlung doch noch zum Krimi – «im positiven Sinne», wie der Gemeindeammann Christian Widmer betont.
Normalerweise hat ein Investitionsprojekt ein exaktes Preisschild. Im Falle der Spielplatzerneuerung ist dies Kallern etwas anders angegangen. Ein 1:1-Ersatz der bishergen Geräte hätte 50 000 Franken gekostet. Die Gemeinde wollte maximal 40 000 Franken ausgeben. Um trotzdem einen Mehrwert zu erhalten, sollte die Spielplatzkommission weitere Geldquellen erschliessen. Ungewiss, wie gut dies gelingen würde, plante man in Varianten: Der «Raketen»-Spielturm als Basis, eine Nestschaukel und eine «Kommandostation» als Optionen dazu.
Mehr Geld für den Spielplatz
Die als Maximalziel gesetzten 27 400 Franken Spenden wurden schliesslich deutlich übertroffen. «Insgesamt kamen über 35 000 Franken zusammen», so Gemeindeammann Christian Widmer. Angedacht war für diesen Fall, den Gemeindeanteil zu reduzieren. Das lassen die Statuten der örtlichen Karl Christen Stiftung allerdings nicht zu, die hinter der grössten Einzelspende steht.
Als Luigia Giroud, Präsidentin der Spielplatz-Kommission, die Rückmeldung bekam, man solle doch für die Kleinsten noch etwas mehr bieten, entstand die Idee, das Innere der «Kommandostation» mit Bänklein, Steuerrad und Hebeln aufzuwerten. Entsprechend stellte sie den Änderungsantrag, den Verpflichtungskredit von 67 400 Franken um 2600 Franken auf 70 000 Franken aufzustocken. Mit 32:31 Stimmen setzte sich der Änderungsantrag hauchdünn gegen den ursprünglichen Antrag des Gemeinderats durch. Mit 48 Ja-Stimmen wurde die Spielplatzerneuerung in der Folge deutlich angenommen.
Steuerfuss sinkt um fünf Punkte
Bezüglich Finanzen ist der Gemeinderat schon länger eher konservativ unterwegs. Entsprechend beantragte er der Versammlung auch fürs kommende Jahr einen gleichbleibenden Steuerfuss von 102 Prozent. Mit seinem Änderungsantrag, um fünf Prozentpunkte auf 97 Prozent runterzugehen, fand ein Stimmbürger Gehör: mit 38 zu 25 stimmten ihm die anwesenden Stimmberechtigten zu. Das Budget mit dem abgeänderten Steuerfuss wurde anschliessend mit 64 Ja-Stimmen gutgeheissen. Das könne sich die Gemeinde auch leisten, beruhigt Christian Widmer: «Bezüglich Pro-Kopf-Vermögen stehen wir im kantonalen Vergleich nicht so schlecht da.»
«Das war ein richtiger Krimi», blickt der Gemeindeammann auf die Traktanden vier und fünf zurück – «und zwar im positiven Sinne», wie Widmer festhielt: «Es ist eine wahre Freude zu sehen, dass die Werkzeuge der direkten Demokratie gelebt werden.» --tst
Die Beschlüsse
An der Einwohnergemeindeversammlung nahmen 66 von 280 Stimmberechtigten teil. Sie haben allen Traktanden zugestimmt, vom Protokoll über den Werkleitungsersatz Hofmatt und die Schulraumerweiterung bis zur Spielplatzerneuerung – mit einer per Änderungsantrag leicht aufgestockten Gesamtsumme – und dem Budget, wobei der Steuerfuss per Änderungsantrag um fünf Prozentpunkte auf 97 Prozent reduziert wird. Mit Ausnahme der Spielplatzerneuerung wurden alle Beschlüsse definitiv gefasst, unterliegen also nicht dem fakultativen Referendum.
