«Gegen einen Blankoscheck»
29.09.2023 WohlenBald an Millionen-Grenze
Noch mehr Geld für den Schüwo-Park
Der Beitrag für die Sportpark Bünzmatt AG soll laut Gemeinderat auf über 900 000 Franken steigen. Die Parteien sind mehrheitlich skeptisch.
Um ...
Bald an Millionen-Grenze
Noch mehr Geld für den Schüwo-Park
Der Beitrag für die Sportpark Bünzmatt AG soll laut Gemeinderat auf über 900 000 Franken steigen. Die Parteien sind mehrheitlich skeptisch.
Um satte 450 000 Franken soll der Gemeindebeitrag an die Sportpark Bünzmatt AG gesteigert werden. So sieht es der Gemeinderat im Budget 2024 vor. 922 000 Franken will die Gemeinde jährlich einschiessen für den Betrieb des Schüwo-Parks. Aber diese Summe wird im Einwohnerrat einen schweren Stand haben. Dies sagt Matthias Angst von der GLP. Ähnlich kritisch sehen das die FDP, Die Mitte und der Dorfteil Anglikon. Die SVP fordert dagegen einen Massnahmenplan, damit der Gemeindebeitrag reduziert werden kann. --dm
Die finanzielle Unterstützung der Gemeinde an die Sportpark Bünzmatt AG soll auf über 900 000 Franken steigen
Einwohnerrat Mika Heinsalo spricht von einem groben Versagen. Er meint damit die finanzielle Unterstützung für die Bünzmatt Sportpark AG, die praktisch verdoppelt werden soll. Diverse Parteien üben Kritik. Sie fordern Strategien und Massnahmen, die bessere Einnahmen und tiefere Ausgaben beim Schüwo-Park bewirken sollen.
Daniel Marti
Das Budget 2024 der Gemeinde Wohlen beinhaltet diverse Streitpunkte. Der krasse Anstieg des Steuerfusses und das prognostizierte Minus von 1,6 Millionen Franken erregen die Gemüter der Parteien (siehe auch Ausgabe vom vergangenen Dienstag). Hinzu kommt noch die sehr deutliche Erhöhung der finanziellen Unterstützung für die Sportpark Bünzmatt AG (Schüwo-Park) um satte 450 000 Franken auf total neu jährlich 922 000 Franken.
Auch bei diesem wesentlichen Punkt gibt es von den Parteipräsidien Kritik und eher wenig Verständnis. Auch die Bestrebungen, dass dieser Posten allenfalls vom Einwohnerrat gekürzt werden könnte, werden genannt.
Deutliche Worte findet Samuel Keller, Präsident der FDP: «Wir sind dezidiert gegen einen Blankoscheck für den Schüwo-Park und wiederkehrende Gemeindebeiträge von nahezu einer Million Franken.» Keller gibt auch zu bedenken, dass seit der Eröffnung des Schüwo-Parks die meisten Saisons «von ausserordentlichen Ereignissen geprägt» waren. Die Pandemie und elektrische Spannungen im Schwimmbecken «führten zu einem negativeren Ergebnis als geplant». Weil die Ursachen einzigartig waren, könne nun nicht einfach für die nächsten Jahre ein höherer Beitrag erwartet werden, so der Freisinnige. Sämi Keller weiter: «Das Ziel muss sein, in den nächsten Jahren mit dem neuen Management eine positive Routine zu etablieren. Wir erwarten ab 2025 eine schwarze Null beim Betriebsergebnis des Schüwo-Parks.»
«Offenbar hat man sich massiv verschätzt»
Das Mitte-Präsidium mit Stefanie Dietrich und Sonja Isler-Rüttimann blickt in die Anfänge der Anlage zurück. «Hier fragen wir uns schon, wie der ursprüngliche Betrag damals berechnet wurde. Offenbar hat man sich massiv verschätzt», so die klare Kritik der beiden. Der neue Betrag mache fast drei Prozent des Steuerfusses aus, rechnen sie vor. Deshalb sind Dietrich und Isler-Rüttimann klar der Meinung, dass der Gemeinderat und die Schüwo-Park-Verantwortlichen «nochmals über die Bücher müssen. Für die nächsten Jahre muss aufgezeigt werden, wie die finanzielle Unterstützung wieder stark reduziert werden kann.»
Auch Laura Pascolin, Präsidentin der SP Wohlen, blickt wie die Mitte einigermassen kritisch zurück: «Die ursprüngliche Beitragssumme scheint leider falsch berechnet gewesen zu sein.» Die ersten Geschäftsjahre lieferten aufgrund verschiedener Faktoren, wie Corona oder Verzögerung der Eröffnung, «keine verlässlichen Daten».
Vergleich wünschenswert mit anderen Anlagen
Deshalb, so Pascolin weiter, sollte die Beitragserhöhung von 450 000 auf 922 000 Franken «als realistisch betrachtet» werden. Die steigenden Energiekosten könnte man mit einer geschlossenen Halle in Schach halten, glaubt sie. Wenn man den Klimawandel miteinbezieht, mache «längerfristig eine gedeckte Eisbahn keinen Sinn».
Weiter hätte sich Laura Pascolin einen Vergleich der Betriebskosten mit ähnlichen Sportanlagen gewünscht. «Dies wäre für die Legislative hilfreich gewesen.» Die Gemeinde, als alleinige Aktionärin der Sportpark Bünzmatt AG, werde die Mehrkosten jedoch decken müssen. «Last but not least dürfen wir stolz auf die Sportangebote und Sportanlagen in Wohlen sein.»
Patrick Schmid, Co-Präsident der Grünen, hofft stark, «dass das eine nicht alljährliche Erhöhung sein wird». Diesbezüglich sind laut Schmid an die Finanz- und Geschäftsprüfungskommission einige Fragen eingereicht worden. Für Schmid ist allerdings klar, dass man die Kosten des Sportparks unbedingt in den Griff bekommen muss. «Sollte sich das Problem wiederholen, muss die Betriebsform der Eigentümerstrategie überprüft und allenfalls geändert werden.» Beispielsweise in Form einer Rückführung direkt an die Gemeinde, «die sowieso für das Defizit geradestehen muss».
Viele Fragen und sehr schwerer Stand im Einwohnerrat
Ähnlich denkt Mika Heinsalo vom Dorfteil Anglikon. Seine Fragestellung fällt einfach krasser aus: «Was ist los mit der Sportpark Bünzmatt AG?», fragt er. «Dass nun 452 000 Franken zusätzlich budgetiert werden müssen, zeigt mir hier ein grobes Versagen. Aber durch wen?» Die weiteren Fragen von Heinsalo: Führt der Verwaltungsrat wirtschaftlich? Kann der Verwaltungsrat überhaupt unter der aktuellen Besitzerstruktur richtig arbeiten und genug Einnahmen generieren? Oder soll sogar ein Verkauf oder eine Schliessung einzelner Sportparkteile geprüft werden? Die aktuelle Situation müsse genau geprüft werden, so Heinsalo. «Schliesslich sollten wir uns von Verlustgeschäften trennen. Das allerdings macht die Gemeinde auch unattraktiver.»
So weit wollen die Grünliberalen und die sonst stets kritisch eingestellte SVP nicht gehen. Matthias Angst, Präsident der Grünliberalen, sieht die Angelegenheit sogar gelassen: «Der Gemeinderat musste im Budget eine Annahme treffen und hat dabei seinen Wunsch klar deklariert.» Die Diskussion und der Entscheid darüber stehen laut Angst noch aus. Für ihn ist klar: Die angedachte Erhöhung dürfte im Einwohnerrat «einen sehr schweren Stand» haben.
Die SVP geht die Herausforderung sogar pragmatisch an. Präsident Roland Büchi betont, dass die Sportpark Bünzmatt AG für den «Standort Wohlen wichtig ist» und das Stimmvolk habe dem Projekt damals deutlich zugestimmt. Heute stelle man fest, dass «der Businessplan nicht so viel wert» war. Darum erwarte die SVP vom Verwaltungsrat der Sportpark Bünzmatt AG «einen Massnahmenplan, damit der Gemeindebeitrag reduziert werden kann».
Dann gibt es nur Verlierer …
Diverse Parteien wollen jetzt schon in die Zukunft schauen. So ist die FDP überzeugt davon, dass «Potenzial mit dem neuen Management vorhanden» sei, so Präsident Keller. Diesen Weg will die FDP unterstützen. Und die Mitte fordert, dass «konkrete Strategien entwickelt werden, wie der Schüwo-Park weitere Einnahmen generieren kann und Einsparungen gemacht werden können», so Stefanie Dietrich und Sonja Isler-Rüttimann. Denn solch hohe Beiträge wie der geplante Zuschuss von 922 000 Franken «kann sich Wohlen nicht leisten».
Abschliessend will der Angliker Einwohnerrat Mika Heinsalo alle Politvertretungen ins Gebet nehmen: «Der Einwohnerrat muss eines zugestehen: Es werden zurzeit zu viele Geschäfte im Einwohnerrat durchgewunken, die unsere aktuelle Finanzlage belasten.»
Und Heinsalo hofft, dass betreffend Budget und Steuerfuss der Kanton nicht wieder einschreiten und entscheiden müsse, «denn dann wird es wieder nur Verlierer geben».