Ganz viel in Bewegung
13.06.2025 Region Unterfreiamt, GewerbeEin Bienenstock
Ein Blick hinter die Kulissen der Swiss Post Cargo (ehemals Post Logistic) in Dintikon zeigt, was dort geleistet wird. Es ist wie in einem Bienenstock. Es stehen 40 000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, 4500 Transporteinheiten werden ...
Ein Bienenstock
Ein Blick hinter die Kulissen der Swiss Post Cargo (ehemals Post Logistic) in Dintikon zeigt, was dort geleistet wird. Es ist wie in einem Bienenstock. Es stehen 40 000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung, 4500 Transporteinheiten werden täglich umgeschlagen. Es gibt viel zu entdecken, wie ein Augenschein zeigt. --red
Ein Blick hinter die Kulissen der Swiss Post Cargo (ehemals Post Logistics) in Dintikon
Von da, wo früher die Firma Setz ihren Sitz hat, werden heute noch Tag für Tag Waren in die Schweiz und in das nahe Ausland geliefert. Direkt am Kreisel befindet sich das Herzstück der Post Logistics. «Hier spielt die Musik» sagt Leiter Marc Hasler.
Chregi Hansen
«Manchmal studiere ich am Sonntag die Aktionen der Online-Shops. Dann weiss ich, was mich in den kommenden Tagen erwartet», erzählt Serkan Oezmen beim Gang durch die Hallen. Aktuell stehen vor allem Klimageräte, Kärcher, Gasgrills und SUPs auf den Paletten. Und ganz viele Fernseher. «Die sind immer gefragt. Je grösser, je mehr», berichtet der Leiter Umschlaglager bei der Swiss Post Cargo in Dintikon.
Hohes Tempo, klarer Plan
Für die riesigen, aber sehr schmalen Kartons mit den TV-Geräten wurden extra Regale konstruiert, damit sie nicht umkippen können. Gleiches gilt beispielsweise für Solarmodule. In einem anderen Bereich der Halle sind Waren, die an- und gleich wieder ausgeliefert werden. Wieder woanders stehen Paletten mit Waren von Übergrössen. «Für diese haben wir neuerdings einen 3D-Scanner. Jetzt fahren wir mit der Palette einmal untendurch und haben die genauen Angaben. Denn was der Lieferant drauf schreibt, ist nicht immer ganz genau», sagt Oezmen schmunzelnd.
Zwischen all den Palettreihen und Regalen fahren wie emsige Ameisen ständig gelbe Hubstapler vorbei. Mit hohem Tempo, aber mit klarem Plan laden die Mitarbeiter Waren auf und bringen sie zu den wartenden LKWs. Kein Wunder, hat Marc Hasler vor dem Betreten der Halle Warnwesten verteilt und auf die Sicherheitsanweisungen bestanden. Hasler ist Leiter der Güterlogistik Schweiz und somit Hausherr im ehemaligen Setz-Gebäude direkt am Kreisel Dintikon. Sein Büro befindet sich im Obergeschoss, aber er kommt regelmässig hinunter in die grossen Hallen. «Ich schaue gerne dem Betrieb hier zu, es kommt einem vor wie in einem Bienenstock. Das ist gut, um mal den Kopf durchzulüften», sagt er.
Hasler ist stolz auf die Arbeit seiner rund 250 Mitarbeitenden. «Die Logistikbranche ist ein arbeitsintensives Modell», sagt er. Und wie in einem Bienenstock schläft das Unternehmen nicht, wird auch nachts gearbeitet. «Dann werden die Lastwagen beladen, die frühmorgens gleich losfahren», erklärt Oezmen, der früher selbst als LKW-Fahrer unterwegs war.
«Fachkräfte sind umkämpft»
Auch er betont, wie gut das Team in Dintikon arbeitet. Die Mitarbeitenden, die in verschiedene Teams aufgeteilt sind, werden aufgefordert, selbst Ideen einzubringen, die Leitung muss dazu Rückmeldung geben. Gleichzeitig werden die Erfolge der einzelnen Teams auf einem grossen Kaizen-Board veröffentlicht. «Das motiviert», ist der Leiter Umschlaglager überzeugt.
«Fachkräfte in der Logistikbranche sind umkämpft. Wir spüren die geografische Nähe zu anderen Firmen, etwa Planzer und Digitec. Darum müssen wir attraktive Arbeitsplätze schaffen», ergänzt Hasler. Der neue Anbau an die alten, bestehenden Hallen gehört dazu. Dadurch gab es nicht nur mehr Platz, sondern kann die An- und Ablieferung so organisiert werden, dass es nicht immer zieht in den Hallen. Was gerade im Winter immer spürbar war. Ansonsten kann die Post nicht einfach machen, was sie will. Das Gebäude gehört noch immer der Familie Setz. Und Seniorchef Hanspeter Setz besitzt noch immer ein Büro hier. «Er ist sehr interessiert, war hier passiert», so Hasler.
Was erstaunt beim Gang durch die Hallen im Erdgeschoss: Es steht viel weniger Ware herum als erwartet – die Hallen wirken teilweise leer. «Das muss so sein um diese Zeit, sonst machen wir etwas falsch. Die Waren sollen ja unterwegs sein zum Kunden. Wir sind nur der Umschlagplatz», erklärt Marc Hasler. Und was man nicht sieht: Unter den Hallen befindet sich auf zwei Ebenen nochmals so viel Lagerplatz, den die Post an grosse Kunden vermietet. Diese Waren können die Kunden selbst abrufen – die Post bringt sie dann an den gewünschten Ort. Sehr gefragte Waren werden auf Vorrat vor Ort gelagert, anderes wird angeliefert und dann von hier aus verteilt.
Dintikon, so Hasler, sei ein zentraler Knotenpunkt für den Warenfluss der Schweiz. «Fast alle Güter, die bewegt werden, gehen hier durch», sagt er. Und das betreffe längst nicht nur die Schweiz, Swiss Post Cargo ist auch in allen Nachbarländern tätig, kümmert sich dabei auch um alle Fragen der Verzollung. «Nicht als Partner, sondern mit einem eigenen Transportnetz und eigenen Standorten. Das unterscheidet uns von anderen», wie der Leiter der Güterlogistik stolz berichtet.
35 000 Artikel an Lager
Marc Hasler hat eine intensive Zeit hinter sich. Die Schweizerische Post hat per 1. März 2025 ihre Transport-, Logistik- und Verzollungsdienste der Güterlogistik unter dem neuen Marktauftritt «Swiss Post Cargo» zusammengeführt. Das betrifft auch den Standort Dintikon. Neu sind die Lastwagen nicht mehr gelb, sonder grün unterwegs. «British Racing Green», wie Hasler schmunzelnd anmerkt. «Das steht dafür, dass wir mit Tempo und Dynamik in Bewegung sind.» Mit Swiss Post Cargo bündelt die Post ihre regionale Logistikexpertise und stärkt grenzüberschreitende Lieferketten – in der Schweiz und darüber hinaus. Der neue Name wird schrittweise eingeführt, noch sind nicht alle Fahrzeuge neu beschriftet.
Aber auch unter dem neuen Namen spielt der Standort Dintikon eine entscheidende Rolle. Vor Jahren hat die Post die Setz Gütertransport AG übernommen und ist heute Mieter der Gewerbeliegenschaft. Hier wird nicht nur Stückgut umgeschlagen und für den Transport vorbereitet, hier befinden sich auch die Verwaltung und die Verzollung. Die Zahlen, die Hasler präsentiert, sind eindrücklich. 40 000 Quadratmeter Fläche stehen zur Verfügung, 4500 Transporteinheiten werden täglich umgeschlagen, 160 Fahrzeuge sorgen für die Verteilung, 35 000 Artikel befinden sich an Lager und 20 000 Verzollungspositionen fallen pro Tag an. Der Standort ist ideal gelegen, mitten im Mittelland, nah an der Autobahn. Nur der geplante Umbau des Kreisels Langelen macht Hasler etwas Sorgen, müsste doch das Unternehmen einiges an Land abgeben. «Wir sind weiter im Gespräch mit dem Kanton und hoffen auf praktikable Lösungen», so der Leiter des Unternehmens. Auch die Bauzeit selbst könnte zum Problem werden. Denn in der Logistikbranche ist Zeit eben Geld.
Schon bald bekommt Dintikon einen «nahen Verwandten» in unmittelbarer Nachbarschaft. Im Herbst wird das neue, moderne Logistikzentrum der Post in Villmergen eröffnet. Es handle sich um eine Ergänzung und nicht um einen Ersatz für Dintikon, macht Markus Werner, Pressesprecher der Post, deutlich. Zwar zügelt ein Teil der Kunden nach Villmergen, damit werde aber dringend notwendiger Platz in Dintikon geschaffen. Während in Dintikon noch viel mehr Manpower benötigt wird, ist in Villmergen ganz viel automatisiert und digitalisiert. Auch Hasler freut sich auf die kommende Eröffnung im Oktober und spricht von einer engen Symbiose der beiden Standorte. Dintikon selbst wird seine wichtige Funktion behalten. «Hier spielt die Musik im Bereich des nationalen Stückguts», erklärt der Leiter der Güterlogistik Schweiz stolz.