Für die nächsten 50 Jahre
29.07.2025 BremgartenArbeiten an der Turbine des Kraftwerks Bremgarten-Bruggmühle
Derzeit werden in Bremgarten neben der Holzbrücke mithilfe eines Krans die tonnenschweren Bestandteile der Wasserturbine wieder zusammengesetzt. Die AEW führt am Kleinwasserkraftwerk eine grosse ...
Arbeiten an der Turbine des Kraftwerks Bremgarten-Bruggmühle
Derzeit werden in Bremgarten neben der Holzbrücke mithilfe eines Krans die tonnenschweren Bestandteile der Wasserturbine wieder zusammengesetzt. Die AEW führt am Kleinwasserkraftwerk eine grosse Revision durch. Dabei wurden auch zentrale Elemente ersetzt.
Marco Huwyler
Obwohl es regnet, ist die Stimmung unter den fünf Männern bestens. Man liegt im Zeitplan, es läuft, wie es soll. Hier, neben den tosenden Wogen der Reuss am Fusse der Bremgarter Altstadt, bauen sie die 2,6 Meter durchmessende und rund 60 Tonnen schwere Kegelradrohrturbine des Kraftwerks Bremgarten-Bruggmühle wieder zusammen. Die einzelnen Bestandteile werden in diesen Tagen sukzessive geliefert und per Kran in den Betriebsraum des Kraftwerks unter der Reuss gehoben.
Es ist eine spektakuläre, körperlich anspruchsvolle und akribische Arbeit zugleich. Von den riesigen Stahl-Elementen der Schaufeln bis hin zu auf Hundertstelmillimeter genauen Toleranzen des Turbinenlagers – alles will so zusammengesetzt sein, dass hier in ein paar Wochen wieder die gewaltigen Kräfte des Flusswassers wirken können. Ein grosser Teil jener Arbeit wurde in den vergangenen Monaten bereits beim beauftragten Lieferanten in Österreich gemacht, wo die spezialisierte Firma die Bremgarter Turbine säuberlich in ihre Einzelteile zerlegte und wo nötig mit neuen Elementen wieder zur Montage vorbereitete. Nun, zurück im Städtli, wollen die Bestandteile wieder im Kraftwerk integriert und zur Turbine zusammengebaut sein, welche gewaltigen Naturkräften standhält und Strom produziert.
Ein halbes Jahr ausser Betrieb
Das Kleinwasserkraftwerk Bruggmühle – in Betrieb seit 1998 – ist zwar für Kraftwerkverhältnisse eher ein kleines. Und dennoch muten die Zahlen immer noch beeindruckend an. 30 000 Liter Wasser pro Sekunde schiessen hier im Normalbetrieb durch das Laufrad und produzieren so via Generator Strom für rund 750 Bremgarter Haushalte.
Bereits seit Februar dieses Jahres tun sie dies allerdings nicht mehr. Dann wurde die Bruggmühle planmässig abgeschaltet und mit dem wochenlangen Ausbau des Kraftwerk-Herzstücks begonnen. «Die Turbinenlager waren am Ende ihrer Lebensdauer angekommen», erklärt Marcel Bieri, Bauherrenvertreter des Projekts für die AEW und Teamleiter Betrieb Kraftwerke. Rund 13 Jahre beträgt die durchschnittliche Lebensdauer dieser Teile, welche dafür sorgen, dass sich die Turbine möglichst reibungslos drehen kann. «Wir überwachen das Kraftwerk diesbezüglich laufend. Schwingungsmessungen und die Lagertemperatur geben Aufschluss über den Zustand der Lager», erklärt Bieri.
Neue Schaufeln
Im Vorjahr kam man zum Schluss, dass die Wälzlager ausgetauscht werden müssen. Zum letzten Mal war dies 2010 der Fall gewesen. Weil dafür jeweils die gesamte Turbine zerlegt werden muss, wurden auch gleich andere Bestandteile genaustens auf ihren Zustand geprüft. «Wir haben dabei festgestellt, dass auch die drei Schaufeln relativ stark verschlissen waren», sagt Bieri. Und so entschloss man sich bei der AEW, Synergien zu nutzen und auch gleich jene zentralen und mächtigen Bestandteile der Bruggmühle auszutauschen. «Die alten Schaufeln waren seit der Geburtsstunde des heutigen Kraftwerks in Betrieb. Also rund 27 Jahre lang», sagt Bieri.
Ende August wieder am Netz
Die Wassermassen hätten in jener Zeit ihre Spuren auf der Aluminiumbronze hinterlassen. «Die Schaufeln waren verschlissen, was auch zu kleinen Leistungseinbussen führte», erklärt Bieri. Ein Ersatz ergebe deshalb Sinn. Wobei man sich bei der AEW für ein hochwertigeres Material entschieden hat. «Die neuen Schaufeln sind aus rostfreiem Chrom-Nickel-Stahl», erklärt Bieri. «Damit werden wir sie aller Voraussicht nach nicht mehr ersetzen müssen. Sie werden bis zum Konzessionsende der Turbine halten.» Also bis 2075.
Läuft alles nach Plan, sind Mitte August die Montagearbeiten abgeschlossen. Bis dahin werden beim Kleinwasserkraftwerk vor Bremgarten weiterhin spektakuläre Szenen zu beobachten sein mit tonnenschweren Stahlteilen, die dort scheinbar im Erdboden verschwinden. Danach folgt noch die Feinjustierung der frisch instand gestellten Turbine, bevor die Bruggmühle planmässig Ende August wieder ans Netz geht und eine halbjährige Revisionsphase ihr Ende findet.
Ein Projekt, welches rund 850 000 Franken kostete. Gut investiertes Geld, damit die unbändigen Kräfte der Reuss auch in den nächsten 50 Jahren genutzt werden können. Und so zu Fusse der Altstadt CO2-neutraler Strom aus Wasserkraft made in Bremgarten entsteht.