Erfolgsstory in der Blütezeit Spaniens
09.04.2024 WohlenUnternehmer Cäsar Dubler
Dokumentarfilm über Auswanderer aus Wohlen
Er suchte als 20-Jähriger im Jahr 1908 sein Glück in Spanien, in der Nähe von Barcelona. Cäsar Dubler, der Auswanderer aus Wohlen, feierte tatsächlich ...
Unternehmer Cäsar Dubler
Dokumentarfilm über Auswanderer aus Wohlen
Er suchte als 20-Jähriger im Jahr 1908 sein Glück in Spanien, in der Nähe von Barcelona. Cäsar Dubler, der Auswanderer aus Wohlen, feierte tatsächlich grosse Erfolge in der Textilbranche. Sein Leben in Spanien war jedoch auch turbulent, es war gezeichnet von Wirren des Bürgerkriegs und einer zwischenzeitlichen Flucht zurück nach Wohlen. Hier nimmt auch Filmemacherin Helena Dali die Spuren von Cäsar Dubler auf. Nun war sie in Wohlen mit umfassenden Dreharbeiten beschäftigt. --dm
Auf den Spuren des erfolgreichen Unternehmers Cäsar Dubler: Erste Dreharbeiten für den Dokumentarfilm in Wohlen
Es ist eine Geschichte von Aufstieg und Niedergang, von Erfolg und Rückschlägen. Diese spezielle Story handelt von Cäsar Dubler. Der Wohler wanderte 1908 im jungen Alter von 20 Jahren nach Spanien aus und wurde zum erfolgreichen Unternehmer. Ein Dokumentarfilm von Helena Dali zeichnet sein Leben und Wirken auf.
Daniel Marti
«Er hatte sicher das Gen des Unternehmertums. Und die Motivation, erfolgreich zu sein, hat ihn angetrieben», sagt Helena Dali. Wenn die Filmemacherin über Cäsar Dubler spricht, dann tut sie dies in aller Ruhe, aber auch ihre Begeisterung und Wissbegierde sind spürbar. Helena Dali möchte alles erfahren über dieses besondere Leben – deshalb hat sie sich auf die Spuren des Cäsar Dubler gemacht. Geboren 1888, aufgewachsen in Wohlen, 1908 nach Spanien ausgewandert. Erfolgreicher Unternehmer in der Textilbranche. Und in Wohlen irgendwie vergessen gegangen. Nicht einmal im Schweizer Strohmuseum findet Cäsar Dubler Erwähnung. Erstaunlich.
«Das Leben von Cäsar Dubler, das ist wirklich eine spezielle Story», sagt selbst Lokalhistoriker Daniel Güntert, der seine persönliche Recherche auch bei null beginnen musste. Und diese besondere Geschichte hat auch ihn gepackt. Wer war Cäsar Dubler? Helena Dali wird dieses Leben aufzeigen, in einem Dokumentarfilm. Am vergangenen Freitag fanden in Wohlen umfangreiche Dreharbeiten statt.
Platz in der Nähe von Barcelona trägt Dublers Namen
Zu den Fakten. Cäsar Dubler wurde 1888 in Wohlen geboren (gestorben 1948). Seine Eltern waren Johann Emil Dubler und Berta Humbel. Nach dem Tod des Vaters werden die unmündigen Kinder Cäsar und Melanie unter Vormundschaft gestellt. Der damalige Gemeindeammann, Traugott Bruggisser, setzte sich dafür ein, dass die Kinder auch ein Erbe zugute hatten, deswegen konnte Cäsar als 20-Jähriger auswandern und mit dem Erbe in Spanien etwas aufbauen. Dort gründete er ein grosses Textilunternehmen südlich von Barcelona. Während der Wirren des Bürgerkriegs, der Franco-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs musste er sich immer wieder neu orientieren, produzierte in Lizenz für die Schweizer Unternehmen Haco und Inka Lebensmittel (wie Suppenwürfel, Nescafé und Ähnliches).
Sein ältester Sohn, Cäsar Emil Dubler, war Professor an der Uni ZH. Und Cäsars Onkel war Robert Dubler, der Bruder von Johann Emil Dubler, Gründer einer Hutgeflechtfabrik im Aesch, die dann später Leo Dubler übernommen hat und die von 1906 bis 1965 produzierte.
In Wohlen gibt es also viele Spuren, die Cäsar Dubler hinterlassen hat. Seine erfolgreiche Zeit war allerdings in der Nähe von Barcelona. In Sant Boi de Llobregat erinnert nach wie vor ein Platz, der seinen Namen trägt, an den erfolgreichen Auswanderer aus Wohlen. Sein von ihm aufgebauter Betrieb ging 1976 in Konkurs (also 28 Jahre nach seinem Tod), 1991 wurden die letzten Fabrikgebäude seines Unternehmens abgerissen.
Sein Enkel mit Filmteam auf Tour durch Wohlen
In Wohlen dagegen gibt es noch deutliche Spuren der Dubler-Dynastie. Und die passen bestens in den Dokumentarfilm von Helena Dali. Und so machte sich die Filmemacherin mit Daniel Güntert und Kameramann Andreas Pfiffner von der Firma «Ton und Bild» auf eine kleine Tour. Auch Andreas Dubler, Enkel von Cäsar Dubler, gab sich in der einstigen Strohmetropole die Ehre und begleitete die Filmaufnahmen. Strohmuseum, Café Dubler, einstiger Wohnsitz der Dublers, Fabrik von Leo Dubler und Fabrik Bruggisser an der Zentralstrasse waren die Stationen für die Dreharbeiten.
Café Dubler? Dies ist nicht allen Wohlerinnen und Wohlern ein Begriff. Das Café Dubler war das einstige Restaurant Freiämterstübli oder heute das Piccadilly Pub. Dank Lokalhistoriker Daniel Güntert fällt die Erklärung einfach. Und Helena Dali stiess bei ihrer Nachforschung selbst auf ein Dokument, das auf das Cäsar-Dubler-Haus hinweist. Das stand beim heutigen Gemeindehaus und wurde 1954 abgerissen. Auch der ehemaligen Fabrik Dubler im Aesch-Quartier, heute sind darin moderne Wohneinheiten, wurde ein Besuch abgestattet. Daniel Güntert erklärte auf der Film-Tour vieles, beispielsweise die Wohler «Skyline» mit der katholischen Kirche oder die Geschichte rund ums Emanuel-Isler-Haus oder das Restaurant Sternen. Helena Dali und Andreas Dubler staunten.
Fünf Kinder, turbulente Jahre und eine Flucht
Vieles muss noch nachgeforscht werden rund um das bewegte Leben von Cäsar Dubler. Seine Kinder sind alle in Spanien geboren – alle fanden den Weg zurück in die Schweiz. Er hatte einen Sohn aus erster Ehe mit einer Spanierin und je zwei Söhne und Töchter aus der zweiten Ehe. Familiäre Verbindungen sind auch der Ursprung für Helena Dali, warum sie sich auf die Fährte von Cäsar Dubler machte. Ihre Schwiegermutter war die älteste Tochter von Cäsar, und als Dali einige Alben erbte, war ihre Neugier vollends geweckt. «Es blieben viele Fragen offen über die Auswanderung, die Kriege und die Flucht», sagt sie. Die Recherche war die logische Folge. «Spanien erlebte eine Blütezeit, auch darum wanderte Cäsar Dubler dorthin aus», erklärt sie. Er habe zudem von guten Beziehungen und einem intakten Netzwerk profitiert, vor allem auch über das Militär. Filmemacherin Dali wohnt übrigens in Hinterkappeln, das gehört zu Wohlen, allerdings bei Bern. Es ist ihr erstes filmisches Werk in diesem Ausmass.
Je mehr sie sich der Person Cäsar Dubler annäherte, desto spannender entpuppte sich sein Leben. «Es ist eine gelebte Geschichte. Und sie spielt in der turbulenten ersten Hälfte des Jahrhunderts.» Und es ist auch eine politische Geschichte mit Bürgerkrieg und zwei Weltkriegen. Cäsar Dubler musste dann auch zwischenzeitlich aus Spanien flüchten. «Die Kapitalisten mussten ihre Haut retten.» 1936 fand er Aufnahme bei seiner Schwester in Wohlen, um drei Jahre später sein Unternehmen in der Nähe von Barcelona wieder führen zu dürfen. Dank Diktator Franco. Und während des Zweiten Weltkriegs konnte Dubler in Spanien wieder produzieren – und profitieren. Und ja, der Wohler habe sich so ein Vermögen erarbeiten können, sagt Helena Dali noch.
Fertigstellung im Jahr 2025
Allerdings, zu viel möchte sie jetzt noch nicht verraten, erklärt die Autorin und Regisseurin. Es geht dann noch nach Sant Boi de Llobregat. Und dort gibt es viel zu entdecken rund um Cäsar Dubler, beispielsweise eine geplante Ausstellung über den Wohler und sein Lebenswerk.
In Wohlen hat Kameramann Andreas Pfiffner rund zwei Stunden lang gedreht, dabei auch Cäsar Dublers Enkel und Daniel Güntert in den Mittelpunkt gerückt. Daraus werden laut Helena Dali knapp drei Minuten für den geplanten Dokumentarfilm entstehen. Der Kurzfilm wird letztlich eine Länge von 30 bis 50 Minuten aufweisen. Er wird voraussichtlich im Jahr 2025 fertig sein. Je nach Finanzlage, denn das Filmemachen sei teuer, sagt die Regisseurin und Autorin. Und wenn alles klappt, ist die Vorpremiere in Cäsar Dublers Heimat geplant. Und das ist Wohlen.