Erdmannlistein als Ersatz-Held
17.09.2024 Bremgarten, WohlenTag der Gemeinsamkeiten
Bremgarten und Wohlen
Die Stadt Bremgarten und die Gemeinde Wohlen schlossen sich für den nationalen Tag der Bürgergemeinden zusammen. Beide Ortsbürgergemeinden machten gemeinsame Sache. Wobei das ja beim ...
Tag der Gemeinsamkeiten
Bremgarten und Wohlen
Die Stadt Bremgarten und die Gemeinde Wohlen schlossen sich für den nationalen Tag der Bürgergemeinden zusammen. Beide Ortsbürgergemeinden machten gemeinsame Sache. Wobei das ja beim Forstbetrieb mittlerweile eine ganz normale Angelegenheit ist. Dennoch: Die zwei Ortsbürgergemeinden präsentierten beim Erdmannlistein diverse Posten. Forstbetrieb, Jagdgesellschaft, beide Natur- und Vogelschutzvereine, eine Waldspielgruppe und ein Geschichtenerzähler stellten sich und ihre Arbeiten vor. Gute Ideen wurden im Wald umgesetzt. Ein «Tag für alle» sollte es werden. Aber ganz so viele sind dann nicht an den Erdmannlistein gepilgert. Das anfänglich schlechte Wetter lockte nur wenige Interessierte in den Wald. --dm
Nationaler Tag der Bürgermeinden: Bremgarten und Wohlen als gemeinsamer Organisator
Der Schulterschluss von Bremgarten und Wohlen war vorbildlich. Es hätte ein «Tag für alle» werden sollen. Dann kam aber der Regen – und die Besucherzahl hielt sich in Grenzen. Dafür standen der Erdmannlistein und seine Geschichten plötzlich im Mittelpunkt.
Daniel Marti
Alles war gut gemeint und bestens vorbereitet. Das vielseitige Engagement der Ortsbürgergemeinden wurde an diversen Posten aufgezeigt. Die Jäger, der Forstbetrieb, die Natur- und Vogelschutzvereine und eine Waldspielgruppe demonstrierten mit ihrer Präsenz, was im Wald so alles passiert. Alle Interessierten erhielten einen spannenden Einblick in die Arbeit im Wald. Und die beiden Ortsbürgergemeinden Bremgarten und Wohlen schlossen sich zusammen zu diesem «Tag für alle».
Beim Erdmannlistein wurde der nationale Tag der Bürgergemeinden gemeinsam gefeiert. Eine gute Idee. Aber eine knappe Stunde vor der feierlichen Eröffnung begann der Regen. Und wer wagt sich dann schon in den Wald? Jedenfalls nur wenige. «Wir dachten an einen schönen und lauschigen Herbsttag und dass die Sonne scheint», meinte Wohlens Gemeindeammann Arsène Perroud. Was für ein Pech: Die Sonne zeigte sich mit viel Verspätung und auch nur zögerlich.
Gute Zusammenarbeit
Der Input, den nationalen Tag der Bürgergemeinden zu nutzen, kam von Ruedi Donat. Er ist ehemaliger Vorsteher der Ortsbürgergemeinde Wohlen und Vorstandsmitglied im Ortsbürgerverband Aargau. Und Donat strahlte, trotz regnerischem Wetter. «Es ist einfach schön, dass dieser Anlass ermöglicht wurde», freute er sich. Am Nachmittag kamen dann doch noch einige Personen beim Erdmannlistein vorbei und interessierten sich für die verschiedenen Angebote.
Trotz wenig Publikum draussen im Wald wurde wenigstens ein wesentlicher Punkt ersichtlich: Die Stadt Bremgarten und die Gemeinde Wohlen haben eine gute Zusammenarbeit vorgelebt. «Die Ortsbürgergemeinden haben verschiedene Funktionen, sie engagieren sich für kulturelle Veranstaltungen und historische Bauten. Und mit der Stadt Bremgarten haben wir mit dem gemeinsamen Forstbetrieb eine grosse Schnittstelle», betonte Wohlens Gemeindeammann Arsène Perroud. Der Wald sei ein wichtiges Naherholungsgebiet und hier herrsche auch Biodiversität.
Ortsbürger besetzten früher die wichtigen Posten
«Ortsbürgergemeinden sind eine alte Einrichtung, früher hatten sie das Sagen», erklärte Bremgartens Stadtammann Raymond Tellenbach. «Die Ortsbürgergemeinden besetzten früher die wichtigen Posten und waren zudem im Besitz der Ländereien.» Und die grosse Bedeutung als Holzlieferanten geht weit zurück. Als Nicht-Ortsbürger habe dies früher problematisch werden können, erinnerte Tellenbach, vor allem bei einem kalten Winter.
Und früher war auch das Sozialwesen bei der Ortsbürgergemeinde angesiedelt. Sie haben Spitäler finanziert und betrieben. Das ist heute nicht mehr vorstellbar. «Heute», so Bremgartens Stadtammann Tellenbach, «ist man darüber nicht unglücklich, denn das Sozialwesen wäre für die Ortsbürgergemeinden nicht mehr tragbar.» Dafür freuen sich beide Ortsbürgergemeinden über den erfolgreichen Forstbetrieb, «der stets einen Gewinn abwirft», so Tellenbach. Dies vor allem dank der Holzschnitzelbewirtschaftung. Da hat die Stadt Bremgarten als Vorreiterin mit dem Wärmeverbund Wesentliches beigetragen. «Zudem kommt Holz, das vom Borkenkäfer befallen ist, direkt in die Schnitzelheizungen.»
Raymond Tellenbach legte auch ein gutes Wort für die Jäger ein. Oft werde die Jagd zu wenig gewürdigt, meinte er. «Sie zählen nicht nur das Wild, die Jäger schauen auch zum Wild.»
Beide wollen für sich den Erdmannlistein
Und dann stand am nationalen Tag der Bürgergemeinden noch der Erdmannlistein im Mittelpunkt. Leicht unterhalb des riesigen Brockens, der gegen 60 Tonnen wiegen soll, starteten die beiden Ortsbürgergemeinden mit den verschiedenen Posten. Beide Gemeindeoberhäupter betonten die Wichtigkeit des Erdmannlisteins. «Wir sind stolz darauf, dass der Erdmannlistein auf unserem Boden liegt», so Perroud. «Der Erdmannlistein gehört doch auch ein wenig zu uns», intervenierte Tellenbach. Der Erdmannlistein wurde dann auch zum heimlichen Star des nationalen Tages der Bürgergemeinden. Oder genauer: Geschichtenerzähler Christoph Bruggisser sorgte für eine interessante Abwechslung. Der Erdmannlistein besteht aus zwei rund fünf Meter hohen Felsbrocken, auf diesen beiden liegt ein dritter, grösserer Block. Das Gestein wurde einst durch den Reussgletscher ins Mittelland transportiert.
Das Jammern der Erdmannli
Einerseits kann es sich um eine rein zufällige Anordnung der Findlinge handeln, andererseits wird angenommen, dass sie von Menschenhand aufeinandergeschichtet wurden.
Wie auch immer. Geschichtenerzähler Bruggisser – er stammt aus der gleichnamigen Wohler Strohindustrie-Familie und wohnt heute in Brugg – weiss manche spannende Story oder Sage rund um den markanten Erdmannlistein. Zum Beispiel, dass am längsten Tag (21. Juni) der Sonnenstrahl genau über eine Kante des oberen Brockens führt. Ein weiteres Phänomen ist während der Tag-und-Nacht-Gleiche zu beobachten. Das sind die beiden Kalendertage eines Jahres, an denen Tag und Nacht etwa gleich lang sind, dies ist um den 21. März und 23. September herum. Dann fällt der Sonnenstrahl durch die Felsenöffnung auf einen weiteren Stein und zeichnet dort ein Wolfsgesicht. Und eine weitere Sonnenstrahlenkombination sorgt für ein Bild, das ein Gesicht eines Erdmännchens erahnen lässt.
Viel Mystisches gibt es über den Erdmannlistein zu berichten. Dass böse Buben beispielsweise einst das Loch zugeschüttet haben, aus dem die Erdmannli gekrochen sind. «Das Jammern der Erdmannli ist heute noch in besonderen Nächten zu hören», sagt Geschichtenerzähler Bruggisser.
Selbst die Anordnung der Steine gibt Anlass zu Spekulationen. Sie könnte auf eine frühere Kulturstätte deuten. Auf der Kante des Wagenrains gibt es zudem zahlreiche kleinere und ähnliche Steine. «Ob das nur ein Zufall ist?», fragt sich Geschichtenerzähler und Experte Christoph Bruggisser.




