Entwicklung der Kinder fördern
15.09.2023 Region UnterfreiamtDie Kinderlaube in Nesselnbach hat nach dem Umzug das Angebot ausgebaut
Angefangen hat alles mit einer Spielgruppe. Inzwischen ist das Angebot stetig gewachsen. Heute versteht sich die Kinderlaube als Begegnungsort für Kinder und Familien. Hier werden die Kleinen ...
Die Kinderlaube in Nesselnbach hat nach dem Umzug das Angebot ausgebaut
Angefangen hat alles mit einer Spielgruppe. Inzwischen ist das Angebot stetig gewachsen. Heute versteht sich die Kinderlaube als Begegnungsort für Kinder und Familien. Hier werden die Kleinen individuell begleitet und gefördert und die Eltern beraten und vernetzt.
Chregi Hansen
Weit hatten es die Umzugshelfer nicht. Die Kinderlaube befindet sich seit August direkt im Nachbargebäude. Hier haben Melanie Ostertag und Ramona Schild und ihr Team mehr Platz, um all die Ideen umzusetzen, die sie noch haben. Und das sind ganz schön viele.
Von der Landstrasse 1b, dem bekannten roten Haus in Nesselnbach, ging es rüber an die Landstrasse 1a. Der sehr beliebte Aussenbereich mit Rutsche, Sandkasten, Bobby-Cars usw. kann weiter benutzt werden und liegt nur wenige Schritte entfernt. «Der Standort ist für uns ein Glücksfall. Der Vermieter kennt uns und findet gut, was wir machen», freut sich Leiterin Melanie Ostertag. Am neuen Ort stehen jetzt zwei abgetrennte Räume zur Verfügung, was eine bessere Nutzung erlaubt. Denn die Kinderlaube ist längst nicht mehr «nur» eine Spielgruppe. Hier soll eine Art Kompetenzzentrum entstehen für Familien mit kleinen Kindern.
Spielgruppen bleiben wichtiges Angebot
Angefangen hat alles vor fünf Jahren, als Melanie Ostertag in Nesselnbach eine Spielgruppe eröffnete. «Der Anfang war schwer, zu Beginn waren es nur zwei Kinder. Eins davon war mein eigenes», schmunzelt die diplomierte Spielgruppenleiterin. Doch nach und nach trafen neue Anfragen ein, schon nach dem ersten Jahr wurde eine zweite Gruppe eröffnet. Noch immer sind die Spielgruppen ein wichtiger Bestandteil des Angebots. Aktuell gibt es die Minispielgruppe für Kinder ab 2 Jahren und die Gruppe Dinne/Dusse für Kinder ab 3 Jahren, die einen Teil der Zeit – der Name ist Programm – im Freien verbringt. Zudem bietet die Kinderlaube in den Schulferien jeweils eine spezielle Woche an. Diesen Herbst etwa unter dem Motto «Hokuspokus und Simsalabim». Hier können auch ältere Kinder bis zur 2. Klasse teilnehmen.
«Wir versuchen, die uns anvertrauten Kinder zu fördern und sie fit zu machen für den Kindergarten», sagt Ramona Schild. Die Fachfrau Betreuung ist die Schwester von Melanie Ostertag und verstärkt seit Kurzem das Team, zuvor hat sie in einer anderen Spielgruppe gearbeitet. Leider stelle man heute immer mehr fest, dass die Kinder der Entwicklung etwas hinterherhinken. Sei es sprachlich, sei es motorisch. Dem will man gezielt entgegensteuern.
So gibt es etwa eine Bewegungsbaustelle, auf der die Kinder klettern und herumtoben können. «Vielen Kindern mangelt es heute an Bewegung», stellt Ramona Schild fest. In der Kinderlaube können sie ihr Körpergefühl trainieren, aber auch experimentieren mit Materialien wie Brettern, Seilen, Rohren, Kisten, Klebeband, Wäscheklammern, Zeitungspapier und Tüchern. Temporär wird zudem einer der Räume zu einem Indoor-Sandkasten. «Drinnen in einer grossen Kiste voller Sand zu spielen und zu experimentieren, ist ein besonderes und sinnliches Erlebnis», sagt Melanie Ostertag.
Die Kinderlaube will aber nicht nur die Kinder fördern, sondern auch die Eltern unterstützen. Viele junge Mütter und Väter würden sich unsicher fühlen im Umgang mit Kindern. Mit speziellen Angeboten soll diese Unsicherheit beseitigt werden. «Die Eltern kommen mit ihren Kindern, dürfen hier mit den Kindern spielen, erhalten von uns Tipps und Inspiration und können sich mit anderen Eltern austauschen», erklärt Ostertag das Prinzip. Dabei handelt es sich nicht um Kurse im eigentlichen Sinn. Die Eltern können mit ihren Kindern während der Öffnungszeiten der verschiedenen Spielräume frei kommen und gehen. «Oft spielen die Eltern anfangs mit und ziehen sich dann zurück und sind nur noch Zuschauer. Die Kinder haben aber die Sicherheit, dass die Bezugsperson noch da ist», erklärt Schild.
Möglichst flexibel bleiben
Man habe letztes Jahr einen ersten Testlauf mit dem neuen Angebot gemacht und baue dieses jetzt nach und nach aus, erklärt Leiterin Melanie Ostertag. So gibt es die ElKi-Musikzwerge, die ElKi-Krabbelmäuse, eine Theaterwerkstatt, die Koch-Zwerge, die Musik-Mäuse und vieles mehr. Das Team will den Kindern die ganze Bandbreite der Betätigungen bieten. «Sie müssen nicht wochenlang in der Kochgruppe mitmachen. Wenn es ihnen nicht mehr gefällt, können sie in eine andere Gruppe wechseln», erklärt die Leiterin.
Die Kinderlaube will eben möglichst flexibel bleiben. So soll es auch möglich sein, Kinder auch nur für eine oder zwei Stunden vorbeizubringen. Beispielsweise für einen Coiffeurbesuch. Oder wenn im Homeoffice eine Online-Besprechung ansteht. «Es reicht, wenn man sich einen Tag vorher meldet», sagt Ostertag. Noch wird dieses Angebot eher wenig genutzt, es sind vor allem Eltern, welche die Spielgruppe kennen, die darauf zurückgreifen. «Hier auf dem Land braucht es immer etwas länger, bis sich so etwas herumgesprochen hat und genutzt wird», ist sich Melanie Ostertag bewusst.
Ideen haben die beiden noch viele. Etwa von einem Elterncafé, in dem sich junge Mütter und Väter austauschen können. Oder spezielle Weiterbildungsangebote für Eltern. Neu startet auch ein Sprachförderungsprogramm in der Spielgruppe. «Wir haben immer mehr fremdsprachige Kinder. Hier können sie spielerisch Deutsch lernen. So hat das Kind ideale Voraussetzungen für einen optimalen Kindergartenstart», sagt Schild. Sie selber absolviert derzeit eine Ausbildung in Pikler-Pädagogik und wird die dort gewonnenen Erkenntnisse in die Arbeit einfliessen lassen.
Hoffen auf Gemeinde
In Zukunft hoffen Ostertag und Schild auf mehr Unterstützung durch die Gemeinde. «Aktuell erhalten wir kein Geld von ihr. Das ist schade, denn viele Kindergärten und Schulen stellen fest, dass etliche Kinder in der Entwicklung weniger weit sind als früher. Wir leisten da wichtige Arbeit, damit der Start in den Kindergarten gelingt», sagt Melanie Ostertag. Sie hofft darum, dass die gute Arbeit sich herumspricht und zu einem Umdenken führt. Bis dahin muss sich die Kinderlaube selbst finanzieren. Und mit ihren immer neuen Angeboten noch mehr Eltern ansprechen. «Wir sind jedenfalls voll motiviert», sagen die beiden Schwestern. Und der neue Standort motiviert sie gleich noch mehr.