Einsteigen, anschnallen und staunen
29.10.2024 WohlenTecNight an der Kantonsschule: Eine Fülle an Technik-Referaten
Das Angebot an Referaten, das von der Kanti in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften präsentiert wurde, war riesig. Traumberuf Pilot, Treibhausgas und ...
TecNight an der Kantonsschule: Eine Fülle an Technik-Referaten
Das Angebot an Referaten, das von der Kanti in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften präsentiert wurde, war riesig. Traumberuf Pilot, Treibhausgas und Atomendlager – drei ausgewählte Themen.
Erst die musikalische Begrüssung, dann im Pavillon 16 Musiklehrer Walter Siegel persönlich am Piano mit Gesang: «Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein», als Einstimmung zum Referat von Swiss-Pilot Markus Herrmann.
Dass in der Luft nicht mehr alles so grenzenlos ist, Pilot aber immer noch ein Traumberuf sein kann, konnte Herrmann in seinem Referat aufzeigen. «Nach einer Ausbildung zum Polymechaniker hatte ich keine Lust auf reines Studieren», gab er unumwunden zu, «so bewarb ich mich bei Swiss. Die Ausbildung war anspruchsvoll, aber abwechslungsreich», zieht er Bilanz. Nach der Grundausbildung zum Verkehrspiloten war der «Jumbolino» sein erster Flieger, das war im Frühjahr 2015. Mit jungen 37 Jahren sitzt er heute im Cockpit einer Boeing 777. Ein anderer Weg führt Jungs und Mädels bereits ab 17 Jahren zur Fliegerei: Sohair, die Ausbildungsplattform für zukünftige Piloten – Pilotenpraktikum mit zehn Flugstunden.
Nachhaltigkeit auch im eigenen Interesse
Herrmann schilderte und illustrierte anhand von spannenden Bildern die Probleme und Bemühungen der heutigen Fliegerei und der Swiss im Speziellen. Das seien primär einmal das Wetter mit vermehrten Stürmen und Gewittern, der schwächere Jet-Stream, welche die Flugzeiten und damit den «Sprit-Verbrauch» beeinträchtigte. Aber auch die zahlreichen Bisen-Tage am Flughafen Zürich, die auf das Start- und Lande-Prozedere massiven Einfluss haben, was zu Verspätungen führe.
Als weiteren Punkt erwähnte Herrmann die geopolitische Lage. Kritische und verbotene Lufträume führten zu Umwegen und längeren Flugzeiten. Dies war auch die Überleitung zum Thema Nachhaltigkeit. Abhängig von der Studie ist die Luftfahrt mit rund 2 bis 4 Prozent an den CO2-Emissionen beteiligt. «Sowohl aus Nachhaltigkeitsüberlegungen als auch aus Kostengründen sind Swiss und ihre Piloten und Pilotinnen interessiert, den Treibstoffverbrauch möglichst niedrig zu halten», beteuerte Herrmann.
Dies werde realisiert durch regelmässige Erneuerung der Flugzeugflotte, Flugweg-Optimierung sowie ökonomischem Fliegen und Rollen am Boden durch die Piloten. CO2-Emissionen waren dann auch der Übergang zum nächsten Referat.
Kohlendioxid im Meeresboden speichern?
Auch bei einem Ersatz fossiler Brennstoffe sei der Ausstoss von Kohlendioxid (CO2) nicht zu vermeiden. Dieses Treibhausgas resultiert auch aus der Landwirtschaft und bei Industrieprozessen, vor allem in der Zementindustrie.
Referent Josef Waltisberg, Fachmann auf diesem Gebiet, erläuterte Möglichkeiten, den CO2-Ausstoss zu reduzieren, erwähnte aber auch dessen mengenmässig bescheidene Nutzung in der chemischen Industrie (Aufarbeitung zu Methanol als Brennstoff). Versuche und längerfristige Tests zur Endlagerung des CO2 unter dem Meeresboden in poröse Gesteinsschichten seien in Norddeutschland und Norwegen am Laufen, was Waltisberg an verschiedenen Schemata aufzeigte.
Dasselbe praktiziert die Firma Climeworks in Island, die ihren Ursprung im zürcherischen Hinwil hatte, wo damals das absorbierte CO2 im «Blöterliwasser» eingesetzt wurde, heute aber ebenfalls in Grossanlagen absorbiert und geologisch gespeichert wird.
Eine Lösung für die Ewigkeit?
Ob die realisierten Projekte und geplanten Massnahmen ausreichen, um die Klimaziele zu erreichen, konnte auch Waltisberg nicht beantworten. Um vergleichbare Probleme, jedoch mit noch grösserem Ausmass, ging es in einem nächsten Referat: die Tiefenlagerung von Atommüll.
«September 2031 – Abstimmung betreffend Atomendlager in der Zürcher Gemeinde Stadel», schaute Lukas Oesch von der Nagra in die Zukunft und liess auch gleich abstimmen. Aber dies nicht nur mit Ja oder Nein, sondern zweidimensional, unter Berücksichtigung der Kriterien «Wissenschaft» und «Gesellschaft».
Ja-Lager nicht mehr eindeutig
Nach seinen Erläuterungen zum Zwischenlager beim Paul-Scherrer-Institut in Würenlingen, dem Unterschied zu einem Tiefenlager, den gesetzlichen Vorgaben für eine solche Lagerstätte und dem vorgegebenen Endziel, einer Garantie für eine passive Sicherheit des Lagers für eine Million Jahre, verteilte sich das «Wahlresultat» der Abstimmenden über das ganze Blatt – das Ja-Lager war nicht mehr so eindeutig.
Für Referent Oesch war jedoch klar: «Nach 50 Jahren Forschung ist die Region Zürcher-Unterland, nördlich Lägern, der Standort, wo die Nagra hinwill.»
Es sei die dortige Felsbeschaffenheit, Gesteinsschichten aus Opalinuston, die für ein derartiges Tiefenlager als sicherste Variante gelte. Warten wir es ab – man wird ja im Jahr 2031 abstimmen können. --rig
Die TecNight in Wohlen wurde durchgeführt von der Kantonsschule Wohlen sowie der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften.