Eine Zukunft voller Sorgen
11.06.2025 Wohlen, FinanzenDie Finanz- und Geschäftsprüfungskommission zur Rechnung 2024 der Gemeinde Wohlen
Die Nettoschuld pro Einwohner steigt weiter, der Steuerertrag pro Einwohner ist deutlich unter dem Kantonsmittel, der Selbstfinanzierungsgrad ist zu tief. Eigentlich zeigen fast ...
Die Finanz- und Geschäftsprüfungskommission zur Rechnung 2024 der Gemeinde Wohlen
Die Nettoschuld pro Einwohner steigt weiter, der Steuerertrag pro Einwohner ist deutlich unter dem Kantonsmittel, der Selbstfinanzierungsgrad ist zu tief. Eigentlich zeigen fast alle wesentlichen Zahlen in die falsche Richtung. Die Rechnung schliesst gegenüber dem Budget besser ab, sie ist aber in vielen Bereichen ungenügend.
Daniel Marti
Sie geht sachlich, aber auch kritisch mit der Jahresrechnung um. Die Finanz- und Geschäftsprüfungskommission blickt auch besorgt in die Zukunft. Trotzdem genehmigt sie die Rechnung 2024 der Gemeinde Wohlen. Und die FGPK ruft auch in Erinnerung, dass die Rechnung nur dank zwei wichtigen Pluspunkten einigermassen ausgeglichen ist und nur ein Minus von 200 000 Franken aufweist. Im Gesamtergebnis ist die Entnahme aus den Aufwertungsreserven von 1,26 Millionen Franken sowie der Zuschuss aus dem kantonalen Finanzausgleich in der Höhe von 5,4 Millionen Franken enthalten. Das sind total 6,66 Millionen Franken. Ohne diese «Zuschüsse» wäre die Rechnung tiefrot.
Der betriebliche Aufwand betrug im Jahr 2024 72,72 Millionen Franken, beim betrieblichen Ertrag sind es 70,33 Millionen. Das Ergebnis liegt somit bei minus 2,39 Millionen, im Vorjahr waren es 3,05 Millionen. Der Finanzertrag (0,93 Millionen) und der ausserordentlich budgetierte Aufwertungsreserve-Ertrag (1,26 Millionen) führten zum knapp negativen Gesamtergebnis von minus 200 000 Franken (im Vorjahr waren es minus 0,31 Millionen). Immerhin: Gegenüber dem Budget fällt das Gesamtergebnis um 1,43 Millionen Franken besser aus.
Fast überall weit weg vom Kantonsmittel
Die Steuereinnahmen sind höher ausgefallen als budgetiert, dies um 1,72 Millionen Franken. Die Steuerkraft der natürlichen Personen betrug 2020 Franken pro Einwohner, im Vorjahr waren es 1974 Franken. Damit ist Wohlen weit weg vom Kantonsmittel, dieses liegt bei 2514 Franken, Wohlen liegt um 21 Prozent unter diesem Wert. Die «unterdurchschnittliche Steuerkraft der natürlichen Personen» bereitet der Finanz- und Geschäftsprüfungskommission Sorgen.
Bei der Nettoschuld pro Kopf gehen die Zahlen in die andere, in die negative Richtung, nämlich deutlich nach oben. Im Jahr 2024 liegt dieser Wert bei 3663 Franken. Laut kantonalen Richtlinien ist eine Pro-Kopf-Verschuldung bis 2500 Franken noch tragbar. In Wohlen wurde diese Marke vor zwei Jahren überschritten. Im Jahr 2022 waren es noch 2343 Franken Schulden pro Kopf.
Die Darlehensschuld betrug im letzten Jahr 90,2 Millionen Franken. Tendenz steigend. Bei einem durchschnittlichen Zinssatz von 1,35 Prozent mussten 1,12 Millionen Franken an Zinsen bezahlt werden.
Ebenfalls Sorgen – dies seit Jahren – bereitet der Selbstfinanzierungsgrad. Im vergangenen Jahr betrug dieser viel zu tiefe 32,01 Prozent. Gerade mal ein Drittel der Nettoinvestitionen konnte somit aus eigenen Mitteln finanziert werden. Der Anteil sollte eigentlich nicht unter 50 Prozent liegen, bereits im Jahr 2022 war dieser Anteil sehr tief (20,13 Prozent), das Jahr 2021 (32,57 Prozent) war ähnlich schlecht wie das Jahr 2024.
Hohe Verschuldung steigt weiter
Die Finanz- und Geschäftsprüfungskommission empfiehlt daher, künftig «pragmatische, nachhaltige und finanzierbare Lösungen zu finden». Damit zielt die Kommission Richtung Finanzplan und Investitionsprogramm. Der Steigerung der Steuerkraft müsse «weiterhin grösste Aufmerksamkeit geschenkt werden», so die Kommission, «gleichzeitig muss die Zunahme des Nettoaufwandes, sofern gesetzlich zulässig, gebremst werden.» Auch die Selbstfinanzierung müsse auf ein höheres Niveau geführt werden, «um ein ausgeglichenes Ergebnis der Erfolgsrechnung zu erreichen». Sollte dies nicht gelingen, droht die sonst schon erwartete sehr hohe Verschuldung noch weiter anzusteigen. Keine schönen Aussichten sind das für Wohlens Finanzhaushalt.
Sportpark Bünzmatt: Zwingend Lösung finden
Die Finanz- und Geschäftsprüfungskommission hat sich auch intensiv des Sportparks Bünzmatt angenommen. Die Einwohnergemeinde Wohlen ist die alleinige Eigentümerin der Sportpark Bünzmatt AG. Der Beteiligungswert beträgt drei Millionen Franken. Dieser Wert wurde in den Jahren 2021 und 2024 auf 1,5 Millionen wertberichtigt.
Die Kommission erinnert daran, dass die Sportpark Bünzmatt AG von der Gemeinde Wohlen Geld für das Projekt «Neubau Eishalle» und «Erneuerung Schwimmbad» erhalten hat, total 5,44 Millionen Franken. «Dieses Geld konnte von der Sportpark Bünzmatt AG bis dato nicht zurückbezahlt werden, da kein externer Darlehensgeber gefunden wurde», so die FGPK. Gemäss Prüfungsbericht von Gruber Partner AG müsse im Jahr 2025 entweder eine Fremdfinanzierung erfolgen oder die Sportpark Bünzmatt AG in die Einwohnergemeinde buchhalterisch integriert werden.
Der Originalton: «Sollten im Geschäftsjahr 2025 weiterhin Anzeichen bestehen, dass diese Forderung von 5,44 Millionen nicht in absehbarer Zeit beispielsweise durch ein erhaltenes Bankdarlehen oder durch positive Jahresergebnisse beglichen werden kann, ist eine erfolgswirksame Wertberichtigung im selben Umfang in der Jahresrechnung 2025 zu verbuchen.»
Nur Verbindlichkeiten werden belastet
«Dies würde bedeuten, dass die Erfolgsrechnung der Einwohnergemeinde 2025 mit diesen 5,44 Millionen belastet würde.» Nicht belastet würden allerdings die Finanzverbindlichkeiten der Gemeinde, also kein Geldabfluss. Denn die finanziellen Mittel sind ja bereits während der Projektphase zur Verfügung gestellt worden. Trotzdem müsse in diesem Jahr eine Lösung gefunden werden, so die Kommission.