Eine Kür und wohl ein Duell
08.12.2023 Einwohnerrat, WohlenWahlen und Budget 2024
Der Einwohnerrat hat an seiner letzten Sitzung des Jahres wichtige Entscheide zu fällen. Einwohnerratspräsident Cyrille Meier steht vor seinem Abschied. Sein Nachfolger wird gewählt, dies ist Marc Läuffer von der SVP. Im Kampf um ...
Wahlen und Budget 2024
Der Einwohnerrat hat an seiner letzten Sitzung des Jahres wichtige Entscheide zu fällen. Einwohnerratspräsident Cyrille Meier steht vor seinem Abschied. Sein Nachfolger wird gewählt, dies ist Marc Läuffer von der SVP. Im Kampf um das Vizepräsidium zeichnet sich ein Duell zwischen FDP und GLP ab. Zuletzt versucht das Dorfparlament, ein mehrheitsfähiges Budget zu kreieren. --dm
Wer wird ab 2025 neu das Vizepräsidium bekleiden? Es deutet auf eine Kampfwahl hin
Sie haben Stillschweigen vereinbart. Erst am Montagabend wollen die Parteien die Karten auf den Tisch legen. Die Wahl des neuen Einwohnerratspräsidenten Marc Läuffer dürfte zur Kür werden. Beim neuen Vize stehen die Zeichen auf Kampfwahl zwischen FDP und Grünliberalen.
Daniel Marti
Die Wahl von Marc Läuffer zum neuen Präsidenten des Einwohnerrates wird am Montagabend unbestritten sein. Der SVP-Politiker wird Cyrille Meier (SP) ablösen und in den Jahren 2024 und 2025 als höchster Wohler dem Dorfparlament vorstehen.
Die Wahl des Vizepräsidenten zum Präsidenten gilt in der Regel als gesichert. Erst einmal in der bald 60-jährigen Geschichte des Einwohnerrates wurde der amtierende Vizepräsident nicht zum Präsidenten gewählt. Dies betraf Sepp Muff (SP), der Rat wählte dafür Mitte der Achtzigerjahre Theo Geissmann (FDP). So konnte damals der stete Wechsel zwischen CVP und FDP im letzten Moment gewahrt bleiben. Geissmann präsidierte den Einwohnerrat in den Jahren 1986 und 1987.
Erst seit 2002 sind die kleineren Parteien integriert
Erst 16 Jahre später wurde die Vormachtstellung von CVP und FDP durchbrochen. Mit Urs Kuhn (Eusi Lüüt und Grüne) präsidierte in den Jahren 2002 und 2003 erstmals ein Politiker einer kleinen Partei das Dorfparlament. Eine Amtsperiode später kam die damals aufstrebende SVP erstmals zum Zug. Claude Salathé war für die Premiere der Volkspartei an der Ratsspitze verantwortlich. Seither ist die Wahl des Einwohnerratspräsidenten für alle Parteien denkbar. Und mit der Wahl des Vizepräsidenten wird auch die Wahl des designierten Ratspräsidenten für zwei Jahre später vorgespurt.
Also wer wird am Montagabend ins Amt des Vizepräsidenten gewählt? Dies ist dann der designierte Ratspräsident der Jahre 2026 und 2027. Und welche Partei kann überhaupt in Betracht gezogen werden?
Ab nächstem Jahr stellt die SVP den Höchsten im Dorf. Gegenwärtig ist das Amt in den Händen von Cyrille Meier und der SP. Zuvor hiessen die Einwohnerratspräsidenten Meinrad Meyer (Mitte) in den Jahren 2020 und 2021 sowie Edi Brunner (SVP) in den Jahren 2018 und 2019.
Sie schweigen alle – FDP und Grünliberale in bester Position
Diese drei – SVP, SP und Mitte – werden wohl kaum einen Anspruch stellen – ausser es findet sich bei den anderen Parteien keine geeignete Kandidatur. Rein von der Bedeutung her wäre eigentlich die Fraktion FDP / Dorfteil Anglikon an der Reihe. Sie stellte in den Jahren 2016 und 2017 mit Andrea Duschén letztmals den Einwohnerratspräsidenten. Weiter kommen sicher die Grünliberalen infrage, sie waren vor zwei Jahren die Wahlsiegerin und stellen mittlerweile sechs Sitze, dies sind gleich viele Sitze wie die Fraktion FDP (4) / Dorfteil Anglikon (2).
Die Grünliberalen stellen mit Simon Sax bereits den Präsidenten der Finanz- und Geschäftsprüfungskommission. Auch die grosse Kommission wird am Montagabend neu gewählt. Stellt sich Sax zur Wiederwahl? Er verweist auf das vereinbarte Stillschweigen. Er könne deshalb nur darauf hinweisen, dass, auch wenn eine Wiederwahl möglich sei, «die Amtsdauer jeweils zwei Jahre beträgt und dass deren Einhaltung Usus ist». Das lässt also alles offen – Ratsvizepräsidium und FGPK-Präsidium.
In der Regel geben die Parteien tatsächlich seit ein paar Jahren keine Auskunft über die Resultate der interfraktionellen Sitzung. Dort wird verhandelt, wie und an wen die wichtigsten Posten vergeben werden könnten. Trotz Verschwiegenheit: Stellen die Freisinnigen und die Grünliberalen Ansprüche aufs Vizepräsidium?
Matthias Angst, Präsident der Grünliberalen: «Ich kann keine Auskunft geben.» Es sei jedoch klar, dass die GLP/EVP-Fraktion aufgrund ihrer Stärke weiterhin nicht nur in den Sachgeschäften, «sondern auch hinsichtlich Aufgaben und Mandaten ihre Verantwortung wahrnehmen möchte». Und Samuel Keller, Präsident der FDP: «Ich darf nichts dazu sagen.»
Nimmt FDP-Präsident Keller einen erneuten Anlauf?
Man gibt sich also bedeckt. Und somit deutet sich wohl eine Kampfwahl an. Bereits vor zwei Jahren versuchte sich der Freisinn in Stellung zu bringen. Damals trat Samuel Keller gegen Marc Läuffer im Kampf um das Vizepräsidium an. Läuffer siegte deutlich mit 28 Stimmen, Keller erhielt 10 Stimmen. Gut möglich, dass der FDP-Präsident einen neuerlichen Anlauf nimmt. Oder schicken die Freisinnigen allenfalls ihren Fraktionspräsidenten Dieter Stäger ins Rennen? Und gibt es vielleicht ein Duell Stäger gegen Stäger? Dieter Stäger (FDP) gegen Philipp Stäger (Grünliberale)?
Läuft es auf diese beiden Parteien hinaus, auf GLP und FDP, würde das den Kreis der möglichen Kandidierenden einengen. Wer wagt allenfalls den Schritt und wer hat das Zeug dazu? Sicher Kanti-Rektor Matthias Angst. Oder doch der aktuelle FGPK-Präsident Simon Sax?
Frauen-Wahl wohl eher in zwei Jahren
Die Männer scheinen in der Favoritenrolle zu sein, obwohl eine Frauen-Wahl längst wieder fällig wäre. Die letzte Frau, die den Einwohnerrat präsidierte, ist Ariane Gregor (Mitte). Die heutige Gemeinderätin war in den Jahren 2014 und 2015 Einwohnerratspräsidentin.
In den Reihen der GLP und der FDP, die favorisiert werden, ist Julia Frischknecht (Grünliberale) die einzige Frau. Zählt man die EVP noch hinzu, dann kommt auch Beate Zimmermann infrage.
Die Fraktion FDP / Dorfteil Anglikon ist dagegen ein reiner Männer-Club. Gesamthaft betrachtet wäre eine Frauen-Wahl wohl eher überraschend. Vielleicht könnte dies dann in zwei Jahren wieder ein Thema sein, dann wird sich wohl die Mitte wieder in Stellung bringen. Die Mitte ist in Wohlen – zusammen mit der SP – mittlerweile auch eine Frauen-Partei. Beide stellen aktuell je drei Einwohnerrätinnen.