«Ein modernes Wunder»
06.12.2024 BremgartenDas Städtli im Weihnachtszauber
Christchindli-Märt: In Bremgarten werden diese Tage wieder 100 000 Besucher erwartet
Der grösste und schönste Weihnachtsmarkt der Schweiz hat begonnen. Bis am Sonntagabend zeigt sich Bremgarten ...
Das Städtli im Weihnachtszauber
Christchindli-Märt: In Bremgarten werden diese Tage wieder 100 000 Besucher erwartet
Der grösste und schönste Weihnachtsmarkt der Schweiz hat begonnen. Bis am Sonntagabend zeigt sich Bremgarten in seinem ganz speziellen Adventsgewand und lädt zum Staunen und Geniessen ein.
Marco Huwyler
Sabina Glarner hat eigenwillige Wünsche. Zumindest stellt man sich gemeinhin etwas anderes vor unter einem Wunsch als das, was sich die Christchindli-Märt-Präsidentin in diesen Tagen immer wieder gebetsmühlenartig wünscht: «Keine besonderen Vorkommnisse.» Nicht mehr und nicht weniger. Doch bei genauerer Betrachtung macht das aus ihrer Optik ganz viel Sinn. Denn der Christchindli-Märt in Bremgarten ist ohne besondere Vorkommnisse beileibe besonders genug. Nichts weniger als der «grösste und schönste Weihnachtsmarkt der Schweiz» nämlich, wie es sich die Veranstalter unbescheiden, aber realitätsnah auf die Fahne schreiben.
Das pittoreske Bremgarten ist immer eine Reise wert. Aber in den Tagen des Christchindli-Märts ganz besonders. Mit seinen 260 festlich geschmückten Ständen, der Musik, den Sternen, Samichläusen, Gerüchen und zahllosen Weihnachtslichtern inmitten der mittelalterlichen Gassen lässt es einen nachhaltig für die Festtage einstimmen und verzaubern. Nicht umsonst lautet das Credo der Verantwortlichen: «Weihnachten beginnt in Bremgarten.» Rund 100 000 Besucherinnen und Besucher werden über die vier Tage hinweg in Bremgarten erwartet. Selbst wenn die Wetteraussichten besser sein könnten. Denn das Adventserlebnis ist auch bei Regen ein besonderes, das bei ganz vielen schlicht dazugehört. Gemeinsam mit Stadträtin Claudia Bamert hat Sabina Glarner den Bremgarter Weihnachtsmarkt gestern Nachmittag offiziell eröffnet: «Ich wünsche uns allen einen wunderbaren Christchindli-Märt ohne besondere Vorkommnisse.» Schlicht einen unvergleichlich schönen Markt also.
Der Christchindli-Märt ist eröffnet
Punkt 13.30 Uhr war es gestern Stadträtin Claudia Bamert und Christchindli-Märt-Präsidentin Sabina Glarner vorbehalten, den diesjährigen Märt offiziell zu eröffnen. Bis am Sonntag herrscht in Bremgarten weihnachtliche Ausnahmestimmung allenthalben.
Marco Huwyler
Die Prozession ist man sich gewohnt im Städtli. Und doch ist es jedes Mal wieder speziell, wenn die Trychler mit ihrem unüberhörbaren Glockengeläut gefolgt von Samichlaus, Geistlichen und lokalen Politprominenz auf den Obertorplatz ziehen. Auch heuer wieder zog das Spektakel viele Schaulustige an, die den unverwechselbaren Umzug auf dem Smartphone festhielten und von dort aus in die Welt verbreiteten. Schliesslich wird man ja nicht alle Tage Zeuge von der Eröffnung des bekanntermassen grössten und schönsten Weihnachtsmarktes der Schweiz. Oder um es in den Worten des Stadtammanns zu sagen: dem schönsten gar der nördlichen Erdhalbkugel.
«Wunder im Stall»
Dieser Markt steht heuer unter dem Motto «Wunder im Stall». Dem Ursprung dessen also, weshalb wir überhaupt so was wie einen Christchindli-Märt haben. Darauf wurde am Donnerstagmittag auch im ökumenischen Eröffnungsgottesdienst der «Märt-Chile» eingegangen. Der katholische Pfarreiseelsorger Claudio Gabriel erinnerte, welch Wunder die Entstehung von Leben und das Vorhandensein von Liebe eigentlich ist. «Ich hatte gerade kürzlich wieder das Glück, bei einer Kalbsgeburt anwesend sein zu dürfen», lächelte der Seelsorger, der neben seiner geistlichen Tätigkeit auf einem Bauernhof mitanpackt. «Ein solches Wunder im Stall lehrt einen jedes Mal von Neuem wieder Demut. Eine Demut, die heute vielerorts auf der Welt gut zu Gesicht stehen würde.» Eine Demut auch, die man bei allem Weihnachtszauber und aller Kauflust in diesen Tagen nie vergessen sollte.
Ein «Wunder-Team»
Zumal es vor allem das Gemeinschaftliche ist, das einen besonderen Markt wie den Christchindli-Märt ausmacht. Dafür, dass in der weihnachtlich geschmückten Altstadt wieder unzählige Menschen aus nah und fern die Seele baumeln lassen können, haben in den letzten Wochen und Monaten Hunderte Einheimische gearbeitet. «Ich habe ein Wunder-Team hinter mir», lächelte Christchindli-Märt-Präsidentin Sabina Glarner in ihrer Eröffnungsrede – das Markt-Motto wieder aufnehmend. «Ohne diese wunderbare Hilfe an allen Ecken und Enden ginge es nicht.»
Freude am Miteinander
Auch Claudia Bamert erinnerte in ihrer Ansprache später auf dem Obertorplatz an die vielen Menschen hinter dem ganzen Zauber. «Es erinnert mich an die Weihnachtsbücher von früher. An all die Engel und Elfen, die dafür schuften, dass Weihnachten etwas Besonderes wird. Und das erleben wir hier auch in Bremgarten. Bloss dass hier die Helfer keine Flügel haben», schmunzelte die Stadträtin. «Lassen wir uns also vom Resultat all dieser Arbeit verzaubern. Beim romantischen Flanieren in unserer wunderschönen Stadt, die nun so weihnachtlich daherkommt. Ohne unseren Markt wäre Weihnachten einfach nicht dasselbe.» So viele glückliche Menschen im vorweihnachtlichen Bremgarten, die zusammen Freude am Miteinander hätten, sei doch etwas vom Schönsten, was es überhaupt gibt, meinte Bamert, bevor sie gemeinsam mit Sabina Glarner das Band durchtrennte und den Christchindli-Märt unter grossem Applaus offiziell für eröffnet erklärte. Die Politik ist in diesem Moment weit weg
– bei ihr und allen anderen.
Humorvoller Pfarrer
Fast allen zumindest. Denn der reformierte Pfarrer Ruedi Bertschi liess es sich in seiner Ansprache nicht nehmen, das Thema, das die Menschen in diesen Wochen in Bremgarten bewegte, süffisant nochmals aufzugreifen. «Vor einem Jahr haben wir gemeinsam im Casino friedlich die Steuern um drei Prozent erhöht. Dieses Jahr haben wir gemeinsam im Casino die Steuern um sieben Prozent erhöht. Wieder friedlich. So was nenne ich ein modernes Wunder im Stall», schmunzelte der Geistliche unter den zahlreichen Lachern der geladenen Gäste.
Recht hat er, der gute Mann. Vielleicht waren die Bremgarterinnen und Bremgarter angesichts von so viel vernünftiger, friedlicher Weitsicht bereits vor einer Woche vom Christchindli-Märt inspiriert. Die Wunder in den nächsten drei Tagen sollen aber anderer Natur sein. Schliesslich gilt es, rund 100 000 Menschen das wundervolle Bremgarten von seiner schönsten Seite zu zeigen und sich dabei selbst das Herz erwärmen zu lassen. Wunderbar, dass man dies jedes Jahr von Neuem erleben darf.