Ein Leitwolf für die Jungen
03.08.2023 Fussball, SportWohlen startet in Basel
Die Fussballmeisterschaft in der 1. Liga classic geht los. Der FC Wohlen ist am Sonntag zum ersten Mal im Einsatz. Die Freiämter treffen um 14 Uhr auswärts auf Concordia Basel, den Tabellenvierten der vergangenen Saison. --jl
...Wohlen startet in Basel
Die Fussballmeisterschaft in der 1. Liga classic geht los. Der FC Wohlen ist am Sonntag zum ersten Mal im Einsatz. Die Freiämter treffen um 14 Uhr auswärts auf Concordia Basel, den Tabellenvierten der vergangenen Saison. --jl
Fussball, 1. Liga classic: Wohlens Patrik Gjidoda vor dem Saisonstart bei Concordia Basel (So, 14 Uhr)
Über 200 Spiele hat Patrik Gjidoda in der 1. Liga bestritten und dabei mehr als 100 Tore erzielt. Der neue Stürmer des FC Wohlen kennt die Liga sehr gut. Den Freiämtern traut er in der kommenden Saison einiges zu.
Josip Lasic
Was für eine professionelle Vorbereitung auf den Saisonstart. Patrik Gjidoda hat das letzte Testspiel von Wohlens erstem Gegner Concordia Basel vor Ort verfolgt. Sein Fazit: «Zweifelsohne eine spielerisch starke Mannschaft. Aber dennoch ein Gegner, der für uns machbar ist.»
Die Basler gewannen ihr Vorbereitungsspiel gegen Gjidodas Ex-Verein Langenthal mit 2:1. Wohlens Generalprobe verlief deutlich schlechter. In Kriens gab es eine 0:6-Klatsche. «Das war sicher kein gutes Spiel. Aber nur weil diese Partie nicht so gelaufen ist, wie es sollte, heisst das nicht, dass unsere ganze Saison nicht gut sein wird.»
Zwischen Aufstiegs-Play-offs und Abstieg
Die Einschätzung des Stürmers wirkt beruhigend. Er kennt die 1. Liga wie nur wenige andere Spieler. Obwohl erst 28 Jahre alt, hat er über 200 Spiele in der Promotion League und der 1. Liga classic für sieben verschiedene Clubs bestritten. Schötz, Kriens, Baden, Wangen bei Olten, Köniz, Buochs und zuletzt Langenthal heissen seine Stationen in den letzten zehn Jahren, bei denen er unterschiedlichste Erfahrungen sammeln konnte. Kriens schoss er zum Aufstieg in die Promotion League, mit Baden scheiterte er in den Aufstiegs-Play-offs und mit Wangen bei Olten stieg er in die 2. Liga interregional ab. «Ich habe in dieser Liga schon viel gesehen und erlebt. Sie scheint mir im Moment sehr ausgeglichen zu sein. Übermannschaften wird es in der kommenden Saison nicht geben. Ich glaube, dass einige Teams überraschen können. Und ich glaube, dass auch wir zu einer solchen Überraschung fähig sind.»
Gjidoda wohnt in Zofingen und arbeitet in Baden bei der «Zürich»-Versicherung. Wegen dem Arbeits- und Trainingsweg ist er froh, dass er zum FC Wohlen gekommen ist. Doch das ist nicht das Einzige. «Man spürt eine gewisse Aufbruchsstimmung, eine Energie im Verein. Mir gefällt die Idee, eine Mannschaft mit Spielern aus der Region, Rückkehrern, die früher bei Wohlen waren, und Fussballern aus unserer Jugend aufzubauen. Und wir haben einige Talente im Team, die in den nächsten Jahren den Sprung in eine höhere Liga schaffen können.»
Ein Familienmensch
Das wäre auch für Gjidoda machbar gewesen. In seinen über 200 Spielen hat der Stürmer mehr als 100 Tore in der 1. Liga und der Promotion League erzielt. Die Angebote aus der Challenge League kamen. Nicht zuletzt vor zwei Jahren, als er im Trikot des FC Schötz Torschützenkönig wurde. «Es war aber nie etwas darunter, das für mich gepasst hat», erklärt er. Der Stürmer ist seit neun Jahren verheiratet und Familienvater. Für ihn ist wichtig, dass er neben dem Fussball arbeiten kann. «Nicht arbeiten zu können, aber für einen Bruchteil meines Gehalts in der Challenge League zu spielen, damit ich sagen kann, ich war mal Profi? Das brauche ich nicht, und davon kann ich meine Familie nicht ernähren.»
Wie wichtig diese für ihn ist, hat er letzte Saison bewiesen. Gjidoda wechselt als Torschützenkönig von Schötz nach Kriens in die Promotion League. Dort wird er sofort Vize-Captain. Als seine Frau mit dem zweiten Kind schwanger ist, reduziert er sein fussballerisches Pensum und wechselt in der Winterpause nach Langenthal, damit er öfter bei ihr sein kann.
Austausch mit dem Trainer
Und nun ist er beim FC Wohlen. Um Tore zu schiessen und um die junge Mannschaft mit seiner Erfahrung zu unterstützen. Bis jetzt gefällt es ihm sehr gut. «Einige Spieler kannte ich bereits. Ansonsten bin ich jemand, der sich sehr schnell einfügt. Und ich kann auch von Wohlen aus arbeiten, was mir beruf lich sehr entgegenkommt.» Über Trainer Piu hat er nur Positives zu sagen. «Als Spieler hat er viel Erfahrung. Und in seiner Rolle als Trainer tauscht er Ideen mit uns erfahreneren Spielern aus. Man merkt, dass er bereit ist, sich als Trainer weiterzuentwickeln. Zugleich nimmt er unsere Anregungen sehr ernst. Im Moment macht es in Wohlen sehr viel Spass.» Piu kann um den Stürmer ebenfalls froh sein. Mit seiner Erfahrung ist Patrik Gjidoda in der Lage, ein Leitwolf zu sein für das junge Wohler Team.
Mit dieser positiven Energie und der Qualität, die im Team vorhanden ist, traut der Goalgetter Wohlen einen Platz zwischen 1 und 6 zu. «Das heisst nicht, dass wir aufsteigen müssen. Aber das Potenzial ist da. Und mit Concordia Basel haben wir gleich zum Start einen sehr guten Gradmesser.»
NACHGEFRAGT
«Bin noch vorsichtig»
Piu ist wieder bei seinem FC Wohlen. In der Saison 2018/19 kämpfte er als Trainer mit den Freiämtern gegen den Abstieg aus der Promotion League. Nach 22 Spielen wurde er damals entlassen. Jetzt kann er unter anderen Vorzeichen einen Neustart mit dem FCW wagen.
Zum Auftakt trifft Wohlen auswärts auf Concordia Basel. Ihre Meinung?
Piu: Ein guter Gegner. Spielerisch sehr stark. Ich fange aber gern gegen so ein Team an. So sind wir gleich gefordert. Aber ich traue uns zu, zu punkten.
Welches Ziel hat der FC Wohlen in der kommenden Saison?
Das erste Ziel ist jetzt zunächst einmal ein guter Start in die Meisterschaft (lacht).
Und wenn man von Tabellenplätzen spricht?
Oben mitspielen. Ich traue uns etwas zwischen Rang 4 und 8 zu.
Das letzte Vorbereitungsspiel gegen Kriens lief mit einer 0:6-Niederlage nicht sehr berauschend?
Ich weiss. Deshalb bin ich auch eher vorsichtig, was die Tabellenplatzierung angeht. Die Spieler wissen aber, dass der Auftritt nicht gut war. Aber wenn man unsere Testspiele ansieht, waren zwar nicht viele Siege darunter, aber einige gute Leistungen. Potenzial ist in der Mannschaft da.
Hat der FC Wohlen ein stärkeres Kader als zu Beginn der vergangenen Saison?
Ich vergleiche es mit dem Team, das ich beim FC Muri zu Beginn der vergangenen Saison hatte. Dort war die Situation deutlich schwieriger. Es ist ein gutes Team, auch wenn uns ein paar Routiniers mehr sicher nicht schaden würden.
Sie haben aber die Routiniers Alban Pnishi, Mileta Matovic, Patrik Gjidoda, Leotrim Nitaj ...?
Ja, aber neben ihnen halt auch sehr viele junge Spieler. Wenn diese ihre Leistungen im Erwachsenenfussball bringen, bin ich zuversichtlich. Einige haben aber noch keine Erfahrung auf diesem Niveau. Diese müssen zuerst beweisen, dass sie die Umstellung schaffen. --jl



