Ein Leben für die Lieblingsbank
30.05.2025 WohlenDer Treue
Thomas Huber 47 Jahre bei der UBS
«Es ist der richtige Zeitpunkt», sagt Thomas Huber. Der Moment, um in Pension zu gehen, um die Freizeit zu geniessen. Der 63-Jährige hat seine gesamte Berufszeit bei der UBS verbracht. Vom ...
Der Treue
Thomas Huber 47 Jahre bei der UBS
«Es ist der richtige Zeitpunkt», sagt Thomas Huber. Der Moment, um in Pension zu gehen, um die Freizeit zu geniessen. Der 63-Jährige hat seine gesamte Berufszeit bei der UBS verbracht. Vom Einstieg als Lehrling am 1. April 1978 bis zum Abschied jetzt Ende Mai. Zwischendurch war er stellvertretender Geschäftsstellenleiter in Wohlen und auch Leiter des Kassenteams in der Filiale Bremgarten. Immer war die UBS sein Arbeitgeber. So wurde der Treue auch zur Identifikationsfigur. --dm
Thomas Huber arbeitete von 1978 bis jetzt für die UBS – es sind 47 besondere Jahre
Von der Lehre bis zum zwischenzeitlichen stellvertretenden Geschäftsstellenleiter. Von April 1978 bis Mai 2025. Und immer für die gleiche Bank. Thomas Huber und die UBS – das ist eine besondere Erfolgsstory und eine ganz spezielle Treue. Nun geht der Wohler in frühzeitige Pension.
Daniel Marti
Was für eine eindrückliche Zeitspanne: 47 Jahre und zwei Monate. So lange arbeitete Thomas Huber für die UBS – als Kundenberater und als wichtige Persönlichkeit in der zwischenzeitlich dynamischen Bankenwelt. In diesem nahezu halben Jahrhundert war die Branche äusserst erfolgreich, aber auch Krisen ausgesetzt. Thomas Huber war bei der UBS Wohlen stets eine feste Grösse. Die riesige Treue zu seinem Arbeitgeber hat natürlich seine Gründe: Rund um die UBS und Wohlen konnten er und seine Familie stets ganz viel Lebensqualität geniessen.
Sergio Ermotti bedankte sich per Videobotschaft
Am 1. April 1978 trat er als Banklehrling in «seine» Bank ein, damals hiess die UBS noch SBG (Schweizerische Bankgesellschaft) und der Sitz war im stilvollen Altbau, der dem jetzigen Gebäude an der Kreuzung Bahnhofstrasse/Zentralstrasse dann weichen musste. Nervös sei er schon gewesen am ersten Tag. Und angespannt. «Was erwartet mich wohl im neuen Lebensabschnitt», habe er sich gefragt. Ganz viel, wie sich herausstellen sollte.
Nächster Stichtag: der heutige Freitag, 30. Mai. Offiziell der letzte Arbeitstag bei der UBS. Eine Woche zuvor waren Abschiedsfest und Arbeitsschluss. «Ich hatte schon ein sehr mulmiges Gefühl, als ich ein letztes Mal die Bank verliess», gibt er zu. Nach so langer Zeit ist das nachvollziehbar.
In der Begegnungsstätte Rösslimatte haben ihm die rund 40 Mitarbeiter der UBS Freiamt einen tollen Abschiedsabend beschert. Und einer hat eine Videobotschaft gesandt: Sergio Ermotti, weltbekannter Bankmanager und CEO der UBS, wandte sich persönlich an Thomas Huber, würdigte sein Wirken und dankte ihm für die geleistete Arbeit. Welche Ehre. «Ich empfinde das als eine wunderschöne Wertschätzung», freut sich Huber.
Im Wallis fast den Absprung eingeleitet
Der Abschied von «seiner» UBS in Wohlen war würdevoll und er fiel ihm trotzdem nicht leicht. «Aber es war immer mein Wunsch, vor dem Pensionsalter aufzuhören.» Und jetzt, mit 63, sei der richtige Zeitpunkt gekommen. «Jetzt passt es.» Kommt hinzu, dass nach der Übernahme der Credit Suisse (CS) nun Umstrukturierungen anstehen. «Ich habe stets gerne gearbeitet», nun sei es aber an der Zeit, loszulassen.
Wem ist es überhaupt zu verdanken, dass er bei der UBS gelandet ist? Genau genommen seinem Sparkässeli. Auf diesem Weg landete sein Erspartes bei der Bank, die dann zu seiner Lieblingsbank wurde. Logisch, dass er sich dort fürs KV auf einer Bank beworben hat. Und die damalige SBG wollte ihn. Zwei hatten sich also gefunden. Für die Dauer eines ganzen Berufslebens.
Allerdings stand die Beziehung nach der Lehre auf wackligen Beinen. Für zwei Jahre verabschiedete er sich nach Martigny, auf der dortigen SBG-Filiale lernte er auch Französisch. Und die Gedanken reiften, beruflich doch etwas anderes zu machen, weg von der Bankenwelt. Da kam der Anruf aus Wohlen. Es sei eine Stelle frei am Wertschriftenschalter, das wäre doch etwas für ihn. Die Rückkehr war gesichert. «Und dann bin ich hängen geblieben», blickt er zurück.
Zur Identifikationsfigur geworden
Von 1989 bis 1996 war er in der Geschäftsstelle in Bremgarten als Leiter des Kassenteams angestellt. Dann ging es zurück nach Wohlen in einer Teamleiterfunktion und längere Zeit als Stellvertreter des Geschäftsstellenleiter. «Das hat sich einfach so ergeben.» Denn den steilen Aufstieg suchte er nie. In der Privatkundenberatung fühlte er sich wohl, das habe ihm stets gefallen am Job. «Der Kundschaft mit der Finanzierung eines Eigenheims die Erfüllung eines Traums zu ermöglichen», sie bei Anlageentscheiden oder Vorsorgethemen zu unterstützen, das begeisterte ihn immer wieder aufs Neue. Thomas Huber hatte stets einen «Mehrwert für die Kundschaft» im Visier. Das sei nur mit dem «gegenseitigen Vertrauen» zu realisieren. Vertrauenssache ist bei ihm Herzensangelegenheit.
Ob Stift, Austauschbanker im Kanton Wallis, Experte am Wertschriftenschalter, Leiter des Kassenteams, stellvertretender Geschäftsstellenleiter – Thomas Huber fühlte sich in der UBS immer wohl und respektiert, «und ich hatte immer den richtigen Job». Trotz Veränderungen. Daraus ist auch diese grosse Treue entstanden. Er sei immer ein Teil eines guten Teams gewesen, «und ich hatte immer vertrauensvolle Vorgesetzte», erklärt er die Gründe, die für die ewige Treue massgebend waren. «Und in Wohlen habe ich alles, das ist toll.» Für ihn sei das Lebensqualität.
Und gewiss, auch das Treuevorbild Thomas Huber machte sich Gedanken über Veränderungen. So mit 45 oder 50 habe er genauer abgewogen, wie die Zukunft aussehen soll. «Aber es gab nie eine Veranlassung, etwas zu verändern. Für mich stimmte es immer bei der UBS, das spricht auch für den Arbeitgeber.» Und für die Identifikationsfigur, die der 63-Jährige mit den Jahren geworden ist.
Natürlich, auch die Krisen erlebte er hautnah mit. In den Jahren 2008 und 2009 brach die grosse Finanzkrise aus Die UBS wurde Opfer ihrer eigenen risikoreichen Expansionsstrategie auf dem amerikanischen Markt. Der Staat und die Schweizerische Nationalbank mussten den Bankenriesen retten. «Das war keine einfache Zeit», erinnert sich Huber. Er selbst machte sich jedoch keine allzu grossen Sorgen. Weil er langjährige Kundenbeziehungen pflegte, spürte er einen gewissen Vorteil in den teilweise schwierigen Kundengesprächen. «Aber das war ein unschönes Kapitel. Die Bank hat positive Lehren daraus gezogen und sich neu aufgestellt.»
Wehmut, Erleichterung und Freude
Dann geriet 2022 und 2023 mit der Credit Suisse der nächste Riese ins Strudeln. Und die UBS übernahm als Retterin die CS. «Das hat auch mir wehgetan», weil eben Berufskollegen in die CS-Krise involviert waren. Jetzt ist die Zusammenlegung erfolgt, auch auf dem Bankenplatz Wohlen. Thomas Huber musste oder durfte über die Strasse zur einstigen CS-Filiale wechseln, die nun zum Wohler UBS-Standort wurde. Für das Team der UBS hatte dies weit weniger Auswirkungen als für die CS-Belegschaft. Mit den neuen Mitarbeitern zusammenzuarbeiten, war für Huber noch eine letzte Umstellung. «Aber es war bereichernd.» Die grosse Verunsicherung «ist grösstenteils und gefühlsmässig vorbei». Und er selbst konnte seinen langjährigen Kundenstamm mit bestem Gewissen an eine würdige Nachfolgerin übergeben.
Als er letzte Woche letztmals die Bürotür hinter sich geschlossen hat, sei das ein «spezielles Gefühl gewesen», sagt er noch. Alles war vereint: Wehmut, Erleichterung, Freude. «Die Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz werde ich vermissen», gibt er zu. Und er nimmt in Gedanken nur gute Erinnerungen mit in den Ruhestand oder auch spezielle Entwicklungen. Als er bei der SBG anfing, zählte die Bank in Wohlen etwa 60 Mitarbeitende, danach im Neubau bis zu 110. «Dann wurde immer mehr zentralisiert», heute sind es in Wohlen noch rund 30 Mitarbeitende. Auch diese Entwicklung gehört zum Job des Bankers. «Die einzige Konstante ist die Veränderung», sagt er den klassischen Satz, «aber das hat es auch spannend gemacht.»
Einsatz fürs Strohmuseum
Spannend soll es auch bleiben. Thomas Huber möchte jetzt zuerst runterfahren, «einfach geniessen». Biketouren und Wanderungen stehen an. Mit der Familie und den Enkelkindern mehr unternehmen, möchte der Vater von zwei erwachsenen Kindern. Dann schlägt sein Herz nach wie vor für den FC Wohlen. Als Torhüter bestritt er beim Verein die Juniorenzeit, drei Jahre lang zählte er zum Kader der ersten Mannschaft und spielte bis ins hohe Seniorenalter Fussball beim FCW. Die Verbundenheit zum Verein wird er weiterpflegen. Und er ist Mitglied der Stiftung Freiämter Strohmuseum. «Mit viel Freude» möchte er hier auch künftig tätig sein.
Familie, Sport, Kultur – ein bereicherndes Dreigestirn. Oft wird die Zeit als Banker auch im Ruhestand präsent sein. Denn 47 Jahre beim gleichen Arbeitgeber – das gibt es heutzutage selten genug. «Und das wird es im Bankenjob wohl kaum mehr geben», gibt er zu und lächelt zufrieden: «Für mich hat der Bankerberuf halt eine spezielle Faszination, vor allem wenn es gelingt, für die Kundschaft einen Mehrwert zu erarbeiten.» Thomas Huber hat diese Faszination fast ein halbes Jahrhundert lang geniessen können.