Ein Herz für Listenhunde
05.03.2024 WohlenIm Einsatz für Aussenseiter
Bull-Staff-Hilfe stellt sich vor
Listenhunde haben einen schlechten Ruf und in vielen Kantonen brauchen sie eine Halterbewilligung oder sind sogar verboten. Je nach Kanton variiert diese Liste. Jedoch sind die Rassen ...
Im Einsatz für Aussenseiter
Bull-Staff-Hilfe stellt sich vor
Listenhunde haben einen schlechten Ruf und in vielen Kantonen brauchen sie eine Halterbewilligung oder sind sogar verboten. Je nach Kanton variiert diese Liste. Jedoch sind die Rassen American-Staffordshire-Terrier, Pit-Bull-Terrier, Bull-Terrier und Staffordshire-Bull-Terrier auf allen Listen zu finden. Die Hundeschule Schnüffelspass pflegt einen respektvollen Umgang untereinander und das Wohl der Hunde liegt den Trainerinnen am Herzen. Aus Solidarität spenden sie einen Beitrag aus ihren Lernspaziergängen der Bull-Staff-Hilfe und zeigen Listenhunde bei der Arbeit. --mo
Hundeschule Schnüffelspass unterstützt Bull-Staff-Hilfe, überreicht Scheck von 2000 Franken und zeigt Hunde in Aktion
Die Hundeschule Schnüffelspass sammelt bei ihren geführten Spaziergängen Geld und unterstützt mit ihrer Spende die Bull-Staff-Hilfe. Die Spendeübergabe wird von einigen Vorführungen auf dem Trainingsplatz an der Bremgarterstrasse umrahmt.
Monica Rast
Sanfte, treue Augen, ein sandfarbenes Fell und 58 Kilogramm schwer: Das ist «Helmi». Eigentlich Helmut und ein American Bullstaff XXL. Der Rüde ist einer der Listenhunde, die über die Bull-Staff-Hilfe vermittelt wurden. «Ich war schockverliebt, als ich ihn zum ersten Mal sah», erzählt seine Besitzerin Isabelle Rutz. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sie sich noch nie mit dieser Hunderasse auseinandergesetzt. Mit der Unterstützung von Sandy Birrer von der Bull-Staff-Hilfe konnten sie und ihr Lebensgefährte Bernd Maurer ihren «Wonneproppen» adoptieren. «Wir würden ihn nicht mehr hergeben.»
Ehrenamtlich im Einsatz
Der Verein Bull-Staff-Hilfe wurde vor zehn Jahren gegründet und widmet sich vor allem der Vermittlung von sogenannten Listenhunden. Die Liste ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich, wie auch die Anforderungen, solche Hunde halten zu dürfen.
Hier leistet der Verein sehr viel Aufklärungsarbeit. Seit der Gründung wurden 170 solcher Hunde aufgenommen und vermittelt. «Die Hunde stammen zu 95 Prozent aus Beschlagnahmungen», erklärt Sandy Birrer, Präsidentin. Diese erfolgen, weil die entsprechenden Hunderassen in einigen Kantonen verboten sind, Bewilligungen zur Haltung fehlen oder aus tierschutzrelevanten Gründen. «Im Moment beantworten wir zwischen 5 und 27 Anfragen zur Abgabe eines Listenhundes. 14 Hunde sind momentan in unserem Besitz.»
Auf Spenden angewiesen
Im letzten Jahr beliefen sich die Kosten für Tierarzt, Unterbringung und Pflegestelle auf rund 60 000 Franken. Da der Verein auf ehrenamtlicher Basis arbeitet, ist er immer wieder auf Spenden angewiesen. Und da kommt die Hundeschule Schnüffelspass ins Spiel.
Am Tag des Hundes im Mai vergangenen Jahres organisierte die Hundeschule einen öffentlichen Anlass auf ihrem Trainingsplatz und lud den Verein Bull-Staff-Hilfe ein. Seither ist fast ein Jahr vergangen und die Hundetrainerinnen Susanne Zwahlen, Sabine Meyer und Corinne Richard machten aus ihren geführten Spaziergängen eine Sammelaktion. «Wir haben für die Bull-Staff-Hilfe einige Kilometer zurückgelegt», erklärt Susanne Zwahlen lachend den zahlreichen Anwesenden. «Ich finde den Verein eine gute Sache und bewundere das Engagement für Listenhunde.» Doch es soll nicht nur eine Scheckübergabe sein. Die Trainerinnen wollen auch aufzeigen, dass man auch mit diesen Hunden sehr gut arbeiten kann.
Strenge Richtlinien für die Haltung eines Listenhundes
Nasenarbeit ist eine gute Übung für Hunde – egal, welche Rasse. Stéphanie Laval sah mit zwölf Jahren ihren ersten Staffordshire-Terrier und es war Liebe auf den ersten Blick. Mit ihrem fünfeinhalbjährigen Englischen Staffordshire-Terrier Aramis arbeitet sie in der Zielobjektsuche. Konzentriert arbeitet Aramis und findet schnell die gesuchten «Goodies» und zeigt dies, indem es sich hinlegt.
Egal ob Mantrailing, Unterordnung oder andere Trainingsmöglichkeiten, auch mit sogenannten Listenhunden kann man sehr gut arbeiten. So denkt man meistens bei Therapiehund an Labrador oder Golden Retriever, dass ein Bull-Terrier genauso gut ein Therapiehund sein kann, beweisen Sibylle Bernauer und ihr elfjähriger Quattro. Sie besucht Schulen und Kindergärten und zeigt den Kindern auf, wie sie sich verhalten sollen, wenn ein Hund ohne Leine auf sie zukommt.
Ein Bull-Terrier als Therapiehund
«Quattro ist sehr feinfühlig und war schon als Welpe mit mir im Altersheim», erzählt die Halterin eines Listenhundes.
Therapiehunde werden extrem gefordert: Rollstühle, Gehhilfen oder hartes Anfassen sind nur einige Punkte. «Die Ausbildung hat er souverän bestanden und er findet seine Arbeit cool.» Schnell ist die coole Socke von zahlreichen Anwesenden umringt und lässt sich geduldig überall anfassen.
«Ich bin eine Pflegestellenversagerin», erklärt Régine Lüthy lachend. Sie bot der Bull-Staff-Hilfe eine Pflegestelle an und verliebte sich in ihren Pflegehund, den Amstaff-Mix Fay. «Ich wurde durch die Bull-Staff-Hilfe und die Hundeschule bei der Adoption sehr gut betreut.» Lüthy absolvierte das Brevet, erfüllte die vorgeschriebenen Richtlinien im Kanton Aargau und ist nun die Besitzerin von Fay.
Viele der Anwesenden, mit oder ohne Hund, sehen nach den Vorführungen die vermeintlichen Kampfhunde in einem ganz anderen Licht.
Für das Team der Bull-Staff-Hilfe sind solche Anlässe mit Vorführungen immer wieder ein erfreuliches Erlebnis, und dies nicht nur wegen der Scheckübergabe.