Ein Anlass, der verbindet
06.05.2025 Region Unterfreiamt, UezwilUezwil lud einmal mehr zum Waldumgang mit Begrüssung der Neuzuzüger und Jungbürger
Austausch zwischen Jung und Alt, spielerischen Wettbewerb und hohen Informationsgehalt – das alles verbindet der Waldumgang in Uezwil. Diesmal ging es im Oberholz auch ...
Uezwil lud einmal mehr zum Waldumgang mit Begrüssung der Neuzuzüger und Jungbürger
Austausch zwischen Jung und Alt, spielerischen Wettbewerb und hohen Informationsgehalt – das alles verbindet der Waldumgang in Uezwil. Diesmal ging es im Oberholz auch ins Wasserreservoir.
Thomas Stöckli
«Zum letzten Mal war ich vor 20 Jahren an meinem eigenen Neuzuzügeranlass hier», verrät Gemeindeammann Werner Trottmann, als er mit seiner Gruppe das Wasserreservoir Oberholz betritt. Es ist der dritte und letzte Posten auf dem Waldumgang, der in Uezwil traditionellerweise mit dem Neuzuzügeranlass und der Jungbürgerfeier kombiniert wird.
114 Neuzuzüger in zwei Jahren
Einer der Jungbürger ist Julian Koch. Seine Eltern gestalten den Anlass mit, verrät er. Zudem hat er als angehender Schreiner einen Bezug zum Holz – und somit auch zum Wald. Simon Binder, Sohn von Martin Binder, der Ende 2021 als Vizeammann zurückgetreten ist, will sich die Gelegenheit ebenfalls nicht entgehen lassen: «Man wird ja nur einmal 18», sagt er und grinst. Auch von den 114 eingeladenen Neuzuzügern der letzten zwei Jahre – «eine sehr hohe Zahl», findet Trottmann – haben 15 in den Wald gefunden.
Als Hauptgrund für den Wachstumsschub nennt der Gemeindeammann die Überbauung Stifeliryter. «Wir haben den markanten Bevölkerungszuwachs gut verdaut», sagt der Gemeindeammann und richtet sich dann direkt an die Zuzüger: «Wir freuen uns sehr, dass Sie sich integrieren und Uezwil nicht nur als Schlafdorf sehen.»
Der Wald schützt
Nebst Trottmann führen auch die Gemeinderäte Christoph Bihr und Beat Gloor je eine der drei Gruppen durch den Wald. Unterwegs gilt es in einem Wettbewerb verschiedene Gehölze zu bestimmen. Und an drei Posten werden Informationen vermittelt. So stellt Silvan Meyer, Leiter des Forstbetriebs Lindenberg, das Konzept Schutzwald vor und wie es sich in Uezwil auswirkt. Das Wissen darüber, dass Wald vor Naturgefahren schützen kann, war bisher vor allem in Lawinengebieten verbreitet. Seit Anfang 2024 geht der Kanton Aargau weiter. Auch in Uezwil. Hier sind am Bachtobel von Niesenberg her 2,5 Hektaren Wald als Schutzwald ausgewiesen. Die Bäume sollen die Hänge stabilisieren und damit die Hochwassergefahr reduzieren. Dabei galt es nicht nur den Ist-Zustand des Waldes zu beurteilen, verrät Silvan Meyer, sondern auch die Altersdurchmischung der Gehölze und damit die Nachhaltigkeit der Schutzwirkung. Darüber hinaus baue man auf Prognosemodelle, die aufzeigen, wie sich der Klimawandel auf den Baumbestand auswirken dürfte. Den Zielwert von über 80 Prozent Laubholz erreiche man, wobei die Buchen zu knapp vertreten seien.
Die Altersdurchmischung passt ebenfalls, wenn es auch kleinflächige Ballungen gibt. Da werden die Forstleute in den nächsten Jahren gefordert sein: «Wenn man nichts macht, findet auch keine Altersdurchmischung statt», so Silvan Meyer.
«Licht schaffen für Neues»
Will heissen? «Wir müssen durchforsten, Bäume rausnehmen und Licht schaffen für Neues.» Diese Pflege des Schutzwaldes werde vom Kanton allerdings auch entschädigt. Dafür muss der Kreisförster die Auszeichnung für die Durchforstung anhand der Vorgaben zum Schutzwald kontrollieren. «Bei Privatwaldbesitzern übernehme ich als Revierförster diese Kontrollfunktion», so Silvan Meyer.
Der Klimawandel wirkt sich nicht nur im Schutzwald aus. Auch sonst prägt er die Strategie im Forst. «Wir setzen viel auf Naturverjüngung», verrät der Förster, «da setzen sich die durch, die am besten geeignet sind.» Ergänzend dazu setzen die Forstfachleute Baumarten, von denen man annimmt, dass sie mit den künftigen, trocken-warmen Bedingungen besser klarkommen. Dazu gehört unter anderen die Edelkastanie. Auch solche hat es im Uezwiler Oberholz. Bis die Bevölkerung hier Marroni sammeln kann, dauert es allerdings noch etwas. Bis zur ersten Frucht müsse man 40 Jahre warten, weiss Silvan Meyer. Die Jungbäume dürften mittlerweile seit sieben bis zehn Jahren wachsen, also muss man sich noch 30 Jahre gedulden.
Eschenpopulation leidet
Urs Meyer, Vater von Silvan und «graue Eminenz» im Forstbetrieb Lindenberg, wie er sich selbst bezeichnet, bringt den Waldbesuchern am zweiten Posten näher, was es mit dem Eschensterben auf sich hat. Seit knapp 20 Jahren breitet sich ein Schadpilz in der Schweiz aus, der die Saftbahnen angreift und die Wurzeln absterben lässt. «Bei uns ist das eine wichtige Baumart», sagt Urs Meyer und nennt die guten Wachsbedingungen als Hauptgrund für die hohe Eschendichte. Im Sinne einer Erholung der hiesigen Eschenpopulation bleibt einzig die Hoffnung, dass die Bäume eine natürliche Resistenz entwickeln.
Bis dahin bleiben die Forstleute nicht untätig. Wo immer Holzschnitte geplant sind, werden Eschen derzeit herausgenommen, solange sich das Holz noch nutzen lässt und zur Sicherheit der Waldgänger. Was fernab von Wegen steht, darf allerdings auch stehen bleiben. Totholz dient schliesslich auch als Lebensraum und Nahrungsquelle. Bei ökologisch besonders wertvollen Bäumen – ob lebendig oder schon abgestorben – spricht man von «Habitatsbäumen», erklärt Urs Meyer. Sie werden ebenso bevorzugt behandelt wie wirtschaftlich interessante Bäume.
Als Beispiel zeigt der Forst-Routinier einen Ahornbaum, dem nun rundum Platz geschaffen werden soll, damit er sich gut entwickeln kann. «Es lohnt sich, solchen Bäumen gute Wuchsbedingungen zu bieten», sagt er.
Kostbares Quellwasser
Im Wasserreservoir rundet Wissenswertes zur Trinkwassergewinnung den Rundgang ab. Für 300 Kubikmeter Wasser bieten die beiden grossen Becken Platz, wobei die Hälfte als Löschreserve für die Feuerwehr zurückbehalten wird. Je nach Wetterbedingungen liefern die Quellen von gut 30 bis über 300 Liter Wasser pro Minute. Im Durchschnitt werden in der Gemeinde täglich rund 120 000 Liter verbraucht, also 83 Liter pro Minute. Das Uezwiler Wasser punktet mit einer guten Qualität, inklusive Mineralisierung, und einem tiefen Preis von 0,28 Rappen pro Liter.
Nebst den Informationen bleibt ausreichend Zeit für den Austausch zwischen Alteingesessenen und Neuzuzügern, beim Umgang im Wald wie bei den Posten der Feuerwehr und der Jagd zum gemütlichen Teil auf dem Schulhausplatz. Schliesslich soll er vor allem verbinden, der Anlass. Ein Anlass, der so gut ankommt, dass er mittlerweile vom Waldhaus ins Dorf verlegt werden musste. Schliesslich finden im Waldhaus gerade mal 60 Personen Platz, auf dem Schulhausplatz dürften es über 70 gewesen sein.