Ein Abenteuer für die Frauenrechte
15.11.2024 WohlenStippvisite bei der UNO
Gastbeitrag von Laura Pascolin
«Ein Moment, den ich nicht so schnell vergessen werde, war das Betreten des UNO-Gebäudes in Genf.» Dies schreibt Laura Pascolin in ihrem Gastbeitrag mit dem Titel «Ein Weg in die ...
Stippvisite bei der UNO
Gastbeitrag von Laura Pascolin
«Ein Moment, den ich nicht so schnell vergessen werde, war das Betreten des UNO-Gebäudes in Genf.» Dies schreibt Laura Pascolin in ihrem Gastbeitrag mit dem Titel «Ein Weg in die Vereinten Nationen – Mein Abenteuer zwischen Politik und Frauenrechten».
Die Wohler Einwohnerrätin und Präsidentin der SP Wohlen hätte sich nicht erträumen können, dass sie eines Tages an einer Staatenanhörung der Vereinten Nationen (UNO) teilnehmen darf. Dies ist jedoch kürzlich geschehen. Und sie war selbst erstaunt darüber, wie weit sie es in ihrer Politkarriere gebracht hat. In Genf setzte sie sich ein für die Frauenrechte. Es war ein Networking auf internationalem Parkett – und ein wunderbares Abenteuer. --dm
Gastbeitrag von Laura Pascolin, Einwohnerrätin und SP-Präsidentin: Der Weg in die Vereinten Nationen in Genf
Sie durfte erstmals einen Einblick bei der UNO geniessen. Und die Geschäftsführerin von NGO-Koordination post Beijing Schweiz ist beeindruckt. Unter dem Titel «Mein Weg in die Vereinten Nationen– mein Abenteuer zwischen Politik und Frauenrechten», schreibt Laura Pascolin über ihren Abstecher nach Genf. Nachfolgend der Gastbeitrag von Laura Pacolin.
Als ich vor sieben Jahren überraschend in den Einwohnerrat gewählt wurde, hätte ich mir niemals träumen lassen, dass ich eines Tages an einer Staatenanhörung der Vereinten Nationen (UNO) teilnehmen würde. Doch durch das Engagement in der Politik öffneten sich unerwartete Türen. Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Netzwerken, Politikerinnen, Politikern und Interessensgruppen ergaben sich neue Chancen und Aufgaben, die mich schliesslich auf internationaler Ebene aktiv werden liessen.
Internationale Reichweite und Relevanz
Vor zwei Jahren übernahm ich die Geschäftsführung einer Nichtregierungsorganisation (NGO) für Frauenrechte. Unsere NGO besitzt einen speziellen Beraterstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat der UNO (ECOSOC), was uns die Möglichkeit gibt, Anliegen rund um Frauenrechte auf globaler Bühne einzubringen und mitzugestalten. Der ECOSOC ist ein Gremium, das sich mit den wichtigen Fragen unserer Zeit befasst – von wirtschaftlicher Entwicklung und Armutsbekämpfung über Bildung und Gesundheit bis hin zu sozialer Gerechtigkeit und Klimaschutz. Diese internationale Reichweite und Relevanz bringt Verantwortung, aber auch eine einzigartige Plattform für Veränderungen.
Durch meine Arbeit als Geschäftsführerin nahm ich Einblick in Menschenrechtsgremien und Arbeitsgruppen auf nationaler Ebene. Besonders das jährliche Parlamentarierinnentreffen ist ein inspirierender Treffpunkt, an dem unterschiedliche Perspektiven zu Geschlechtergleichstellung aufeinandertreffen. Rückblickend kann ich selbst kaum glauben, wie schnell sich alles entwickelt hat.
Blick hinter die Kulissen der UNO: Die Staatenanhörung
Eine der wesentlichen Konventionen, die die Schweiz ratifiziert hat, ist die Frauenrechtskonvention der UNO (CE-DAW). Durch die Ratifizierung verpflichtet sich die Schweiz, alle Massnahmen umzusetzen, die erforderlich sind, um Diskriminierung gegen Frauen zu bekämpfen. Dieser Prozess wird regelmässig durch das Staatenberichtsverfahren überprüft, wobei die Schweiz Rechenschaft über die Einhaltung ihrer menschenrechtlichen Verpflichtungen ablegt. Zivilgesellschaftliche Organisationen, wie unsere NGO, haben die Möglichkeit, in Parallelberichten die Umsetzung kritisch zu bewerten und eigene Empfehlungen einzubringen.
Im Oktober war es schliesslich so weit: Ich durfte zum ersten Mal an der Staatenanhörung in Genf teilnehmen. Die ersten Tage waren geprägt von intensiven Workshops und Diskussionen mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Organisationen aus Europa und Nordamerika. Am 21. Oktober konnte ich schliesslich die formelle Sitzung live verfolgen. Es war spannend, die Präsentationen und Stellungnahmen verschiedener Staaten zur Umsetzung der Frauenrechtskonvention zu hören. Hierbei wurden Erfolge wie auch Herausforderungen im Bereich der Geschlechtergleichstellung thematisiert. Ein Moment, den ich nicht so schnell vergessen werde, war das Betreten des UNO-Gebäudes. Nach einem gründlichen Sicherheitscheck betrat ich das grosse, etwas in die Jahre gekommene Gebäude. Der Raum war beeindruckend, und als ich mich umsah, wurde mir klar, wie weit dieser Weg mich gebracht hat. Die diplomatische Atmosphäre und die formellen Reden erinnerten mich daran, welche Verantwortung und Möglichkeiten diese Plattform für eine NGO wie die unsere bedeutet. Und ja, ich habe die Simultanübersetzung einmal in allen verfügbaren Sprachen ausprobiert – obwohl ich fliessend Englisch spreche – bis mich meine Sitznachbarin darauf hinwies, dass ich dadurch die gesamte Rede des Ministers aus Usbekistan verpasst hatte …
Networking auf internationalem Parkett
Neben den offiziellen Sitzungen ergaben sich zahlreiche Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen. Beim gemeinsamen Abendessen mit internationalen Kolleginnen stellte ich erleichtert fest, dass auch Menschen mit einflussreichen Positionen ganz normal und humorvoll sein können. Diese Gespräche und Begegnungen helfen uns, ein starkes Netzwerk aufzubauen und von anderen Ländern zu lernen, die bereits Fortschritte im Bereich der Geschlechtergleichstellung erzielt haben.
Und was bringt das alles?
Dank der Frauenrechtskonvention und dem Engagement der Zivilgesellschaft sind in der Schweiz bedeutende Schritte hin zu mehr Gleichstellung gelungen: Es gibt das Gleichstellungsgesetz, das Gewaltschutzgesetz und eine Lohngleichheitsanalyse, um nur einige Errungenschaften zu nennen. Auch Programme zur Förderung von Mädchen in MINT-Berufen gehören zu den Initiativen, die aus diesen Prozessen hervorgegangen sind. Der nächste Meilenstein für unsere NGO steht bereits fest: Die Teilnahme an der 69. UNO-Sitzung in New York im März 2025. Im vergangenen März hat die Bundespräsidentin Viola Amherd an der Generaldebatte eine Rede gehalten, um den Einsatz der Schweiz für die Förderung der Rechte von Frauen und Mädchen zu bekräftigen. Die Reise der Bundespräsidentin diente auch der Umsetzung der Prioritäten der Schweiz im UNO-Sicherheitsrat. Für das nächste Jahr ist die offizielle Schweizer Delegation noch nicht bekannt.
Für Wohlen?
In Wohlen setzt sich die überparteiliche Gruppe der Einwohnerrätinnen bereits seit einiger Zeit aktiv dafür ein, sich zu positionieren. Wir unterstützen uns gegenseitig und stärken unser politisches Know-how, um unsere Perspektive in der oft männlich geprägten Politkultur Wohlens einzubringen.
Unser Power-Team wird in rund einem Jahr aus einer Einwohnerratspräsidentin, zwei Gemeinderätinnen, einer Grossrätin und 13 Einwohnerrätinnen bestehen. Um diesen Trend weiter zu fördern, veranstalten wir am 16. Januar 2025 einen Infoabend «Frauen in der Politik», der mehr Frauen für das Engagement in der kommunalen Politik begeistern soll. Frauen in der Politik stärken Dialog und Zusammenarbeit – genau das, was unser Einwohnerrat braucht!
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch klarstellen, damit sich kein Einwohnerrat überrumpelt fühlt: «Wir sind nicht gegen Männer, wir sind für Frauen!»
Mein Weg zur UNO zeigt, dass Engagement und der Mut, neue Wege zu beschreiten, vieles ermöglichen können. Ich freue mich darauf, diesen Weg – sei es auf lokaler oder internationaler Ebene – weiterzugehen.
Laura Pascolin, Wohlen, Geschäftsführerin NGO-Koordination post Beijing Schweiz