Dieses Mal bitte mit Sonnenbrille
06.06.2025 Wohlen, MusikDer grösste Elektro-Zirkus
Das Hive Air wird am Samstag, 14. Juni, erneut gegen 20 000 Besucher nach Wohlen locken
Die Aufbauarbeiten sind gestartet. In einer Woche findet in Wohlen das grösste Elektro-Fest des Landes statt. Auch der ...
Der grösste Elektro-Zirkus
Das Hive Air wird am Samstag, 14. Juni, erneut gegen 20 000 Besucher nach Wohlen locken
Die Aufbauarbeiten sind gestartet. In einer Woche findet in Wohlen das grösste Elektro-Fest des Landes statt. Auch der Circus Monti ist dabei.
Stefan Sprenger
Das Gelände bei den Wohler Waldhütten Fröschenteich und Chüestellihau entsteht. Die Bühne ist im Aufbau. Die Firma Winkler Livecom aus Wohlen mischt mit. Ein grosses Zelt errichtete der Circus Monti. Es ist einer von drei Orten, wo zu unterschiedlicher elektronischer Musik getanzt wird am Hive Air. Quasi der Zirkus-Dancefloor.
«Wir binden – so gut es geht – das lokale Gewerbe ein», sagt Robin Brühlmann vom Hive Air. Der 43-jährige Familienvater aus Thalwil hat eben erst als «Head of Event» die Swiss Music Awards organisiert – und steht nun kurz vor seiner nächsten grossen Kiste: dem Hive Air.
Die Organisation hat schon einen Tag nach der letztjährigen (regnerischen) Ausgabe begonnen.
«Hat uns fast das Genick gebrochen»
Schon Wochen im Voraus war das Wetter mies. Das wirkte sich auf die Besucherzahlen aus. Dadurch entstand ein enormer Verlust und Mehrkosten. Über 100 000 Franken kosteten die Massnahmen aufgrund des regnerischen Wetters (Beispiele sind Holzschnitzel, Reinigungen und Instandstellung der Strassen). Ein Haufen Geld. «Das letzte Jahr hat uns fast das Genick gebrochen», sagt Anatol Gschwind, der in Zürich diverse Clubs und Bars betreibt, darunter auch das «Hive», der Namensgeber des Festivals. Die Macher erzählen, wieso es am zweiten Wochenende doch kein Konzert gibt – und wieso der Standort Wohlen perfekt ist.
Hive Air am Samstag, 14. Juni: Die Macher erzählen erfrischend offen von ihren Erfahrungen, Hoffnungen und Sorgen
Die Stars der Elektroszene lassen die Partygänger tanzen. Und das alles in friedlichem Rahmen am idyllischen Waldrand in Wohlen. «Einzigartig charmant», sagen die Macher des Hive Air. Nach der schlammigen Ausgabe im letzten Jahr müssen sie aber vorsichtig sein.
Stefan Sprenger
Es gibt viel zu besprechen. Vieles davon ist positiv. «Wir wollen den Menschen ein einzigartiges Elektrofest bieten», sagt Anatol Gschwind. Der Zürcher ist Chef von Clubs wie «Gonzo» oder «Hive» und erzählt auch gleich, was alles in Wohlen so einzigartig ist. Getanzt wird an drei verschiedenen Orten auf dem Gelände. Der Hauptbühne, wo die grössten Stars der Szene ihre Musik spielen. Ein Beispiel: Die Südkoreanerin Peggy Gou. Ein DJ-Superstar. Wie angesagt sie ist, zeigt ihre Anzahl Follower auf Instagram: Es sind 4,3 Millionen.
Eine Containerlandschaft und Eingang verschoben
Auch gefeiert wird unter dem Zelt des Circus Monti. Das Club-Zelt. «Extrem toll», sei dieser Standort. Nummer 3 ist eine Containerlandschaft, wo harter Techno gespielt wird. Das angesagte Musik- und Modelabel «44 Label Group» feiert dort seine Schweizer Premiere – auf dem Hive Air.
Der Eingangsbereich wurde nach oben verschoben. In den letzten beiden Jahren war dies bei der Bahnhaltestelle Fulenbach. Nun ist es weiter oben Richtung Wohlen. Das gibt mehr Raum und einen Puffer bei der An- und Abreise. Gleich bei der Hauptbühne wurde ein kleines VIP-Dorf erstellt. Mit einem VIP-Ticket erhält man Zugang zu diesem Upgrade und kann einige Vorteile geniessen.
Kaffe mit dem Lärmkläger
Apropos Vorteile: Den direkt betroffenen Anwohnern aus Wohlen und Waltenschwil wurden Gratis-Tickets offeriert – über 300 haben diese schöne Aufmerksamkeit genutzt und sich ein Eintrittsbillett gesichert. «Auch sonst spüren wir viel Rückhalt aus der Region. In Wohlen und Umgebung sind viele Tickets weg in diesem Jahr», erzählt Robin Brühlmann, Festivalleiter des Hive Air.
Brühlmann, ein erfahrener Mann in der Szene, der zuletzt die Swiss Music Awards organisiert hat, lobt ganz viele Dinge am Standort Wohlen. «Die Behörden in Wohlen, die Polizei, die Unternehmen, die Landbesitzer, die Lieferanten, die Helfer, alle sehr wohlwollend und positiv.» Beim Gespräch erwähnen sie auch Stephan Gürber. Der Wohler, der Anfang 2000er-Jahre hier das Sound-Arena-Festival organisierte und somit am Ursprung dieses Open-Air-Standorts liegt. «Wir haben Stephan Gürber viel zu verdanken. Er hat uns den Weg geebnet», sagen die beiden.
Was wurde aus Livekonzerten?
Bei Brühlmann und Gschwind ist zu spüren, dass sie froh über das Wohlwollen sind und es nicht als Selbstverständlichkeit sehen – und im Gegenzug möchten sie es möglichst allen recht machen. Und das nicht nur auf Ebene der Gemeinde oder der Entscheidungsträger, sondern sie berücksichtigen auch das lokale Gewerbe, wo es Sinn macht. Und sie sind sich auch nicht zu schade, bei einem einzelnen Einwohner (Waltenschwil) vorbeizugehen – der an jeder der Hive-Air-Ausgaben (2023 und 2024) wegen der Lärmbelästigung klagte. Sie suchten das klärende Gespräch. «Ich ging mehrmals bei ihm vorbei auf einen Kaffee», so Brühlmann. Der Erfolg sei aber «überschaubar». Er betont: «Wir halten uns strikt an alle Auflagen, an die Dezibelgrenzen und alle Regeln.» Übrigens: Jene Dezibel-Grenze wird – in Echtzeit – aufgezeichnet und kontrolliert.
Durch den Wegfall des Argovia Fäscht in Wohlen, suchte man einen neuen Partner. Im Herbst sagte Brühlmann gegenüber dieser Zeitung, dass man «am Freitag vor dem Elektrofestival und am zweiten Wochenende Livekonzerte aus der Sparte Pop/Rock geben werde, aber es ist noch nicht spruchreif.» Was ist daraus geworden? Brühlmann erklärt: «Das Hive Air ist ein Tagesevent. Der Aufbau und die Organisation riesig. Es wäre unser Wunsch, dass das Gelände vor oder noch dem Hive Air auch genutzt wird. Dies wiederum minimiert unser finanzielles Risiko.» Die Livekonzerte waren lange geplant, doch ein Veranstalter im Musikbereich (also solch ein Partner) sprang im letzten Moment ab, der Deal platzte. Es ist eben eine schwierige Branche. So ist man für das zweite Wochenende nach wie vor auf der Suche nach einem Partner. «Es gibt Interessenten», sagt Brühlmann.
«Nichts erzwingen» wegen der Jazz Night
Übrigens: Am Freitag vor dem Hive Air (13. Juni) wollte man ebenfalls ein Konzert durchführen. Die Macher fanden keine «intelligente Lösung», wie sie sagen. «An diesem Tag findet in Wohlen die Jazz Night statt, was wir eine tolle Sache finden. Wir wollten daher auch nichts erzwingen.»
Die erste Ausgabe des Hive Air 2023 war ein voller Erfolg, über 20 000 Menschen sind damals gekommen. Es war friedlich, sauber, vorbildlich. 2024 waren diese Eigenschaften ebenfalls wieder vorhanden. Jedoch kamen «nur» noch 18 000 Menschen. Der Grund: das Wetter. Es regnete, der Boden war durchnässt. Eine schlammige Angelegenheit. Gummistiefel waren gefragt. Und auch wenn die Besucher, die da waren, das Beste aus der Situation machten, so blieben Tausende lieber zu Hause. «Das letzte Jahr hat uns fast das Genick gebrochen», sagt Anatol Gschwind. Zusatzkosten von über 100 000 Franken sind entstanden, für Holzschnitzel, Reinigungen, Strassen-Instandsetzungen. «Alle Rechnungen wurden beglichen. Und unsere Füsse sind wieder trocken. Wir sind frohen Mutes, dass es in diesem Jahr besseres Wetter gibt – und damit auch wieder mehr Besucher.» Das Wetter sieht bislang jedenfalls gut aus für den Samstag, 14. Juni. «Vermutlich Hochdruckwetter, Sonne, 24 bis 30 Grad», meint der Wetterdienst. «Hoffentlich stimmt das», finden sie.
«Gelände strahlt Liebe aus»
Das Hive Air wird von Profis gemacht. Und sie sind vorsichtig, wollen sich finanziell nicht übernehmen. Kleinere Dinge wurden angepasst, leicht optimiert. Die Anordnung auf dem Gelände ist ein wenig verändert, was aber nur zu einem noch besseren Open-Air-Gefühl sorgen soll. Das Verkehrskonzept bleibt grösstenteils gleich. Ausser dass die Extra-Shuttlezüge durch Busse ersetzt werden (siehe Artikel unten). «Wir sind noch ein junges Festival. Wir lernen stets dazu und wollen uns jedes Jahr verbessern», sagt Gschwind. Sie planen also weiterhin mit dem Standort Wohlen? «Natürlich. Das Festivalgelände hat einen einmaligen Charakter, viel Charme und sorgt für beste Stimmung bei den Menschen», sagt er. Brühlmann wird gar ein wenig philosophisch und meint: «Das Festivalgelände hier in Wohlen strahlt Liebe aus.» Er zwinkert mit dem Auge im Wissen, dass es etwas schleimig klingt. Ernsthaft fügt er an: «Dieses Festivalgelände ist einfach herrlich. Ich glaube auch, die Menschen von hier mögen das Hive Air. Und wir mögen sie auch und fühlen uns willkommen.»
Die Ausgabe 2025 soll ein Erfolg werden. «25 000 Besucher wären ein Traum», sagt Brühlmann. Das Hive Air zieht Menschen aus der ganzen Schweiz und dem benachbarten Ausland an. Und sofern das Wetter mitspielt, ist diese Marke ein machbares Ziel. Dafür braucht es aber die Sonnenbrille – und nicht die Gummistiefel.
3x 2 Tickets zu gewinnen
Diese Zeitung verlost für das Hive Air in Wohlen vom Samstag, 14. Juni, total 3x 2 Tickets.
Interessierte können sich unter Angabe von Name und Adresse bis morgen Samstag mit Vermerk Hive Air unter verlosung@freiaemterregionalzeitungen.ch melden. Die Gewinner werden bis Montag, 17 Uhr, per Mail benachrichtigt.