Die vielseitige Strahlefrau
22.03.2024 WohlenVoller Energie
Julia Frischknecht, die Allrounderin
Klassische Sängerin, das ist ihre Berufsbezeichnung. Als solche will sie Karriere machen, am liebsten auf dem internationalen Parkett. Dazu müsse sie aus der Komfortzone kommen, meint Julia ...
Voller Energie
Julia Frischknecht, die Allrounderin
Klassische Sängerin, das ist ihre Berufsbezeichnung. Als solche will sie Karriere machen, am liebsten auf dem internationalen Parkett. Dazu müsse sie aus der Komfortzone kommen, meint Julia Frischknecht. Das tut sie jedoch schon lange. Die 29-Jährige ist enorm engagiert: Sie ist neue Vizepräsidentin des Einwohnerrates, Präsidentin des Konzertfonds und Vorstandsmitglied des Vereins für Kultur Wohlen. Zudem unterrichtet sie an zwei Musikschulen. Sie ist definitiv eine Allrounderin – eine mit ganz viel Energie. --dm
Julia Frischknecht, die neue Vizepräsidentin des Einwohnerrates, tanzt auf vielen Bühnen
Sie ist fast überall präsent und sie wirkt auf ganz vielen Ebenen. Kultur, Politik, Vereinsvorstände. Julia Frischknecht, die Vielseitige, die Allrounderin, die Kulturliebende. Am liebsten ist sie jedoch Klassische Sängerin, und dort erhofft sie sich eine erfolgreiche Karriere.
Daniel Marti
Julia Frischknecht strahlt praktisch immer. Sie ist stets gut gelaunt, selbst dann, wenn sie im Einwohnerrat über ein ernstes Thema spricht. In diversen Kulturbereichen setzt sie sich ebenfalls äusserst positiv in Szene: Sie ist neuerdings Präsidentin des Konzertfonds, Vorstandsmitglied im Verein für Kultur Wohlen, sie leitet den Männerchor Beinwil Freiamt und unterrichtet an zwei Musikschulen. Und sie treibt die eigene Karriere voran. Julia Frischknecht, die Strahlefrau mit ganz vielen Interessen. Diese Vielseitigkeit sei doch cool, meint sie lachend.
Sie bewegt sich also auf ganz vielen Ebenen. Eine typische Allrounderin? Eine, die stark belastbar, aber auch ab und an gestresst ist? Alles davon treffe zu, sagt sie. Ihr vielseitiges Interesse lebt die 29-Jährige gerne aus. «Dies kann aber auch ein Fluch sein», erklärt sie, «denn man sollte sich zumindest in einem Bereich ja auch vertiefen können.» Auch deshalb hat sie einige Zeit benötigt, um den Gesang als ihre klare Nummer eins zu positionieren. Ein solcher Fokus benötige eben auch Risikobereitschaft, sagt sie.
Positive Entwicklung in der Politik
Spätestes mit der Wahl zur Vizepräsidentin des Einwohnerrates ist Julia Frischknecht verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Das habe sich irgendwie abgezeichnet, blickt sie zurück, schliesslich zähle sie zu den dienstältesten Mitgliedern des Einwohnerrates. Zehn Jahre ist sie nun im Dorfparlament dabei – im zarten Alter von 18 wagte sie den erfolgreichen Einstieg. Wohl darum wird sie immer noch als die Junge von den Grünliberalen angesehen. «Kann sein», sagt sie, zudem sei sie «sehr schweizerisch. Ich bin zwar nicht scheu, aber ich erzähle nicht immer von meinen Ämtern». Die gesammelten Erfahrungen sind ihr da viel wichtiger. Zudem kommt sie immer mehr zur Überzeugung, dass die Parteien eher unwichtig sind. «Wichtig ist die gute Zusammenarbeit im Rat.» Oft brauche es in der Politik halt Geduld, «und man sollte auch filtern können, denn nicht alles ist immer dermassen wichtig.»
Wichtig war ihr jedoch die Wahl zur Vizepräsidentin. Dass sie mehr Stimmen erhielt als Ruedi Donat (Mitte) und somit eine routinierte Kraft besiegte, ist für die Grünliberale nicht selbstverständlich. Zudem hat Frischknecht auch «eine positive Entwicklung gemacht», wie sie selbst feststellt. Die Freude an der Politik ist immer noch vorhanden, gleich stark wie vor zehn Jahren. «Aber die lokale Politik fühlt sich schon anders an als vor zehn Jahren.» Dank ihrer Jugendlichkeit sei sie immer noch voller Tatendrang und Ideen.
Vorstandstätigkeiten, die Sinn machen
Genau das lebt sie ebenfalls in der Kultur vor. Dort ist Frischknecht auch die Macherin. Seit Kurzem ist sie Präsidentin der Stiftung Konzertfonds Wohlen. Sie löste die langjährige Präsidentin Maria Oberholzer ab. Dieser Schritt habe sich so ergeben, sagt Frischknecht. «Betreffend meinem Beruf und meinen Beziehungen macht das ja Sinn.» Als neue Präsidentin formuliert sie klare Ziele: Das Profil des Konzertfonds soll gestärkt und geschärft werden. «Wir vom Stiftungsrat streben eine bessere Sichtbarkeit an und ab und zu möchten wir ein Leuchtturmprojekt präsentieren.»
Solche Leuchtturmprojekte gehören auch zum Business des Vereins für Kultur Wohlen, dort ist Julia Frischknecht Vorstandsmitglied. Präsident Jonas Arnet fragte sie deswegen an. Und lange studieren musste sie nicht. «Hier gibt es ein gutes Netzwerk und Stabilität.» Und logisch, beim Verein für Kultur hilft sie gerne mit. «Dieser Verein hat die gesamte Freizeitkultur in Wohlen erweitert und er sorgt für Diversität.» Sein Wirken sei vor allem eines: äusserst wertvoll. Für Wohlen und die Kulturlandschaft – da passt Julia Frischknecht bestens dazu.
Für die Karriere: Raus aus der Komfortzone
Ihr Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Karriere als Klassische Sängerin. «Die ist immer noch in der Aufbauphase», so die Sopranistin. Künftig das Geld und den Lebensunterhalt auf der Bühne zu verdienen, so lautet ihr Ziel.
Von 2015 bis 2020 studierte sie klassischen Gesang an der Hochschule der Künste Bern, wo sie 2018 ihren Bachelor mit Auszeichnung abschloss und 2020 einen Master of Arts in Performance erlangte. Von 2021 bis 2023 studierte sie im Master Performance Specialized mit Schwerpunkt Solistin, erneut in Bern. Die Ausgangslage ist also gut, der Markt aber herausfordernd und sehr umkämpft. Die Quote bei den Absagen sei höher als bei den Zusagen, sagt sie mit ernster Stimme.
Bühnenerfahrung durfte sie bereits in verschiedenen Bereichen sammeln. Neben diversen Liederabenden wirkte sie auch auf der Operettenbühne und in kleinen Operninszenierungen mit. Ihr Operndebüt auf der grossen Bühne gab Julia Frischknecht im vergangenen Mai in Brandenburg an der Havel als Liesl Karlstadt in der Oper «Stillhang». Das alles mag ein Sprungbrett sein, aber der Sprung nach weiter vorne stehe noch aus, erklärt sie. «Dafür muss ich alles in die Waagschale werfen und auch die Komfortzone verlassen.» Dabei muss und will sie international denken. Sich beispielsweise im deutschsprachigen Raum einen Namen zu machen, «das wäre schon mal ein schönes Ziel». Offen sei sie dafür allemal.
Ihre nächsten Auftritte sind in Thun, die Osternachtsfeiern in den Kirchen Wildegg und Lenzburg und dann Ende April in Biel und Bern. Und am Sonntag, 5. Mai, wird Julia Frischknecht bei drei Kurzopern in der Kanti Wohlen zu bestaunen sein. Also ein Heimspiel (siehe separater Artikel). Sie möchte mit diesem Auftritt ihre Musik zu den Leuten hier zu Hause in Wohlen bringen.
Synergien nutzen
Politik, Konzertfonds, Verein für Kultur, Musikschulen, Männerchor, Karriere. Die Frage drängt sich förmlich auf: Wie bringt die junge Frau das alles unter einen Hut? «Synergien nutzen.» Das klinge ja sehr politisch, «aber es stimmt. Einiges hängt zusammen», sagt sie und nennt ein Beispiel: «Kultur funktioniert nicht ohne Unterstützung der Politik. Und in der Politik können Kulturmenschen ihr Fachwissen einbringen.» Wichtig sind für sie – wirtschaftlich gesehen – die Anstellungen bei den Musikschulen. «Die geben eine gewisse Sicherheit.»
Aber auch ihre persönliche Hierarchie ist klar. Der Gesang, die Karriere als Klassische Sängerin, übertrumpft alles. Da müsse auch die Politik hinter dieser Karriere anstehen, erklärt sie.
Und Ambitionen hat Julia Frischknecht eigentlich überall. «Die flammen immer wieder auf.» Auch in der Politik, dort denkt sie auf die nächsten vier Jahre hinaus. Je zwei Jahre Vizepräsidentin und Einwohnerratspräsidentin. «Der Parlamentsbetrieb ist eben mega spannend.»
Die eigene Chefin – das ergibt Freiheiten
Bei so vielen Engagements bleibt kaum Zeit für anderes. Hobbys? Kaum. «Bei meinen Tätigkeiten verschmilzt vieles miteinander.» Die Zeit sei ausgefüllt, der Fokus sei immer wieder anders, die Weekends sind verplant. «Das braucht Energie. Dafür bin ich meine eigene Chefin», sagt Julia Frischknecht. «Das bedeutet aber auch Freiheit.»
Diese Freiheit lässt der Klassischen Sängerin auch viel Eigenständigkeit bei der Zukunftsgestaltung. Und wo steht Julia Frischknecht in fünf oder zehn Jahren? «Viel auf der Bühne», betont sie sofort. «Vielleicht auch auf internationalen Bühnen.» Da brauche es aber auch eine «Home Base», da sei sie offen, aber das könne gut Wohlen sein, «denn hier ist schon ein Stück Heimat. Hier leben meine Leute.» Hier ist ihr geliebter Wirkungskreis. «Ist doch cool», sagt sie. Und strahlt.
Drei Versuchungen
Am 5. Mai ein Heimspiel in der Kanti
Im Rahmen ihres ersten gemeinsamen Projekts setzen sich die Ensembles Sinfonietta Bern und Workshopera Bern mit gleich drei Opern auseinander. Und mittendrin ist Julia Frischknecht. Zwei Vorführungen finden in Bern (28. April und 3. Mai) und eine weitere in Wohlen satt. Am Sonntag, 5. Mai, 17 Uhr, wird in der Aula der Kantonsschule «Drei (Ver-)Suchungen» aufgeführt. Drei Kurzopern an einem Abend: Kurt Weills «Die sieben Todsünden», Gian Carlo Menottis «The Telephone» und die Uraufführung von Ricardo Acostas «El perro perdido». Jede Oper dauert rund eine halbe Stunde. Die drei Opern werden nacheinander präsentiert. Es treffen verschiedene Sprachen und musikalische Stile aufeinander und sie verschmelzen in einem faszinierenden Gesamtwerk. «Drei (Ver-) Suchungen» ist ein farbenfrohes und mitreissendes Unterhaltungserlebnis für Künstler und Publikum. «Das ist ein besonderes Werk», lässt Julia Frischknecht viel Vorfreude durchblicken. «Und es zeigt, wie frisch eine Oper sein kann.» Für Julia Frischknecht ist dieses Heimspiel «mega wichtig». Sie hofft natürlich, dass die Kanti-Aula bis auf den letzten Platz besetzt sein wird. --dm
Informationen und Tickets: https:// eventfrog.ch/de/p/gruppen/3-ver-suchungen-7152637911027902968.html



