Die leise Leaderin
22.12.2023 Fussball, SportLynn Häring aus Auw gehört zu den Captains des FC Luzern
Es ist eine ungewöhnliche Massnahme. Drei Spielerinnen teilen sich bei den Frauen des FC Luzern das Amt des Captains. Eine davon ist die 23-jährige Freiämterin Lynn Häring. Die ...
Lynn Häring aus Auw gehört zu den Captains des FC Luzern
Es ist eine ungewöhnliche Massnahme. Drei Spielerinnen teilen sich bei den Frauen des FC Luzern das Amt des Captains. Eine davon ist die 23-jährige Freiämterin Lynn Häring. Die Abwehrspielerin aus Auw sieht sich dabei nicht als typische Führungsfigur.
Schweizer Meisterin in der U18, U19-Nationalspielerin und 2021 Cupsiegerin mit dem FC Luzern. Die Liste an Erfolgen der Auwerin Lynn Häring ist beeindruckend. Trotzdem bleibt die Fussballerin bescheiden. Nach der Vorrunde liegt die Innenverteidigerin mit dem FC Luzern auf Rang 7 in der Tabelle. Eine eher unbefriedigende Platzierung für das Team aus der Innerschweiz. Auf ihre Ziele angesprochen, gibt sich die 23-Jährige zurückhaltend. «Wir wollen einen Play-off-Platz erreichen und uns dort besser klassieren als zuletzt. Im Cup wollen wir in den Halbfinal einziehen und ansonsten möchte ich primär gesund bleiben.»
«Ich war überrascht»
Mit einem Rang unter den Top 8 wäre die Play-off-Qualifikation für die Luzernerinnen geschafft. Nachdem sie in den letzten beiden Jahren jeweils in der ersten Runde die Segel streichen mussten, ist eine Steigerung realistisch. Und im Cup-Viertelfinal gastieren die Innerschweizerinnen beim 1.-Liga-Team Ostermundigen, wo ein Sieg Pflicht ist. Die Freiämterin könnte höhere Ziele nennen, ohne dass es arrogant wirkt. Doch Zurückhaltung und Bescheidenheit sind Stärken der Abwehrspielerin.
Luzern-Trainer David Edmondson hat eine besondere Massnahme eingeführt. Drei Spielerinnen teilen sich das Captain-Amt. Chantal Ruf, Bettina Brüllhart und Häring. «Ich war überrascht, als mir das mitgeteilt wurde. Von der Art her bin ich eher ruhig, überhaupt nicht laut, wie man sich typische Führungsspielerinnen vielleicht vorstellt. Aber genau das möchte der Trainer. Verschiedene Persönlichkeiten, die sich das Amt teilen.»
Die Freiämterin ist ruhig, einfühlsam und hat zu allen Teamkolleginnen einen guten Draht. Verständlich, da sie bereits in der fünften Saison beim FC Luzern ist. Angefangen hat alles aber beim FC Sins. Ihr Vater Beat war früher Trainer bei den Oberfreiämtern, ihr Bruder Philipp Spieler des Fanionteams. So wird auch die junge Lynn Häring früh vom Fussballvirus infiziert und schliesst sich den Sinsern an. Dort bleibt sie bis zum C-Junioren-Alter.
Treu in allen Bereichen
Danach geht es in den Nachwuchs des FC Luzern, wo sie sich zur Innenverteidigerin entwickelt. «In der Jugend habe ich auf so gut wie allen Positionen gespielt, ausser im Tor. Ich war noch in der U19, als ich mit einigen Teamkolleginnen in der 1. Mannschaft aushelfen durfte. Grund waren viele Verletzungen. Unter anderem war in der Innenverteidigung Bedarf und ich wurde dort eingesetzt. Es hat gepasst und ich bin auf dieser Position geblieben.»
Sie bleibt dem FC Luzern treu und ihrer Position in der Abwehr. Diese Treue zieht sich auch durch andere Lebensbereiche. Während ihrer Zeit im Verein absolviert sie eine Sport-KV-Lehre und ein Betriebswirtschaftsstudium an der Hochschule Luzern. Mittlerweile hat sie eine Arbeitsstelle im Bereich Marketing. Das und der Wechsel des Wohnortes – vor einiger Zeit ist sie aus Auw nach Kriens gezogen – sind die grössten Veränderungen. Häring bleibt eine treue Seele. Mit Goalie Laura Schneider aus Aristau spielt eine zweite Freiämterin bei Luzern. Sie ist aktuell Nationalspielerin. Ebenso wie die Murianerinnen Julia Stierli und Alayah Pilgrim. Für Häring, früher im U19-Nationalteam, ist die Nati hingegen kein Ziel. «Ich fokussiere mich auf den Verein. Und seit ich kurz vor dem Sprung ins Fanionteam eine Sprunggelenksverletzung hatte, ist es mir wichtig, gesund zu bleiben. Wenn das passt und die Leistungen bei Luzern, dann ist alles möglich. Bei einem Aufgebot für die Nati würde ich sicher nicht Nein sagen.»
«Fühle mich sehr wohl hier»
Auch andere fussballtypische Ziele, wie ein Wechsel ins Ausland oder zu einem grösseren Club, haben für sie keine Priorität. «Anhören kann man sich alles. Aber mir gefällt die Kombination aus Arbeit und Sport, wie ich sie jetzt habe. Ich fühle mich beim FC Luzern sehr wohl und würde mein Umfeld nur ungern verlassen. Meister werden und Champions League spielen ist ja auch hier theoretisch möglich», ergänzt sie mit einem Augenzwinkern. Und so macht Häring das, was sie bisher ausgezeichnet hat. Keine grossen Ansagen machen, sondern Leistungen bringen. Damit ist sie gut gefahren, hat einige Titel geholt und wurde bei Luzern zum Teil des Captain-Trios. Und das, ohne laut zu sein. --jl