Die doppelte Emma
03.08.2023 WohlenChristina Bachmann-Roth als Rednerin an der Bundesfeier im Bifang
Sie hat Tradition, die interne 1.-August-Feier im Bifang. In diesem Jahr wurde sie erstmals im Rahmen eines Brunchs durchgeführt. Mit Christina Bachmann sprach eine bekannte Politikerin und ...
Christina Bachmann-Roth als Rednerin an der Bundesfeier im Bifang
Sie hat Tradition, die interne 1.-August-Feier im Bifang. In diesem Jahr wurde sie erstmals im Rahmen eines Brunchs durchgeführt. Mit Christina Bachmann sprach eine bekannte Politikerin und erfolgreiche Unternehmerin aus Lenzburg.
Chregi Hansen
Sie kam nicht mit leeren Händen. Als Mitinhaberin und Co-CEO der Fromagerie Amstutz SA brachte Christina Bachmann den Käse mit, den die Teilnehmer der Feier zum Brunch geniessen konnten. In ihrer Rede aber, sagte sie gleich zu Beginn, wolle sie möglichst keinen Käse verzapfen. Obwohl dieser ja ganz viel mit der Schweiz zu tun habe.
Die Präsidentin der Mitte-Frauen Schweiz erinnerte daran, dass das Land bereits seinen 732. Geburtstag feiern kann. Selbst die älteste Bewohnerin des Bifang, die auf 102 Jahre kommt, habe nur einen kleinen Teil dieser Geschichte miterlebt. «Wir müssen ehrlich sein. Unser Beitrag zur Geschichte ist klein. Darum sind Fehler auch verzeihlich.» Das eigene Engagement verändere auch nicht die Schweiz als Ganzes. Aber immerhin das eigene Umfeld.
Bachmann erinnerte an ihre Grossmutter mit dem Namen Emma. Diese wollte als Kind Schneiderin werden, doch als Tochter einer Bergbauernfamilie war eine Ausbildung nicht vorgesehen. «Meine Mutter konnte dann zwar schon abstimmen, aber Mutterschaftsurlaub gab es für sie noch nicht», so die Lenzburgerin. Sie selber können heute ohne grosse Probleme Beruf und Familie vereinen und sich politisch einbringen. «Ich lebe in einem freien Land. Das habe ich eurer Generation zu verdanken», richtete sie sich an die Bewohner und Bewohnerinnen des Bifang. «Wir ernten jetzt die Früchte, die ihr einst gesät habt. Nun ist es unsere Aufgabe, euch zu tragen.»
Zu Fehlern stehen
Christina Bachmann-Roth betonte die Solidarität zwischen den Generationen. Diese sei der Grundpfeiler der heutigen Schweiz. Und sie funktioniere, gerade auch im Kleinen. «Viele Grosseltern hüten heute regelmässig ihre Enkel. Umgekehrt pflegen viele als Erwachsene ihre betagten Eltern», sagte sie. Gerade die Coronazeit habe gezeigt, dass viel Solidarität vorhanden sei. «Diese Zeit hat gerade die älteren Menschen stark betroffen», sagte sie. Und man müsse heute ehrlich zugeben: Nicht alle Massnahmen in den Altersheimen waren angemessen. Aus diesen Fehlern gelte es zu lernen.
Apropos Corona: Dass man in der Schweiz gleich dreimal über das Covid-Gesetz abgestimmt habe, wirke vielleicht komisch. Aber es sei eine Stärke der Schweiz, möglichst alle einzubinden, auch die Verlierer. «Das wurde bereits nach dem Sonderbundskrieg so gemacht und hat sich bewährt», machte die Rednerin deutlich. In der Schweiz dominieren eben nicht einfach die Starken, sondern versuche man, auf alle Bedürfnisse zu achten. Und alle Schichten einzubinden. «Das hat auch viel mit Verantwortung zu tun.» Und so gehöre es auch zur Verantwortung, jetzt für die ältere Bevölkerung zu schauen. Dazu gehören für sie die Entschädigung für pflegende Angehörige und eine existenzsichernde Rente. «Unsere Altersvorsorge kommt mir vor wie ein Emmentaler Käse. Es hat noch viele Löcher. Aber wir sind daran, diese nach und nach zu stopfen», so die Politikerin.
Portion Gelassenheit hilft
Und dann zog sie den Bogen von ihrer Grossmutter zu ihrer Tochter, die ebenfalls Emma heisst. Sie frage sich angesichts der aktuellen Krise wie Krieg und Klimawandel sowie des Aufkommens von künstlicher Intelligenz schon, in welcher Welt Emma einst leben wird. «Wie ihr es damals für uns getan habt, liegt es nun an uns, den Boden für unsere Nachkommen vorzubereiten», sagte sie. Dazu brauche es Engagement. Aber auch eine gute Portion Gelassenheit, denn alles liege eben nicht in den eigenen Händen.
Nicht nur auf die lauten Stimmen hören
Am wichtigsten ist für Bachmann-Roth aber, dass sich das Land nicht spalten lasse. «Oft hört man nur diejenigen, die laut sind und extreme Meinungen links und rechts vertreten», so ihr Vorwurf. Die grosse Mehrheit der Schweizer sei aber vernünftig und solidarisch. «Auch sie brauchen eine Stimme», so die Lenzburgerin.
Und am Schluss kam die Unternehmerin und Politikerin wieder auf den Käse zu sprechen. Der mache das Leben doch schöner. Nicht umsonst sage man beim Fotografieren «Cheese», damit das Bild besser wird. Und darum hoffe sie, dass nun alle mit einem Lächeln im Gesicht auf den weiteren Verlauf der Feier warten. Das Käsebuffet war da zwar schon abgebaut, dafür wartete ein grosses Dessertbuffet auf die Bewohner und ihre Angehörigen.