Die Bibliothek neu entdecken
28.03.2023 Sarmenstorf, Region UnterfreiamtAm Biblioweekend lud Sarmenstorf zum «Black Game» ein
Im Rahmen ihres Zertifikatskurses entwickelte Anita Abt mit drei anderen Bibliothekarinnen ein Rätselspiel für Bibliotheken. Die Premiere in Sarmenstorf war ein voller Erfolg. Sehr zur Freude von ...
Am Biblioweekend lud Sarmenstorf zum «Black Game» ein
Im Rahmen ihres Zertifikatskurses entwickelte Anita Abt mit drei anderen Bibliothekarinnen ein Rätselspiel für Bibliotheken. Die Premiere in Sarmenstorf war ein voller Erfolg. Sehr zur Freude von Leiterin Christina Eppisser. «Wir wollen zu einem Ort der Begegnung werden», sagt sie.
Chregi Hansen
Ein spektakulärer Überfall auf die Kantonsbibliothek Aarau sorgt für viel Aufregung. Gestohlen wurden wertvolle Handschriften des Klosters Muri. Es gibt klare Hinweise, dass die Täter das entwendete Buch in der Bibliothek Sarmenstorf versteckt haben. Eine Stunde Zeit bleibt nur, das Versteck zu finden.
«Black Game ist eine Mischung zwischen dem Spiel Black Stories und den beliebten Escape Rooms», erklärt Anita Abt. Die Mitarbeiterin der Bibliothek Sarmenstorf hat das Spiel zusammen mit drei Kolleginnen im Rahmen ihrer Ausbildung entwickelt. Bei Black Stories müssen am Tisch Rätsel gelöst werden, in Escape Rooms müssen sich die Teilnehmer aus Räumen befreien. Black Game will diese beiden Angebote kombinieren. «Die Rätsel sind im ganzen Raum verteilt. Teilweise müssen Dinge gesucht und kombiniert oder Schlösser geöffnet werden, damit man an den nächsten Hinweis kommt», erklärt Abt.
Mit Tipps zur Seite stehen
Das Spiel ist konzipiert für Gruppen und soll die ganze Familie ansprechen. Bei der Premiere in Sarmenstorf sind gleich drei Familien vereint auf Spurensuche. Nach anfänglicher Skepsis erwachst schnell die Freude am Tüfteln. Auf welches Buch weist dieser Tipp hin? Warum steht da ein Lichtschwert im Bücherregal? Und wie lässt sich das Zahlenschloss am Koffer öffnen? Es wird gepuzzelt, ein Kreuzworträtsel gelöst und Würfel richtig kombiniert. Und immer mal wieder Bücher gesucht. «Das Spiel trägt dazu bei, auch die Ecken der Bibliothek zu entdecken, die man sonst immer links liegen lässt», sagt Abt, welche den Fortschritt beobachtet und mit Tipps hilft, wenn sich die Gruppe festgefahren hat.
Viermal wird das Spiel im Rahmen des Biblioweekends angeboten. «Wir hatten bisher nur einen Testlauf in der Bibliothek Schinznach. Aber das Spiel muss immer auf den Ort angepasst werden», erklärt die Mitentwicklerin. Es sei das Ziel, dass das Black Game auch in Zukunft in Sarmenstorf absolviert werden kann. «Für einen Dauerbetrieb fehlen uns die Möglichkeiten», sagt Christina Eppisser, die Leiterin der Bibliothek. «Aber wir möchten es in regelmässigen Abständen durchführen oder auch Angebote für Gruppen machen», fügt sie an.
Gefragte Angebote
Sie hat Freude an dem Projekt. «Wir möchten mehr als ein Ort sein, an dem man Bücher ausleiht. Die Bibliotheken wollen vermehrt auch zu einem Veranstaltungs- und Begegnungsort werden», erklärt sie. Dabei arbeitet Sarmenstorf auch eng mit anderen Orten zusammen, gerade auch im Seetal, wo beispielsweise ein Lesezirkel oder ein Literaturschiff angeboten werden. Aber auch Theateraufführungen, die Erzählnacht oder auch ein gemeinsamer Anlass mit den Samaritern fanden schon in den Räumen der Bibliothek statt. «Trotz der Digitalisierung soll bei uns der Mensch im Mittelpunkt stehen. Und wir stellen ein wachsendes Bedürfnis an solchen Anlässen fest», so die Leiterin der Bibliothek.
Überhaupt: Sie ist sehr zufrieden mit der Entwicklung. «Wir haben eine sehr treue Kundschaft, die nicht nur aus Sarmenstorf selber kommt», sagt sie. So wurden im letzten Jahr 28 100 Besucher registiert. Die Ausleihzahlen nahmen leicht zu und beliefen sich letztes Jahr auf 24 367. Am meisten gefragt waren Bücher der Sparte Belletristik für Kinder (4998), gefolgt von CDs (3534), Comics (2951) und Bilderbüchern (2802). Dann folgt die Belletristik für Erwachsene mit 2565 Ausleihen. Aktuell stehen in Sarmenstorf 10 229 Medien zur Ausleihe bereit.
Der Platz wird knapp
Eppisser ist stolz auf das Erreichte. «Wir haben einen guten Ruf und werden von der Gemeinde auch immer gut unterstützt», sagt sie. Einzig die Raumverhältnisse im Schulhaus Winkel sind knapp bemessen – das zeigt sich auch während des Black Games. Es fehlen Tische und Arbeitsplätze, um mal ein Rätsel in Ruhe zu lösen. Gut möglich aber, dass sich im Rahmen der aktuellen Schulraumplanung neue Möglichkeiten ergeben. «Wir hätten gerne mehr Platz, dann wären noch mehr Veranstaltungen möglich. Aber wir wollen nicht klagen, wir machen das Beste aus den Gegebenheiten», sagt Eppisser.
Inzwischen hat die Gruppe das Spiel beendet. 40 Minuten hat die Familie gebraucht und lag damit unter der Maximalzeit von einer Stunde. Die Kinder würden gerne gleich nochmals loslegen. «Das geht natürlich nicht, das Spiel kann man nur einmal machen, dann kennt man die Rätsel», macht Anita Abt deutlich. Sie ist froh um den Testlauf, hat sie doch noch einen Fehler entdeckt. Wenn dann alle Kinderkrankheiten ausgemerzt sind, will das Entwicklerteam das Black Game auch anderen Orten zur Verfügung stellen. «Das ist das Schöne im Aargau. Es gibt so viele Bibliotheken, die sich aber gegenseitig unterstützen», freut sich Leiterin Christine Eppisser. Und macht sich daran, zusammen mit Anita Abt die Rätsel für die nächste Gruppe wieder vorzubereiten.