Deutliches Ja zum «Isleren»-Verkauf
24.09.2024 Mutschellen, RudolfstettenMit 627 Ja- zu 474 Nein-Stimmen haben die Rudolfstetterinnen und Rudolfstetter entschieden, das Land zu veräussern
Das Stimmvolk von Rudolfstetten bestätigte an der Urne den Beschluss der Gemeindeversammlung. Es ermächtigt den Gemeinderat, das Areal ...
Mit 627 Ja- zu 474 Nein-Stimmen haben die Rudolfstetterinnen und Rudolfstetter entschieden, das Land zu veräussern
Das Stimmvolk von Rudolfstetten bestätigte an der Urne den Beschluss der Gemeindeversammlung. Es ermächtigt den Gemeinderat, das Areal «Isleren» an die Immobilienfirma Real North AG zum Preis von 1200 Franken pro Quadratmeter zu verkaufen.
Sabrina Salm
Die zukünftige Siedlung in der «Isleren» mit 266 Mietwohnungen auf einer Fläche von 34 000 m2 soll autofrei werden und steuerkräftige Einwohner anlocken. Dieser Vision ist der Gemeinderat mit dem Resultat der Abstimmung an der Urne nun näher gerückt. Bei einer Stimmbeteiligung von 43,5 Prozent nahm das Rudolfstetter Stimmvolk die gemeinderätliche Vorlage mit 627 Ja-Stimmen zu 474 Nein-Stimmen an. Die Gemeinde kann nun die Parzelle «Isleren» für 1200 Franken pro Quadratmeter inklusive zusätzlichen Leistungen an den Investor Real North AG verkaufen. Über das Resultat erfreut zeigt sich der Gemeindeammann Reto Bissig. «Besonders darüber, dass der Entscheid, trotz der komplexen Vorlage, so deutlich erzielt wurde.» Die Vernunft habe obsiegt.
Mit Bedauern zur Kenntnis genommen
Anders sieht das die Gegenseite. Fast 400 Unterschriften wurden gegen das Vorhaben gesammelt, das noch im Juni an der «Gmeind» vom Souverän abgesegnet wurde. Deshalb kam es ja auch zur Referendumsabstimmung. «Wir wollten vor allem auch, dass nicht nur ein paar wenige Leute darüber entscheiden», erklärt Michael Wiederkehr vom Referendumskomitee. «Sondern, dass das Geschäft breit abgestützt wird.» Den demokratischen Entscheid gelte es zu akzeptieren. Ebenfalls mit Bedauern nimmt auch die SP Mutschellen-Kelleramt das Ergebnis zur Kenntnis. «In der heutigen Zeit ist es von grosser Bedeutung, Gemeindeland nicht zu verkaufen, sondern es im Sinne künftiger Generationen zu bewahren», schreibt sie in ihrer Mitteilung. Der Verkauf des «Tafelsilbers Rudolfstettens» stelle aus ihrer Sicht einen kurzfristigen Gewinn für die Gemeindekasse dar, «jedoch keine nachhaltige Lösung, um zukünftige finanzielle Herausforderungen zu bewältigen».
Mit dem Verkauf drohe zudem eine soziale Verdrängung, sagt die SP. «Menschen mit geringem Einkommen werden gezwungen sein, Rudolfstetten zu verlassen, da bezahlbarer Wohnraum immer knapper wird.» Jetzt sei es am Gemeinderat, den bürgerlichen Parteien, dem Pro-Komitee und der Immobilienfirma, die entstandenen Gräben in der Bevölkerung zu überwinden und das «Isleren»-Projekt sozial verträglich umzusetzen.
Guten Wohnmix hinbringen
Ja, es werde ein Anteil von günstigen Wohnungen wegfallen, gibt Gemeindeammann Reto Bissig zu. Mit dem Bauvorhaben wolle man einen besseren Mix an Wohnungen erbringen. «Momentan haben wir den Mix nicht und die Strategie der Gemeinde, welche vom Stimmvolk damals angenommen wurde, ist, Wohnungen in gehobener Klasse anzubieten.» Dieser fehle momentan in Rudolfstetten, hingegen habe die Gemeinde relativ viel günstigen Wohnraum. Die Bedenken der «Isleren»-Anwohner könne er verstehen. Die Mieterinnen und Mieter werden auch nicht von heute auf morgen eine neue Wohnung finden müssen. Bissig erklärt: «Die bestehenden Wohnhäuser werden erst in der 3. Etappe abgerissen. Bis dahin vergehen ungefähr zehn Jahre.»
Weiter habe die Real North AG noch weiteren Wohneigentum in der Gemeinde. Sie hätten angeboten, entsprechende Ressourcen für die Bewohner der «Isleren» freizuhalten und den bestehenden Mietern Vorzug zu geben. Die SP Mutschellen-Kelleramt hofft, dass die Immobilienfirma sich an die Versprechen hält, die sie den Mietenden im Laufe des Abstimmungskampfs abgegeben hat.»
Ein wichtiger Meilenstein
Nach dem klaren Ja an der Urne kann der Gemeinderat nun den Vorvertrag mit der Investorin Real North AG unterzeichnen. Ein wichtiger Meilenstein sei nun erreicht. Mit der Unterzeichnung ist laut Bissig nach den Herbstferien zu rechnen. Danach fange die grosse Arbeit erst an: die Ausarbeitung des Gestaltungsplans, die wahrscheinlich etwa drei Jahre in Anspruch nimmt. Dann erfolge das Baubewilligungsverfahren. «Wir gehen davon aus, dass zirka fünf Jahre vergehen werden, bis die ersten Bagger auf der ‹Isleren› auffahren», so Reto Bissig.
Der Gemeinderat sei froh, dass es nun nach über dreizehnjähriger Planung auf dem Areal «Isleren» vorwärtsgehe.