«Der Weg ist geebnet»
12.01.2024 BremgartenNach gut acht Jahren als Präsident des HGV ist für Andreas Burlet bald Schluss
Der Handwerker- und Gewerbeverein Bremgartens steht vor einem grossen Wechsel. Gleich vier von fünf Vorstandsmitgliedern treten im Mai ab. Der Umbruch ist aber kein Zeichen von ...
Nach gut acht Jahren als Präsident des HGV ist für Andreas Burlet bald Schluss
Der Handwerker- und Gewerbeverein Bremgartens steht vor einem grossen Wechsel. Gleich vier von fünf Vorstandsmitgliedern treten im Mai ab. Der Umbruch ist aber kein Zeichen von Unruhe, sondern wohlüberlegt und seit Langem aufgegleist. Andreas Burlet erklärt weshalb, rekapituliert seine Amtszeit und spricht über Bedeutung und Zukunft des HGV und der Wirtschaft in Bremgarten.
Marco Huwyler
Eben haben Sie Ihre letzte Ansprache an einem Bremgarter Neujahrsapéro gehalten. Wie gewohnt bei Ihnen gabs viele Lacher und warmen Applaus. Werden Sie diese Momente vermissen?
Andreas Burlet: Nein (lacht). Die Reden sind das, was ich am wenigsten vermissen werde. Die darf gerne ein anderer übernehmen. Auch wenn es mich natürlich freut, wenn den Leuten meine Ansprachen gefallen. Aber haften bleibt nach neun Jahren HGV-Präsident anderes.
Was denn vor allem?
Sicher die vielen gelungenen Veranstaltungen, die wir auf die Beine stellen durften. Tolle Bregas. Fruchtbare Versammlungen. Und unzählige gute Gespräche, Kontakte und Freundschaften natürlich. Wobei ich das zum Glück künftig nicht missen muss. Ich bleibe ja weiterhin Mitglied des HGV. Bloss muss ich die Einladungen nicht mehr schreiben, sondern darf sie nun erhalten (lacht).
Weshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt abzutreten? Und vor allem auch dies so geballt zu tun? Mit Ihnen treten auch Cornelia Heukrodt-Matthies, Dave Stutz und Hubert Wölfli an der GV am 14. Mai aus dem Vorstand zurück.
Wir als Vorstand haben uns das lange und gut überlegt. Mit Ausnahme von Samia Afra haben wir alle ein gewisses Alter und/oder eine lange Amtszeit mittlerweile. Wir fragten uns: Wollen wir gestaffelt über die Jahre abtreten oder ermöglichen wir einen sauberen Schnitt in eine neue Ära? Schlussendlich haben wir uns für Letzteres entschieden – auch weil sich eine gute Nachfolgelösung ergab.
Transportunternehmer Michael Stöckli wird neuer HGV-Präsident.
Genau, er war mein absoluter Wunschkandidat. Er wird Kopf eines neuen dynamischen, jungen Vorstands mit einem guten Mix. Die anderen Namen sind noch nicht spruchreif. Aber grosso modo ist alles aufgegleist. Ich bin stolz, dass in den letzten Jahren auch eine neue Generation eingegliedert werden konnte. Dynamische, willige Anpacker, die dem HGV guttun.
Dass ein Mehrfachrücktritt ein gutes Zeichen ist, war beim HGV nicht immer so. Als dies 2010 geschah, war der HGV von der Auflösung bedroht.
Ja, damals wurde fehlendes Engagement der Mitglieder moniert. Das habe ich mitbekommen, auch wenn ich erst seit 2012 dabei bin. Auch ein Grund, weshalb ich mich 2016 als Präsident zur Verfügung gestellt habe, als mich Peter Huber (sein Vorgänger, Anmerkung d. Red.) anfragte. Es braucht Leute, die auch hinstehen. Das verdient ein Verein mit der Tradition und Bedeutung des HGV.
Muss man demzufolge Idealist sein im HGV-Vorstand?
Nein, nein. Das Amt gibt einem auch sehr viel. Ich habe in den letzten Jahren sicher oftmals beruflich profitiert von meiner Bekanntheit als HGV-Präsident. Als Immobilienmakler ist Vertrauen das A und O. Da helfen ein gewisses Renommee und die hervorragende Vernetzung ungemein.
Ist diese Möglichkeit zur Vernetzung heutzutage der eigentliche Daseinszweck des Vereins?
In guten Zeiten ist das der grösste Vorteil der Vereinsmitgliedschaft, ja. Doch sobald es schlecht läuft und die Wirtschaft nicht reibungslos brummt, dann braucht es den HGV auch als Stimme und Akteur. Unternehmer haben durch den Verein einen Rückhalt, der durch die Eingliederung in Verbände bis auf Bundesebene organisiert ist. Gerade während Corona spürte ich eine Solidarität unter den Mitgliedern und dass man froh ist, im Zweifelsfall einen Verein hinter sich zu wissen. Und es kann auch im Alltag eine wichtige Aufgabe des Vereins sein, Anliegen seiner Mitglieder zu unterstützen und als gewichtige Stimme vor Behörden und Entscheidungsträgern zu vertreten. Beispielsweise gegenüber der Stadt.
Wie haben Sie die Beziehung zwischen Gewerbe und Stadt in all diesen Jahren wahrgenommen?
Grundsätzlich sehr gut. Ich spürte immer, dass man sich bei der Stadt der Bedeutung des Gewerbes bewusst ist und unsere Anliegen ernst genommen werden. Beispielsweise war ich als HGV-Präsident von Anfang an in der Begleitkommission der neuen BNO und konnte so die Anliegen des Gewerbes miteinfliessen lassen. Nach über 7 Jahren mit unzähligen Sitzungen ist die BNO übrigens auch ein wichtiges Anliegen für mich geworden, die ich gerne weiterhin als Delegierter für den HGV begleiten würde, wenn dies der neue Präsident goutiert (lächelt).
Die Beziehung zur Stadt schien aber nicht immer nur rosig zu sein. Einige Mitglieder haben an der letzten GV die Absenz des City-Managers an HGV-Anlässen moniert.
Ja. Doch diese Episode darf man nicht überbewerten. Wirklich böses Blut gab es nie zwischen Stadt und HGV. Ausserdem hat man reagiert. Seither ist der City-Manager immer dabei und nimmt sogar an Vorstandssitzungen teil. Ein erstes Resultat aus diesem Austausch ist die Palettenmesse. Ein Networkinganlass im Sommer, den die Stadt gemeinsam mit dem HGV organisiert. Von der noch engeren Zusammenarbeit mit der Stadt werden sicher auch unsere Nachfolger profitieren.
Abgesehen davon – in welchem Zustand befindet sich der HGV vor dem grossen Umbruch im Vorstand?
Ich empfinde unseren Verein heute als sehr gefestigt. Wir haben 120 Mitglieder. Tendenz steigend. Wir haben einige gut etablierte, regelmässige Anlässe, die rege und gerne besucht werden. Und nicht zuletzt sind wir auch technologisch gut gerüstet mit der Anschaffung einer neuen Software. Ich selbst habe sie noch nicht so rege genutzt, da ich vieles noch nach alter Schule mache – die Briefe etwa, die ich immer noch gerne von Hand adressiere und unterschreibe. Doch das neue Tool wird künftig vieles erleichtern und manche Stunde Arbeit einsparen. Ein schönes Willkommens-«Gschänkli» für den Vorstand quasi (lacht).
Wie geht es dem Gewerbe Bremgartens im Januar 2024 – und wie sind die Zukunftsaussichten?
Auch hier sehe ich vieles positiv. Von Corona hat man sich grösstenteils erholt. Wir haben eine schöne Vielfalt an unterschiedlichen Unternehmen. Bremgarten ist ein guter Standort, um zu wirtschaften. Handwerk und Gewerbe sind willkommen. Unternehmer haben Entfaltungsmöglichkeiten. Ich sehe Bremgarten ein wenig als Spiegel der Eidgenossenschaft insgesamt. Es herrschen gute Bedingungen und ein gutes Gleichgewicht. Und nicht zuletzt kann man hier auch wohnen mit einer hohen Lebensqualität und gleichzeitig am selben Standort Gewerbler sein. Das ist viel wert.
Was wünschen Sie dem HGV unter Ihrem Nachfolger?
Dass er dynamisch und unternehmenslustig bleibt. Mit Betonung sowohl auf Unternehmen, aber auch auf lustig (lacht).
Ein kleines Wortspiel zum Schluss. Das ist charakteristisch für Ihre Präsidentschaft. Obwohl Sie die Reden nicht vermissen werden, brachten Sie ein gewisses Talent für witzige und unterhaltende Ansprachen mit.
Vielen Dank für die Blumen (lacht). Doch auch wenn vieles spontan und locker rüberkam und manchmal auch war, steckte jeweils einiges an Arbeit dahinter. Ausserdem war ich zuweilen schrecklich nervös und verspürte den Druck, liefern zu müssen – gerade wenn die Rede inmitten von geübten und rhetorisch begabten Rednern folgte. Wie jüngst vor dem Stadtammann am Neujahrsapéro oder an der Brega nach dem Landammann. Schön, wenn es mir dennoch gelungen ist, nicht allzu sehr abzufallen (lächelt).
Mit «Bremgarten olé» pflegten Sie des Öfteren zu schliessen. Ein letztes Mal am 14. Mai?
(Lacht). Das entscheide ich wohl spontan. Mal sehen, ob es mich dann wieder übermannt. Ein feuriger Unterstützer des Städtchens werde ich aber auf jeden Fall bleiben.
Zur Person
Andreas Burlet ist 62-jährig und wohnt seit 22 Jahren mit seiner Familie in Bremgarten. Beruflich arbeitet er als selbstständiger Immobilienmakler. Zuvor war er im Bereich Marketing und Sponsoring bei der Migros und dem Eishockeyverein EHC Kloten engagiert. Seit der Selbstständigkeit 2012 ist Burlet Mitglied im HGV. Seit 2016 präsidiert er den Handwerker- und Gewerbeverein. --huy