Der Kreis hat sich geschlossen
07.07.2023 WohlenFür immer grosse Pause
Im Schulhaus Bünzmatt wurde die langjährige Lehrerin Marianne Viceconte verabschiedet
Fast 40 Jahre hat sie unterrichtet, zuletzt 33 Jahre im Bünzmatt. Heute hat die Wohlerin ihren letzten Tag an der ...
Für immer grosse Pause
Im Schulhaus Bünzmatt wurde die langjährige Lehrerin Marianne Viceconte verabschiedet
Fast 40 Jahre hat sie unterrichtet, zuletzt 33 Jahre im Bünzmatt. Heute hat die Wohlerin ihren letzten Tag an der Schule.
Chregi Hansen
Sie steht nicht gerne im Mittelpunkt. Aber gestern Morgen kam Marianne Viceconte nicht darum herum. Denn sie still und leise gehen lassen, das kam für ihre Kollegen und Kolleginnen im Schulhaus Bünzmatt nicht infrage. Während die langjährige und beliebte Klassenlehrerin auf eine Schnitzeljagd geschickt wurde, bereiteten das Team und die Schüler und Schülerinnen den Empfang vor.
Und so musste die Wohler Lehrerin bei ihrer Rückkehr ins Schulhaus zu den Klängen ihres Lieblingslieds durch ein Blumenspalier gehen und erhielt von allen Seiten Blumen geschenkt. Viele Kinder hielten Schilder hoch mit Botschaften wie «Sie sind eine tolle Lehrerin» oder «Alles Gute, Frau Viceconte». Auch die Zahl 33 fand sich auf vielen Plakaten, denn offiziell geht sie nach 33 Jahren Schuldienst in Pension. Auch wenn es insgesamt viel mehr Zeit ist, die sie unterrichtet hat.
Am Schluss des Spaliers stand ein Plakat mit der Aufschrift «Für immer grosse Pause». Denn genau das wartet jetzt auf Marianne Viceconte. Ein Leben ausserhalb der Schulzimmers. «Es war eine tolle Zeit. Und es ist der richtige Moment, um zu gehen», sagt sie selber, bevor sie mit ihrer Klasse zum Zmörgele verschwindet.
Eine Ära geht zu Ende – Lehrerin Marianne Viceconte geht in Pension
Sie freue sich auf das Leben abseits der Schule, sagte sie noch vor wenigen Wochen. Als der letzte Tag da war, ging es aber doch nicht ohne Tränen. Kein Wunder: Das Schulhaus Bünzmatt war für Marianne Viceconte auch Heimat.
Chregi Hansen
Eigentlich wollte sie damals gar nicht Lehrerin werden. Sondern Kindergärtnerin. Und so besuchte sie zuerst die damalige Töchterschule. «Mein Lehrer dort fand, ich gehöre in die Kanti», erzählt Marianne Viceconte mit einem Lachen. Und so machte sie die Matur und wechselte anschliessend an die HPL nach Zofingen. «Die Lehrer von heute wissen nicht mehr, was das ist. So lange ist das her», schmunzelt die Wohlerin.
Kein Wunder, denn viel hat sich verändert in ihrem Beruf. Die HPL Zofingen, das war die Höhere Pädagogische Lehranstalt des Kantons Aargau. Dort wurden früher alle Lehrpersonen des Kantons ausgebildet. Marianne Viceconte-Knoblauch machte in Zofingen das Patent für die Primar- und Realschule. Gearbeitet hat sie aber nur auf der Primarstufe. Erst ein Jahr in Wohlen, dann fünf Jahre in Bremgarten. Dann kehrte sie für weitere 33Jahre nach Wohlen zurück. Nach einigen Stellvertretungen und kleinen Pensen übernahm sie dann erstmals eine eigene Klasse. Seit 1990 unterrichtete sie im Bünzmattschulhaus. «Eigentlich lag mir das Halde näher. Hier ging ich auch selber zur Schule. Aber ich wollte nicht in dem Schulhaus arbeiten, das meine Kinder besuchten», erzählt sie.
Eine ehemalige Schülerin als Klassenassistentin
Längst kennt und schätzt man sie im Schulhaus Bünzmatt. Sie ist als Lehrerin anerkannt und beliebt. Mit den Kindern hatte sie stets ein gutes Verhältnis, und auch von der überwiegenden Mehrheit der Eltern wird ihre Arbeit honoriert. Auch im Lehrerkollegium weiss man, was man an ihr hatte. Zum Dank für ihren Einsatz gab es vom Team ein Feigenbäumchen. «Möge es viele Früchte tragen und dich an uns erinnern», sagte Eliana Iovanna bei der Verabschiedung. Sie teilt sich die Klasse mit Marianne Viceconte und hat die ganze Feier hinter dem Rücken ihrer Kollegin organisiert. So musste die scheidende Lehrerin sich erst auf eine Schatzsuche begeben und dabei viele Rätsel lösen. Nur um bei der Rückkehr von allen Schülern und Lehrerkollegen empfangen zu werden. Beim Gang durchs Blumenspalier erklang das Lied «Memories» von «Maroon5», eines ihrer Lieblingslieder. «Ich wusste, damit erwische ich sie», lacht Eliana Iovanna. Und tatsächlich konnte Marianne Viceconte nicht verbergen, wie gerührt sie ist.
Eine ganz innige Umarmung gab es dann von Patrizia Faggiano. Sie war einst eine Schülerin von Marianne Viceconte. Und arbeitet nun als Klassenassistentin mit ihrer ehemaligen Lehrerin zusammen. «Damit schliesst sich der Kreis. Jetzt kann ich mit einem guten Gefühl gehen», sagt die scheidende Lehrerin. Sie hat ihren Beruf immer gerne ausgeübt, aber dessen Entwicklung auch mit einer gewissen Sorge beobachtet. «Es hat sich viel verändert im Bildungswesen. Viele Reformen waren positiv. Aber jetzt muss man aufpassen, dass man nicht zu viel kaputt macht», schaut sie auf ihre lange Zeit im Klassenzimmer zurück.
Nicht nur Lehrerin, sondern auch Mentorin und Freundin
Auch die Verantwortlichen der Schule Wohlen wissen, was sie an der langjährigen Lehrerin hatten. «Nach unglaublichen 33 Jahren voller Hingabe, Engagement und Leidenschaft verabschieden wir uns von Marianne, die Generationen von Schülerinnen und Schülern geprägt hat», sagt Schulleiter Niels Hildebrandt. Sie war nicht nur eine Expertin in ihrem Fachgebiet, sondern zusätzlich auch eine Mentorin und Freundin für ihre Schülerinnen und Schüler. «Wir sind dankbar für all das, was sie für uns getan hat, und wir wünschen ihr für die Zukunft nur das Allerbeste. Möge sie weiterhin Menschen inspirieren, begeistern und ihre Spuren hinterlassen, wo immer sie auch geht», fügt er an.
Die Gelobte selber war froh, als der ganze Rummel vorbei war. Sie steht nicht gerne im Mittelpunkt. «Aber so, wie es heute organisiert war, stimmt es für mich», sagt sie. Und ein weiterer Auftritt steht ihr noch bevor. Heute Abend wird sie am Examenessen auch noch offiziell verabschiedet. Muss sie also nochmals ins Rampenlicht. «Damit setze ich dann den Schlusspunkt. Es war eine gute Zeit. Aber es ist auch schön, ist es jetzt vorbei», sagt sie.