Der Jüngste ist unscheinbar stark
28.02.2025 Fussball, SportFussball, 1. Liga classic: Der FC Wohlen gastiert auswärts beim FC Schötz (Samstag, 16 Uhr) – Luca Nascimento im Fokus
Er ist ein grosses Juwel. Luca Nascimento war mit 15 Jahren Stammspieler in der 2. Liga – diese Besonderheit schaffte beim FC ...
Fussball, 1. Liga classic: Der FC Wohlen gastiert auswärts beim FC Schötz (Samstag, 16 Uhr) – Luca Nascimento im Fokus
Er ist ein grosses Juwel. Luca Nascimento war mit 15 Jahren Stammspieler in der 2. Liga – diese Besonderheit schaffte beim FC Wohlen zuletzt Ciriaco Sforza 1986. Heute ist Nascimento Leistungsträger in der 1. Liga classic – und das mit 17 Jahren. Wohin kann sein Weg gehen – und welche Rolle hat sein Vater und Trainer Piu?
Stefan Sprenger
Mit 15 Jahren erhält er die Chance in der ersten Mannschaft des FC Wohlen. Und er überzeugt auf der ganzen Linie in der 2. Liga – und wird schnell Stammspieler. «Als Prinz aus der Provinz» wird er bezeichnet. Ein neuer Beckenbauer sei geboren. Wenige Monate später ist er Profifussballer bei GC in der höchsten Liga. Dies ist die Geschichte, wie Ciriaco Sforza einst seine eindrückliche Karriere startete.
Lehre auf der Gemeinde in Villmergen
Nun, Sforza mit Nascimento zu vergleichen, wäre natürlich stark übertrieben. Wobei es Parallelen gibt. Beide spielen im Mittelfeld, beide waren mit 15 Jahren Stammspieler beim FC Wohlen in der 2. Liga und beide haben schon in jungen Jahren riesiges Talent. Luca Nascimento steht erst am Anfang. Wohin ihn sein fussballerischer Weg führen wird, «weiss ich noch nicht». Er schaut Schritt für Schritt, Spiel für Spiel. Die Rückrunde beim FC Wohlen ist aktuell das Wichtigste. «Danach schaue ich weiter. Wenn es für mehr im Fussball reicht, wäre das schön. Und natürlich ist es ein Traum, einmal Profifussballer zu werden.»
Ebenfalls wichtig ist seine Lehre. Aktuell ist er in der Abteilung Steuern. Luca Nascimento ist KV-Lehrling im 2. Lehrjahr bei der Gemeinde in Villmergen – und besucht das BBZ in Wohlen. «Es gefällt mir richtig gut», sagt er. Nascimento, im Dezember 17 Jahre alt geworden, ist für sein Alter schon enorm reif. Das merkt man nicht nur auf dem Fussballplatz. Er antwortet durchdacht, sucht und findet die richtigen Worte, ist freundlich, aufgestellt, lebensfroh. Seine Eltern können stolz auf ihn sein. «Das sind wir auch, sehr», sagt Piu, sein Vater.
Er hätte mehr Sprüche erwartet
Piu ist Trainer des FC Wohlen. Er kam vor rund drei Jahrzehnten in die Schweiz, um seinen Traum vom Profifussball zu leben. Er schaffte es, prägte den FC Wohlen in den Anfangsjahren nach dem Aufstieg in die NLB. Seine beiden Söhne spielen ebenfalls Fussball. Leo, 23 Jahre alt, studiert Physiotherapie mit Bachelor-Abschluss, spielt beim FC Mutschellen in der 2. Liga. Und Luca, 17 Jahre, KV-Stift, spielt beim FC Wohlen in der 1. Liga classic. «Er macht seine Sache richtig gut», sagt sein Trainer Piu.
Wie ist das für Luca Nascimento, dass sein Papa auch sein Trainer ist? Er hätte eigentlich mehr Sprüche von Mitspielern oder dem Umfeld erwartet, gibt er zu. Ein Vorteil sei es nicht. «Piu ist auf dem Platz mein Trainer. Er behandelt mich gleich wie alle anderen. Ich würde es als neutral bezeichnen. Neben dem Feld ist er mein Vater. Wenn er mich als Spieler bevorzugen würde, dann würde er seinen Job als Trainer schlecht machen», meint er.
Schultz war prägend
Den Spruch, «Er spielt doch nur, weil der Vater sein Trainer ist», hat er noch nie gehört. Und wenn man sich umhört, wird schnell klar, dass Luca Nascimento wohl bei jedem anderen Trainer auch spielen würde. Er selbst bezeichnet Alain Schultz als «prägenden Trainer». «Unter Schultz habe ich den Schritt von den Junioren zu den Aktiven in der 2. Liga geschafft. Und dank Schultz habe ich es schliesslich auch in der ersten Mannschaft gepackt», erklärt Nascimento. Jener Schultz – damals Trainer des FC Wohlen U23 und heute Co-Trainer des FC Baden – sagt: «Luca hat extrem viel Talent. Schon mit 15 Jahren konnte er sich gegen die körperlich stärkeren Gegner in der 2. Liga behaupten. Er wurde Stammspieler. Das war eindrücklich. Luca ist enorm zweikampfstark, hat eine grosse Spielintelligenz, kann das Spiel lesen. So etwas sieht man sehr selten – besonders in seinem jungen Alter.» Schultz fällt ein klares Urteil: «Er spielt nicht in der ersten Mannschaft, weil sein Vater sein Trainer ist, sondern weil er viel Qualitäten hat. Es liegt an ihm, was er daraus macht. Sicher ist: Er bringt alles mit, was es braucht, um in höheren Ligen zu spielen.»
Pnishi: «Unser Pitbull»
Und auch Teamkumpel und Captain Alban Pnishi schwärmt: «Er ist unser jüngster Spieler und hat in den letzten Monaten grosse Schritte nach vorne gemacht. Er hat keine Angst, wirft sich in die Zweikämpfe, ist unser Pitbull im Mittelfeld, steht den Gegnern auf den Füssen, ist enorm lernwillig und er hat schon oft bewiesen, dass er für uns wichtig ist.» Nascimentos Qualitäten sind oft unscheinbar – aber stark.
In dieser Saison absolvierte Luca Nascimento 15 Spiele für den FC Wohlen in der 1. Liga classic, achtmal davon in der Startelf. So auch letzten Samstag beim 2:0-Heimsieg gegen Besa Biel. «Wir sind gut gestartet und sind im Aufwind. Wir haben Qualität, Potenzial und Willen. Ich glaube und hoffe fest, dass wir eine gute Rückrunde spielen.»
«Hochspannend, wie immer»
Das 2:0 gegen Biel war der erste Heimsieg in der Meisterschaft seit dem 17. August 2024. Damals siegte man 5:0 gegen Schötz. Und nun geht es auswärts zu diesem Gegner. Nascimento ordnet ein: «Schötz ist ein sehr gutes Team. Es wird sicherlich ein hochspannendes Spiel, wie immer, wenn sich diese beiden Teams begegnen. Wir wollen unbedingt unseren Startsieg und unsere gute Form bestätigen und Schötz will sich natürlich für das 5:0 revanchieren.» Um zu gewinnen, braucht es «eine geschlossene und konzentrierte Teamleistung, dazu viel Laufbereitschaft». Luca Nascimento meint: «Das kommt gut.» Und mit einem Sieg würde man weiter an die Top-3-Plätze heranrücken. Er will im Mittelfeld mit seinen Qualitäten dabei helfen, dass der FC Wohlen in dieser Saison ganz vorne mitmischeln kann. Und vielleicht geht sein Weg dann in eine ähnliche Richtung wie bei Ciriaco Sforza.
Favorit Schötz
Seit 2019 trafen der FC Wohlen und der FC Schötz 10-mal aufeinander. Es gab sechs Pleiten für Wohlen und drei Unentschieden. Den einzigen Sieg gab es im August 2024, als Wohlen zur überraschenden Gala ansetzte und 5:0 siegte. Für die Luzerner war dies nur eine von total drei Niederlagen in dieser Saison. Somit gehen sie als Favorit in diese Partie (2. Rang mit 30 Punkten) gegenüber Wohlen (6. Rang mit 24 Punkten).
In der Winterpause verliess Gilles Gauchat den FC Schötz. Er wechselte ausgerechnet nach Wohlen. Die Luzerner holten die Stürmer Yeboah Boateng (aus der Oberliga in Deutschland) und Berzan Polat (ehemaliger türkischer Junioren-Nationalspieler, zuletzt beim SC Cham).
Schötz absolvierte bereits zwei Saisonspiele im neuen Jahr. Gegen Concordia Basel spielten sie 2:2 (nach 0:2-Rückstand) und gegen den FC Rotkreuz gab es einen 2:1-Sieg durch ein Tor in der Nachspielzeit.