Der Hausarzt als Auslaufmodell
05.11.2024 BremgartenGemeindeammänner des Bezirks trafen sich in der Trotte Bremgarten
Kürzlich beleuchtete der Hausarzt Roland Schumacher an der Sitzung der Gemeindeammännervereinigung Entwicklung und Zukunftsperspektiven in der hausärztlichen Versorgung.
...Gemeindeammänner des Bezirks trafen sich in der Trotte Bremgarten
Kürzlich beleuchtete der Hausarzt Roland Schumacher an der Sitzung der Gemeindeammännervereinigung Entwicklung und Zukunftsperspektiven in der hausärztlichen Versorgung.
Walter Minder
Seit 1988 führt Roland Schumacher in Villmergen eine hausärztliche Gemeinschaftspraxis. Daneben präsidierte er während 25 Jahren den Freiämter Ärzteverband und engagierte sich unter anderem beim örtlichen Samariterverein. Spannend und aus eigener Erfahrung referierte er vor den Gemeindeammännern des Bezirks über die markanten Veränderungen in der traditionellen Hausarztversorgung. Der Hausarzt «classic» war ein im Dorf lebender Mann, der als selbstständiger Unternehmer an 365 Tagen für seine Patientinnen und Patienten da war. Daneben engagierte er sich auch noch in der Feuerwehr, im Samariterverein oder als Notfallarzt an Sport- oder Festanlässen. Mit einer Prise Humor: «Eines der letzten Modelle vom Hausarzt ‹classic› steht vor Ihnen …»
Durch die Feminisierung im Ärzteberuf habe die Teilzeittätigkeit stark zugenommen, als Antwort darauf entstanden und entstehen immer mehr Gemeinschaftspraxen, der Arbeitsort ist nicht mehr Wohnort. Viele Ärzte arbeiten heute im Angestelltenverhältnis, was die ersatzlose Schliessung bestehender Arztpraxen verstärkt. Eine Entwicklung, die Schumacher mit aktuellen Beispielen aus dem Freiamt unterstrich.
Können die Gemeinden helfen?
An die anwesenden Gemeindeammänner richtete er die Frage: «Was kann Ihre Gemeinde tun?» Dann führte er verschiedene Punkte als Gedankenanstoss auf, beispielsweise mit der Hausarztpraxis das Gespräch suchen und Bedürfnisse abklären. Oder zu verschiedenen Themen wie Asylwesen, Schularzt, Altersheim oder Sozialdienst Vereinbarungen treffen und Dienstleistungen wie Reinigung und Umgebungsarbeiten oder Parkplätze anbieten. «Wie wäre es, wenn die Gemeinde eine passende Liegenschaft als Standort für eine Hausarztpraxis vermieten würde?
Allein die Infrastruktur einer Hausarztpraxis kostet rund eine Million Franken.» Dann betonte er die positive Zusammenarbeit mit dem Spital Muri, in dem gemeinsam eine Notfallanlaufstelle betrieben wird. Zudem erleben einmal im Monat Assistenzärzte der Abteilung Medizin im sogenannten «Curriculum» den Alltag eines Hausarztes. «Mit Muri arbeiten wir auf Augenhöhe zusammen.» In der anschliessenden Fragerunde kam auch das Thema «Ambulante Arzttarife» und damit Tarmed/Tardoc aufs Tapet. «Die Grundrichtung stimmt für mich», so Schumacher, «denn künftig sind jährliche Anpassungen möglich.» Und wie können Absolventen des Medizinstudiums verstärkt dazu motiviert werden, sich als Hausärzte zu engagieren? «Die Universitäten müssen die hausärztliche Medizin imagemässig besser gewichten.» Abschliessend gab er der Hoffnung Ausdruck, dass die medizinische Grundversorgung im Freiamt mindestens auf dem aktuellen Stand gehalten werden kann.
Neuer Präsident gesucht
Zügig führte dann GAV-Präsident Raymond Tellenbach durch die Traktandenliste: «2025 werde ich mein Amt als GAV-Präsident zur Verfügung stellen, Interessenten sind gesucht.» Es stelle sich zudem die Frage, ob und wie die Verbindung zum Grossrat intensiviert werden kann. «Wir sind bei vielen Anhörungen dabei, aber müssen wir uns politisch stärker engagieren?»
Austausch mit Grossrat
Schnell gefunden war dank Gemeindeammann Meinrad Baur mit Sarmenstorf der Gastgeber für den Besuch des kompletten Regierungsrates am kommenden 21. Mai. Auf Anregung der Arner Frau Gemeindeammann Evelyn Pfister Meier sollen an die Sitzung vom 29. Oktober die Grossratsmitglieder aus dem Bezirk eingeladen werden, «um sich mit ihnen auszutauschen und zu spüren, ob und wie sie unsere Anliegen in Aarau vertreten».