Den versäumten Dialog nachholen
23.02.2024 Auw, Region OberfreiamtIn Auw wurde über die anstehenden Kantonsstrassensanierungen informiert
Vier Strassenprojekte für 10,68 Millionen Franken plant der Kanton bis 2030 um Auw. Für die Innerortsbereiche muss die Gemeinde rund 3,74 Millionen beisteuern. Am Infoanlass gab vor ...
In Auw wurde über die anstehenden Kantonsstrassensanierungen informiert
Vier Strassenprojekte für 10,68 Millionen Franken plant der Kanton bis 2030 um Auw. Für die Innerortsbereiche muss die Gemeinde rund 3,74 Millionen beisteuern. Am Infoanlass gab vor allem die Verbindung nach Mühlau zu reden.
Thomas Stöckli
Zwei Jahre ist es mittlerweile her, dass Mühlau an der Gemeindeversammlung einer Sanierung der über 40-jährigen Kantonsstrasse K350 gen Rüstenschwil zugestimmt hat. Die Gemeindeversammlung Auw hingegen hat die Vorlage im Sommer 2022 einhellig abgelehnt. «Das hat uns auf dem falschen Fuss erwischt», gibt Sven Köhler, Projektleiter Tiefbau beim Kanton, unumwunden zu. Zumindest die Ursache scheint gefunden zu sein: «Wir müssen eingestehen, dass wir zu wenig informiert haben.» Das will die Abteilung Tiefbau diesmal besser machen. Mit den Anstössern hat man bereits im Januar den Kontakt gesucht. «Aus dem Dialog haben wir die eine oder andere Idee mitgenommen», sagt Köhler und nennt als Beispiele die Seite des Gehwegs und die Gestaltung der Knotenpunkte. Geändert wurde am Strassenbauprojekt allerdings kaum etwas. An der Sommer-«Gmeind» kommt es nun erneut vors Volk.
Mehrbedarf an Land
8,6 Millionen Franken soll die Strassenerneuerung kosten, inklusive Gehwege und Beleuchtung im Innerortsbereich. Der Plan sieht vor, die Fahrbahn ab 2026 durchgängig auf die Norm-Mindestbreite von 5,5 Metern auszubauen. Einzige Ausnahme: ein Abschnitt auf Mühlauer Boden, der mit einer Stützmauer abgesichert werden muss. Hier beschränkt sich die Strassenbreite aus Kostengründen auf 5,2 Meter. Den Löwenanteil der Kosten trägt der Kanton. Nach dem allgemeinen Verteilschlüssel muss sich Auw einzig am Innerortsbereich mit 35 Prozent beteiligen, was für das vorliegende Projekt rund 346 000 Franken ausmacht.
Die Wortmeldungen zum Projekt beziehen sich denn auch weniger auf die Kosten als auf den Mehrbedarf an Land, den die Strassenverbreiterung und das nördlich angrenzende Trottoir im Innerortsbereich mit sich bringen. Land, das die Anwohner nicht abzugeben bereit sind für eine Strasse, von der sie sich keinen Mehrwert versprechen. Für die Fusswegverbindung habe man die nördliche Variante gewählt, weil das Gros der Fussgänger von dieser Seite komme, führte Köhler aus.
Sicheres Kreuzen ermöglichen
Manche Auwer befürchten als Folge des Ausbaus Mehrverkehr, andere rücksichtsloseres Fahren und Dritte stören sich an «fehlender Kompromissbereitschaft» seitens des Kantons. Eine breitere Strasse allein animiere noch nicht zum schnelleren Fahren, relativierte Köhler. Zudem seien die Autos, Traktoren und Lastwagen in den letzten Jahrzehnten ausladender geworden und die Mindestbreite solle sicheres Kreuzen ermöglichen.
«Wir hoffen, im Dialog ausreichend Akzeptanz zu erreichen», sagt Sven Köhler. In der Diskussion zeichnete sich ab, dass es auch im zweiten Anlauf nicht zu einer ungefährdeten Zusage kommen dürfte. Und was passiert, wenn die Auwer den Strassenbau erneut bachab schicken sollten? «Dann würden wir den Innerortsbereich Rüstenschwil ausklammern», so der Projektleiter. Dieser Innerortsbereich würde dann als nicht bewilligungspflichtige Unterhaltsmassnahme mit einem neuen Belag versehen – mit Kostenbeteiligung der Gemeinde – und ohne Trottoir sowie Beleuchtung bleiben.
Gegen Beinwil unumstritten
Drei weitere Strassensanierungsprojekte sollen in den Jahren 2027 bis 2030 folgen. Wobei Kreisingenieur Manuel Baldi bei der Verbindung K124 zwischen Rüstenschwil und Beinwil mit deutlich weniger Widerstand rechnet. Zwar wird auch hier die Strasse auf 5,5 Meter verbreitert, aber: «Wir brauchen kein Land von anderen», nennt er den grossen Unterschied. Mit 1,4 Millionen Franken und einem Kostenanteil für Auw von 150 000 Franken ist zudem das Preisetikett bescheidener. «Wir können uns auf die Randverstärkung beschränken und müssen nicht neu koffern», nennt Baldi den Hauptgrund für die Kostendifferenz.
Nebst den rund 500 bis 600 Fahrzeugen pro Tag verkehrt auf dieser Strasse auch die Buslinie 344. Im Bereich der Bushaltestelle wird beidseits der Strasse ein Gehweg geführt. Jenseits der Gemeindegrenze wurde die Strasse bereits erneuert. Bis im Sommer soll das Bauprojekt fertig sein, der Baubeginn ist für Frühling 2027 vorgesehen. «Das ist relativ sportlich», so Baldi.
Zu schnell durchs Dorf
Die nächste Baustelle könnte dann ab Frühling 2028 im Hinterdorf Auw folgen. Hier wird notorisch zu schnell gefahren. Ein Ausbau mit Kreisel soll das ändern. Gut drei Millionen Franken dürfte der Bau hier kosten, woran sich Auw mit 1,06 Millionen zu beteiligen hätte. Wobei anstelle des Kreisels auch eine Eingangspforte denkbar wäre.
Für beide Varianten meldeten sich Befürworter und Gegner aus dem Saal. Und als kostengünstige – bis sogar profitable – Alternativen, um die Geschwindigkeit des Verkehrs zu reduzieren, wurden eine farbliche Abgrenzung sowie ein «Blitzer» ins Spiel gebracht.
13-Meter-Querschnitt vermeiden
Das mit geplantem Start im Jahr 2030 letzte der vier Strassensanierungsprojekte hatte Baldi als Erstes vorgestellt. Die Hauptverkehrsstrasse auf der Nord-Süd-Achse durch Rüstenschwil wird mit rund 5 bis 7,5 Millionen Franken der grösste Brocken sein. Entsprechend beliefe sich der Kostenanteil für die Gemeinde Auw auf grob geschätzte 1,75 bis 2,6 Millionen.
Bereits 2013 hatte der Kanton hier ein Projekt mit beidseitigen Radstreifenmarkierungen (kantonale Radroute) vorgesehen. Umgesetzt wurde es damals nicht. Nach heutigen Normen müsste die Strasse inklusive Gehweg und Velostreifen 13 Meter breit werden. «Unser Ziel ist es, eine intelligente Lösung zu finden, mit der wir weniger Querschnitt brauchen», so Manuel Baldi. Aktuell seien dazu sieben Varianten im Vergleich, etwa mit Entkoppelung von Strasse und Veloweg oder kombiniertem Rad- und Gehweg.
«Wir müssen die verschiedenen Bedürfnisse vom Fussgänger und Velofahrer bis zum Ausnahmetransporter unter einen Hut bringen», bringt der Kreisingenieur die Herausforderung auf den Punkt. Bis im Herbst 2025 soll das Bauprojekt stehen und im Sommer 2026 der Gemeindeversammlung vorgelegt werden.
Grosses Interesse
«Es werden nicht alle Fragen abschliessend diskutiert werden können», hatte Manuel Baldi schon in der Begrüssung vorweggeschickt. Vielmehr ging es darum, einen Überblick zu geben, was in den kommenden Jahren auf den Kantonsstrassen in und um Auw ansteht. Und wo die Fronten bereits verhärtet schienen, gelang es dem Kreisingenieur immer wieder, die Diskussion mit einer humorvollen Bemerkung auf eine konstruktive Schiene zurückzulenken.
Rund 90 Interessierte haben die Gelegenheit genutzt, sich aus erster Hand informieren zu lassen. Und auch den Fragen und Anregungen wurde grosszügig Raum gewährt, ehe Frau Gemeindeammann Marlis Villiger den Anlass nach ziemlich genau zweieinhalb Stunden abschloss. Es wird spannend bleiben, doch zumindest für die Mühlauer zeichnet sich ein Ende ihrer Wartefrist ab.