Den Mund nicht zu voll nehmen
24.10.2025 Wohlen, MusikVorerst ausgetanzt
Hive Air in Wohlen: Der grösste Anlass im Freiamt legt im nächsten Jahr eine Pause ein
2025 hat das Hive Air sein Ziel verfehlt. 2026 wird pausiert. Wie es dann weitergeht, ist unklar.
Stefan Sprenger
Eine grosse Elektro-Party war es immer. Jedoch sind die Besucherzahlen stetig ein wenig zurückgegangen. Bei der Premiere 2023 kamen über 20 000 Menschen. 2024 waren es noch 18 000. Allerdings erklärbar durch das richtig nasse Schlammwetter. 2025, bei der dritten Ausgabe des Hive Air in Wohlen, sind es nur noch 15 000 Leute, die auf dem Gelände bei der Fröschenteich-Hütte tanzen, lachen und eine friedliche Party feiern. Das Wetter ist dieses Mal nicht der Grund für die rückläufige Gästezahl, denn es ist sonnig und heiss. «Fast ausnahmslos alle Grossveranstaltungen haben in den letzten Jahren immer mehr Mühe, die Massen anzuziehen – und wir sind da leider keine Ausnahme», sagt Robin Brühlmann, Festivalleiter des Hive Air.
Ein Partner muss her
Nun wurde ein Entscheid gefällt. «Wir müssen pausieren», sagt Brühlmann. 2026 gibt es kein Hive Air in Wohlen.
Und danach? «Der Standort Wohlen gefällt uns nach wie vor. Ob das Hive Air 2027 durchgeführt werden kann, hängt grösstenteils davon ab, ob wir einen Partner finden, der am Folge-Wochenende des Hive Air die Infrastruktur nutzt», sagt Brühlmann und versucht, zu erklären, wieso es die Eventbranche aktuell schwer hat.
Das Hive Air legt 2026 in Wohlen eine Pause ein und ist auf der Suche nach einem Partner
Grosse Festivals haben es in der heutigen Zeit immer schwieriger. Die Eventbranche ist in einem Wandel. Auch das Hive Air in Wohlen kriegt dies zu spüren und pausiert im nächsten Jahr. Ob und wie es 2027 weitergeht, hängt davon ab, ob man einen verlässlichen Partner findet.
Stefan Sprenger
Die Bilanz des Hive Air 2025 fällt nicht so aus wie erhofft. «Ziel verfehlt», sagt Robin Brühlmann, Festivalleiter des Hive Air. Was nicht erfreut: Die Besucherzahlen gingen immer mehr zurück. Bei der Premiere 2023 waren es 20 000 Menschen, 2024 (bei nassem Wetter) noch 18 000 – und in diesem Jahr noch 15 000 (trotz bestem Wetter).
«Hochrisiko-Geschäft»
Über die Gründe und Ursachen zu sprechen, «würde wohl eine Endlosdiskussion auslösen» wie Brühlmann sagt. Denn es gibt mehrere Faktoren. Sicher ist: Die Eventbranche – besonders bei den Festivals – hat immer mehr Mühe. Das Hive Air bildet da keine Ausnahme. Ein weiteres Beispiel: Das Open Air St. Gallen war 2025 erstmals nach Jahren nicht ausverkauft.
Christof Huber, der Chef des Open Airs und gleichzeitig Präsident der europäischen Festivalvereinigung, sagte damals gegenüber dem Schweizer Fernsehen: «Festivals sind ein Hochrisikogeschäft.» Steigende Infrastrukturkosten, höhere Gagen für die Künstler, Fachkräftemangel, immer höher werdende Auflagen, die es zu erfüllen gilt, die Kurzfristigkeit beim Ticketvorverkauf, grosse Anforderungen in Sachen Nachhaltigkeit – und das alles bei steigenden Ansprüchen des Publikums.
«Allein ist das Risiko zu hoch»
Robin Brühlmann nickt angesichts dieser Fakten. «In unserem Fall kommt hinzu, dass wir die ganze Infrastruktur aufstellen für nur einen Tag. Der Aufwand und der Ertrag rechnen sich nicht.» Das Hive Air zu verkleinern und dadurch Kosten zu sparen, «ist kaum möglich, denn das Gelände und unser Anspruch an das Festival bringen einen gewissen Aufwand mit sich», so Brühlmann.
Das Ziel beim Gelände in Wohlen müsse sein, es mehrere Tage – am besten an zwei Wochenenden – zu nutzen. «Allein ist das finanzielle Risiko zu gross, deshalb sind wir nach wie vor auf der Suche nach einem Partner für das zweite Wochenende.» Da gibt es viele Interessenten, mit denen Gespräche stattgefunden haben oder noch stattfinden werden. Aber Brühlmann – ein Eventprofi, der auch für die Swiss Music Awards verantwortlich ist – weiss, dass das Musik-Business auch viele Prahler beheimatet, die den Mund zu voll nehmen. Und da will das Hive Air ebenfalls kein Risiko eingehen, sondern sucht «einen seriösen Partner, den wir genaustens abklären. Wir wollen etwas Handfestes.» Denn: Die Hive-Air-Macher wollen selbst den Mund nicht zu voll nehmen. Bislang wurde der Partner nicht gefunden – und man legt 2026 eine Pause ein. «Wir beurteilen in einem halben Jahr die Lage neu. Und wir suchen nach wie vor nach einem Partner.»
«Etwas aufgebaut»
Den Standort Wohlen «haben wir keinesfalls abgeschrieben», wie Brühlmann sagt. Nach wie vor lobt er die Zusammenarbeit mit den Gemeinden und den Behörden, spricht davon, dass man vom lokalen Gewerbe, den Anwohnern und der ganzen Bevölkerung mit offenen Armen positiv empfangen wurde. Das Hive Air blieb stets friedlich und sauber. Und sie haben sich grösste Mühe gegeben, um es allen recht zu machen. «Wir haben in Wohlen etwas aufgebaut. Und die Möglichkeit ist nach wie vor vorhanden, dass es weitergeht im Jahr 2027. Jetzt mussten wir eine Entscheidung fällen für das Jahr 2026 – und machen eine Pause. Das hat rein wirtschaftliche Gründe», so Brühlmann.



