Den letzten Kampf gewonnen
05.12.2025 Niederwil, Region Unterfreiamt, Abstimmungen, PolitikNiederwil sagt Ja zum Abriss
Das Kindergartenprovisorium in Niederwil kann nach über 50 Jahren weg. An der «Gmeind» stimmt eine Mehrheit für den Abriss. Dem Entscheid ging eine längere, intensive, aber faire Diskussion voraus. --chh
...Niederwil sagt Ja zum Abriss
Das Kindergartenprovisorium in Niederwil kann nach über 50 Jahren weg. An der «Gmeind» stimmt eine Mehrheit für den Abriss. Dem Entscheid ging eine längere, intensive, aber faire Diskussion voraus. --chh
Stimmbürger genehmigten alle Anträge des Gemeinderates
Das 1971 gebraucht gekaufte und seither als Kindergarten genutzte Provisorium kann endlich abgerissen werden. Die Kleinsten im Dorf erhalten so mehr Spielraum. Einige im Dorf hätten die Räume gern noch weiter genutzt, aber eine Mehrheit stellt sich hinter den Antrag des Gemeinderates.
Chregi Hansen
Das Beste kommt wie fast immer zum Schluss. Nachdem alle Geschäfte der «Gmeind» abgewickelt sind, ist es Zeit für Jubiläen und Verabschiedungen. Und dabei stehen zwei Personen besonders im Zentrum. Für Gemeinderat Daniel Pietsch und Vizeammann Cornelia Stutz war es die letzte Versammlung, sie treten Ende Jahr zurück.
Gemeinderatskollegin Martina Balmer verabschiedet Daniel Pietsch. Dieser wurde im September 2017 gewählt und kümmerte sich acht Jahre lang um das Ressort Finanzen. «Als Zahlenmensch warst du dort in deinem Element», so Balmer. Aber auch um die Belange der Ortsbürger, des Forsts und um die Liegenschaften hat er sich gekümmert. Ein wichtiges und grosses Geschäft war die Arealentwicklung in der «Geere». Balmer betont den grossen Sachverstand und die Sorgfalt, mit der Pietsch ans Werk ging. «Dabei hast du stets das Wohl der Gemeinde im Fokus gehabt.» Der Geehrte selber sagt, dass ihm das Amt Spass gemacht hat. «Ich habe viel gelernt, mich manchmal auch geärgert, aber mich auch schnell wieder beruhigt.»
Sogar 12 Jahre war Cornelia Stutz im Amt, die letzten vier Jahre gar als Vizeammann. «Du warst eine Gemeinderätin, wie man sich nur wünschen kann», sagt Ammann Norbert Ender. Sie habe ihre Geschäfte mit grossem Engagement, Sachverstand, aber auch mit viel Herz und Humor geführt. «Du warst gründlich, ohne kleinlich zu sein. Du bist den Sachen auf den Grund gegangen, hast alle Unterlagen genau studiert. Wir alle haben deine ruhige und sachliche Art geschätzt», so das Lob von Ender.
Es geht nur miteinander
Die Abtretende bedankt sich für die vielen tollen Begegnungen in den vergangenen 12 Jahren. Und gibt zu, dass sie etwas amtsmüde geworden ist. «Ich habe meine Gelassenheit verloren», sagt sie. Und dann spricht sie den Niederwilern noch ins Gewissen. Der Ton im politischen Diskurs werde rauer, die Umgangsformen lassen zu wünschen übrig, es wird vermehrt auf den Menschen gezielt, als um die Sache gestritten. «Leider ist diese Tendenz auch in Niederwil zu spüren. Begegnen wir uns doch wieder mit mehr Wertschätzung, es geht nur miteinander», sagt sie zum Schluss ihrer kurzen Ansprache.
Soll mit dem Abbruch nicht noch gewartet werden?
Dabei betont sie mehrfach, dass sie die heutige «Gmeind» als fair und anständig empfunden habe. Zwar wird auch an diesem Abend in Niederwil intensiv und kontrovers diskutiert, aber immer sachlich und fair. Stein des Anstosses ist der geplante Abriss des Kindergartens Riedmatt, an seiner Stelle soll die Umgebung des Kindergartens aufgewertet werden. Auf den Abriss wurde im Sanierungs- und Ausbauprojekt des Kindergartens verzichtet, weil man sich die Option erhalten wollte, das Gebäude als Provisorium für die Verwaltung zu nutzen, wenn das neue Gemeindehaus gebaut wird. Heute ist klar, dass das alte Gemeindehaus stehen bleibt, bis das neue bezugsbereit ist. Darum soll der Abriss nun früher als geplant erfolgen. «Wir schaffen hier eine tolle Umgebung für unsere Kinder, von der das ganz Dorf profitiert», ist Stutz überzeugt.
Doch gegen den Abriss gibt es Widerstand. Mehrere Votanten betonen, dass man damit noch zuwarten soll. Das Provisorium könne noch vielseitig genutzt werden. Etwa als Jugendtreff, als Sitzungsraum für Vereine, als Kaffeestube bei Festen oder auch als Clublokal des FC während der Bauzeit des neuen Gemeindehauses. Oder auch als Unterkunft für Asylbewerber. «Das Gebäude ist vollständig ausgerüstet mit allem, was man braucht. Ein voreiliger Abbruch kommt einem Wertverlust gleich», sagt einer der Stimmbürger. «Einen solchen Raum braucht es dringend im Dorf. Wenn wir in ein paar Jahren merken, dass er seinen Zweck nicht erfüllt, können wir ihn immer noch abreissen», findet ein weiterer Stimmbürger. Und es mache keinen Sinn, einen Container aufzubauen als neuen Jugendtreff, wenn hier doch ein ganzes Gebäude zur Verfügung steht, findet ein weiterer Votant.
Doch es gibt auch viel Zuspruch für den Abriss. Insbesondere die Anwohner machen sich dafür stark. «Wir sind oft mitten im Trubel und nehmen das auch hin. Aber jetzt hier für weiteren Betrieb sorgen und den Abbruch verzögern, das ist nicht fair», sagt einer. Ein anderer betont, dass es für Kultur und Sitzungen genügend Räume gibt. «Es war immer das Ziel, hier eine tolle Umgebung für die Kinder zu schaffen. Es gibt keinen Grund, das jetzt hinauszuzögern.» Und eine ehemalige Lehrperson, die über 20 Jahre in diesem Kindergarten unterrichtet hat, warnt. «Das Provisorium ist in einem sehr schlechten Zustand. Wenn wir ehrlich sind, ist es nicht mehr zu gebrauchen.» Und Martin Bräuer, der Sportchef des FC Niederwil, legt Wert auf die Feststellung, dass der Wunsch nach einem Erhalt nicht aus Fussballkreisen kommt. «Wir haben mit der Gemeinde eine Lösung gefunden für das Clubhaus während der Bauzeit des neuen Gemeindehauses», betont er.
Gibt genügend Räumlichkeiten
Auch der Gemeinderat macht sich für den Abriss stark. Für Sitzungen und kleinere Anlässe gebe es genügend andere Möglichkeiten im Dorf. Und als Asylunterkunft werde das Riedmatt ganz sicher nicht genutzt. «Jede andere Nutzung als die heutige als Kindergarten würde ein Baugesuch benötigen», warnt zudem Gemeindeammann Ender. Cornelia Stutz macht auf die hohen Energiekosten aufmerksam, welche der weitere Betrieb generieren würde. «Seit über 40 Jahren wurde hier nichts mehr gemacht, die Hülle ist nicht mehr dicht.» Letztlich war eine Mehrheit ebenfalls der Meinung, dass es Zeit ist für einen Abriss und eine Umgebungsgestaltung. Mit 78 Ja zu 56 Nein wurde der Kredit von 250 000 Franken bewilligt.
Die Beschlüsse
An der «Gmeind» in Niederwil nahmen 144 der 1958 Stimmberechtigten teil (7,35 Prozent). Mit Ausnahme des Traktandums 3 wurden alle Anträge einstimmig oder mit grossem Mehr genehmigt. Es sind dies: 1. Protokoll. – 2. Rosenweg, Gartenweg; Sanierung Strassen- und Werkleitungen: Kredit über 1,118 Millionen Franken. – 3. Abbruch Kindergarten «Riedmatt», Umgebungsgestaltung Kindergarten «Althau» 2. Etappe: Kredit über 250 000 Franken (78 Ja zu 56 Nein). – 4. Genereller Entwässerungsplan (GEP) 2. Generation: Kredit über 592 000 Franken. – 5. Beschaffung und Inbetriebnahme von Smart Metern: Kredit über 570 000 Franken. – 6. Festlegung der Entschädigungen der Mitglieder des Gemeinderates für die neue Amtsperiode. – 7. Budget mit Steuerfuss 103 Prozent.
Nächstes Jahr wird gefeiert
Am Schluss der «Gmeind» informierte Gemeinderätin Martina Balmer über ein besonderes Ereignis. Im kommenden Jahr ist es 125 Jahre her, dass sich Niederwil und Nesselnbach zusammenschlossen. Zum Jubiläum sind zwei besondere Aktionen geplant.
Zum einen soll die von vielen Fussgängern und Velofahrern genutzte Verbindungsstrasse zwischen den beiden Ortsteilen aufgewertet werden. Dies, indem mehrere Bäume gepflanzt und Sitzbänke aufgestellt werden. Im Weiteren ist am 31. Juli und 1. August ein grosses Dorffest geplant. Dafür wurde bereits ein OK gebildet, das bereits an der Arbeit ist. «Halten Sie sich schon einmal den Termin frei, es lohnt sich», so Balmer. --chh

