Verena Anna Wigger, Redaktorin.
Ich stehe an der Terrassentür zu meinem Garten. Das Laub auf der Wiese, welches im Herbst noch als Unterschlupf für Kleintiere während des kalten Winters gedacht war, liegt mittlerweile braun, ...
Verena Anna Wigger, Redaktorin.
Ich stehe an der Terrassentür zu meinem Garten. Das Laub auf der Wiese, welches im Herbst noch als Unterschlupf für Kleintiere während des kalten Winters gedacht war, liegt mittlerweile braun, vertrocknet, nass und klebrig da. Schon länger denke ich, jetzt räum ich es weg. Denn bereits sind die ersten Anzeichen von Frühling sichtbar und der Sonnenschein hat auch mehr Kraft.
Dann sehe ich das Laub als das, was es ist. Das pure Vertrauen der Natur. Im Herbst werfen Bäume und Sträucher all ihre Blätter ab, im Vertrauen darauf, dass sie im Frühling wieder nachwachsen. In diesem Vertrauen leben wohl auch die Schnecken und Käfer, die sich im Winter unter die Erde verziehen und sich im Frühling wieder aufmachen, meine jungen Salatpflänzchen auf ein Neues anzuknabbern, bevor ich sie ernten kann. Doch dieses Vertrauen könnte heuer gebrochen werden. Ich werde meinen Salat ohne Bodenkontakt anpflanzen.
Dabei lädt der Frühling nicht nur die Pflanzen ein, ihre Blätter wieder spriessen zu lassen, auch Bienen und Insekten machen sich wieder auf. Sie besuchen Blumen und Blüten und wärmen sich im Sonnenschein. Sie fliegen emsig, aber immer entspannt durch die Lüfte. Bei dem Sonnenschein tanken sie Kraft und Energie, um ihre Arbeit zu verrichten. Selbst die süssen Hummeln machen sich wieder auf und surren durch die Welt.
Dabei fällt mir ein, dass es ja heisst, Hummeln könnten laut Berechnung von Grösse, Volumen und Aktivitäten der Flügel, gar nicht fliegen. Vielleicht müsste ich es auch mal ausprobieren. Meinen Traum vom Fliegen wahr machen. Ich stelle es mir etwa so vor: Ich stelle mich auf den Stein vor dem Haus, richte mich zur Sonne aus und mit zwei, drei kräftigen Flügelschlägen hebe ich mich in die Lüfte. Einfach weil es schön ist, fliege ich mal auf dem Rücken, strecke die Beine von mir und lasse den Bauch von viel Sonne bescheinen. Das tönt herrlich und das Bild gefällt mir.
Ich glaub, ich muss dereinst mal mit einer Hummel einen Talk halten. Was überlegt sie sich, wenn sie abhebt? Wo fehlt mir wohl noch das Vertrauen?