«Das packe ich mit Freude an»
30.12.2025 Wohlen, Handball, SportPascal Jenny im Weltverband
Erfolgreiche Wahl in die IHF: Pascal Jenny in Kairo.
Es wurde praktisch zum Weihnachtsgeschenk. Am 40. Kongress der International Handball Federation (IHF) in Kairo wurde Pascal Jenny in den Weltverband gewählt. Der Wohler ...
Pascal Jenny im Weltverband
Erfolgreiche Wahl in die IHF: Pascal Jenny in Kairo.
Es wurde praktisch zum Weihnachtsgeschenk. Am 40. Kongress der International Handball Federation (IHF) in Kairo wurde Pascal Jenny in den Weltverband gewählt. Der Wohler ist zugleich Vorsitzender der Kommission für Organisation und somit Mitglied des Führungsgremiums. --dm
Pascal Jenny, in Wohlen aufgewachsen, wurde in Kairo in den Handball-Weltverband berufen
Er ist Präsident des Schweizer Handballverbandes und Vizepräsident von Swiss Olympic. Nun ist für Pascal Jenny, aufgewachsen in Wohlen, ein weiterer prestigeträchtiger Job hinzugekommen. Der 51-jährige Ex-Nationalspieler wurde in Kairo in den Weltverband gewählt. Er wolle im Welthandball viel Positives bewegen, sagt er.
Daniel Marti
An der Seite von Ex-Bundesrätin Ruth Metzler prägt er Swiss Olympic. Im Schweizer Handball setzt er als Verbandspräsident neue Ziele und Massstäbe. Nun kommt ein Sitz im Weltverband hinzu. Als Vorsitzender der Kommission für Organisation der internationalen Handball Federation bekleidet er ab sofort eines der wichtigsten Ämter im Weltverband. Das bedeutet nicht nur viel Wertschätzung, sondern auch die Erwartungen an die Adresse von Pascal Jenny sind riesig. Diese Wahl ist für ihn der krönende Abschluss eines bedeutungsvollen Jahres.
2025 war ein tolles Jahr für Sie. Was war das Besondere?
Pascal Jenny: Ich kann mich nicht wirklich an ein Jahr erinnern, das nicht toll war. Für mich sind Jahreszahlen von geringer Bedeutung. Aber klar, im Rückblick ist es schon genial, wenn das Frauen-Handball-Nationalteam zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft teilnimmt. Und es erfüllt mich mit Freude, dass ich als Vizepräsident von Swiss Olympic und neu im Vorstand vom Handball-Weltverband mitwirken darf. So insgeheim freut mich aber am meisten, dass unsere eigene Firma tfy-consult, die ich vor knapp vier Jahren gegründet habe, zum ersten Mal einen Jahresgewinn schreibt.
Sie haben es bereits angetönt: Sie wurden kurz vor Weihnachten zum Vorsitzenden der Kommission für Organisation der internationalen Handball Federation (IHF) gewählt. Was bedeutet für Sie diese Wahl?
Ehrlich gesagt, es war am Ende etwas überraschend deutlich – war doch der Gegenkandidat ein Bisheriger aus Dänemark, dem aktuell stärksten Handball-Land der Welt. Umso mehr freut es mich natürlich. Ich habe mich mehr oder weniger direkt nach der Wahl bei künftig mitwirkenden IHF-Exponenten mit ersten Gedanken gemeldet. Meine Kandidatur habe ich nur eingereicht, weil ich überzeugt bin, dass wir im Welthandball viel Positives bewegen können.
Bei der Wahl haben Sie den Amtsinhaber geschlagen. Das hat eine besondere Bedeutung. Man setzt auf Sie. Herausforderung oder Genugtuung oder sind Sie jetzt stark unter Druck?
Es war einerseits überraschend, andererseits schon auch ein Kompliment an meine nationale Verbandsarbeit. Durch viele Gespräche weiss ich, dass sich viele Verbände innerhalb und ausserhalb von Europa ein paar Veränderungen wünschen. Das packe ich mit Freude an. Druck als Funktionär kenne ich nicht. Das ist im Vergleich zu einem Wurf in einem Playoff-Final schon deutlich weniger mit Adrenalin verbunden.
Sie haben nach der erfolgreichen Wahl erklärt, dass Sie sich auf die Stärkung der internationalen Präsenz des Schweizer Sports freuen. Was bedeutet das konkret?
Ruth Metzler hat nach ihrer Wahl zur Swiss-Olympic-Präsidentin vor den Schweizer Sportverbänden und im Exekutiv-Rat eindrücklich dargelegt, wieso sie der Meinung ist, dass wir in der breiten Sportwelt international zu wenig präsent sind als Schweiz. Dies führt zum Beispiel bei internationalen Entscheiden wie der Vergabe von Grossanlässen oder Sport-Innovationen zu wenig Schweizer Erfolgen. Ihre Worte haben mich dazu motiviert, im Handball mit einer Kandidatur zu versuchen, die Schweiz über das Spielfeld und den IHF-Hauptsitz in Basel hinaus zu stärken.
Der Sprung in die internationale Federation ist also ein spezieller Schritt für Sie? Immer schön die Erfolgsleiter empor …
Ja, das ist es. Gerade die Aufgabe, den Weltmeisterschaften und den olympischen Handballturnieren strategisch vorzustehen, ist in der Tat eine neue Dimension im Handballsport. Ein ehemaliger SHV-Präsident hat mir geschrieben, dass ich als Vorsitzender des COC nun, seiner Meinung nach, nebst dem Präsidenten das wichtigste Amt in der IHF innehabe. Das ist auch eine Aufforderung, die Erfolgsleiter nun auch mit konkreten Entwicklungen zu pflastern. Dessen werde ich mich auch annehmen.
Sie sind Vizepräsident von Swiss Olympic. Was wollen Sie hier bewegen?
Wir wollen die Olympischen Spiele 2038 und die European Championship 2030 in die Schweiz holen. Dafür lohnt es sich zu wirbeln. Zudem bin ich im Bereich der Digitalisierung, Innovation und vermehrtem Plattform-Denken im Schweizer Sport als Vizepräsident gefordert.
Bei Swiss Olympic sind Sie an der Seite von Ex-Bundesrätin Ruth Metzler. Sie sind also ein Traumpaar von Swiss Olympic?
Nein, wir sind kein Traumpaar, wir sind ein Teil vom Ganzen. Der aktuelle Exekutiv-Rat von Swiss Olympic arbeitet sehr gut als Team. Ruth Metzler und ich kennen und schätzen einander seit einigen Jahren und darum harmonieren wir sicherlich gut. Sie macht in meinen Augen einen hervorragenden Job, ist eng am Tagesgeschäft und öffnet dem Schweizer Sport Türen, die vor ihrem Amtsantritt zu waren. So hat sie unter anderem auch im Vorfeld von meiner Wahl in Kairo ein paar Telefonate in Mitgliedsländer gemacht. Sie ist eine Brückenbauerin.
Verbandspräsident. Swiss Olympic. Handball-Weltverband. Die Karriere nimmt Formen an. Gibt es besondere Ziele? Oder werden Sie gar der Gianni Infantino des Handballs? (Infantino ist der Präsident der Fifa.)
Bei allem Respekt – meine Arbeitsweise ist eine ganz andere als die von Infantino. Dieser Vergleich würde nicht einmal an einem harzigen Handball kleben bleiben … Ich habe immer gesagt, dass ich im besten Berufsalter auch als Sportfunktionär etwas zurückgeben will. Meine Arbeit ist mehrheitlich ehrenamtlich. Meine Amtsdauern bei Swiss Olympic und im SHV neigen sich dann nach den Olympischen Spielen von Los Angeles im Jahr 2028 dem Ende zu. Falls mir die internationale Arbeit auch so gut gefällt, kann ich mir Stand heute schon vorstellen, über die nationalen Engagements hinaus, länger im internationalen Sport tätig zu sein. Aber das ist einfach mal so die heutige Einschätzung. Ein konkretes Ziel habe ich nicht. Mir gefällt es einfach, für den Sport – die beste Lebensschule der Welt – aktiv zu sein
Ein Wort zum Schweizer Handball, wie sind Sie als Verbandspräsident mit den Nationalmannschaften zufrieden?
Es soll mit beiden Nationalteams an die Olympischen Spiele 2032 in Brisbane gehen. Damit wären wir dann an der Weltspitze angelangt. Der Weg dahin ist ein langer. Bei den Frauen müssen wir jetzt eine Gruppe von 30 bis 40 Frauen – vor allem im Kompetenzzentrum für Spitzenathletik und Forschung (OYM) und bei ausländischen Topclubs – auf dieses Niveau bringen.
Die Heim-EM und die erste WM waren ein guter Anfang. Nun geht es aber ans Eingemachte und es braucht von allen potenziellen Olympia-Spielerinnen vollen Fokus auf den Handballsport. Bei den Männern könnte es schnell gehen. Wir hatten noch nie eine derartige Breite im Kader. Wenn alle fit sind, ist die Wahl der Spieler, die EM oder WM spielen, für den Nationaltrainer eine Herkulesaufgabe. Und mit dem Start der Männerakademie auch im OYM wollen wir vor allem im physischen und Mindset-Bereich weitere starke künftige Nationalspieler fördern.
Olympische Winterspiele 2038 in der Schweiz. Das ist ein grosses Fernziel von Ihnen. Was muss passieren, dass dies Realität wird?
Wenn wir es jetzt nicht schaffen, dann wage ich zu behaupten, ist es für Jahrzehnte vom Tisch. Wir sind im sogenannten privilegierten Dialog. Dank Ruth Metzler habe ich auch IOC-Präsidentin Kirsty Coventry kennengelernt und sie sagt es klar, dass wir mit der Erfüllung der Hausaufgaben die Zusage erhalten. Nun müssen wir respektive der Verein Olympische Winterspiele Schweiz 2038 (OPWS38) Gelder aus der Wirtschaft sichern. Ebenso Kantone wie Gemeinden der Austragungsregionen begleiten, dass wir alle geforderten Vorgaben erfüllen. Das ist viel Detailarbeit.
Und wie holen Sie die Zustimmung der Bevölkerung für 2038 dafür ab?
In meinen Augen haben die Olympischen Sommerspiele in Paris viel Goodwill für dieses Sportfest geschaffen. Die Stimmung auch in der Schweiz ist positiver als auch schon. Auch durch das aktuelle Setup mit einem Host-Country und der Integration der ganzen Schweiz in eine allfällige Durchführung 2038. Dennoch hoffe ich, dass wir die Spiele so umfassend finanzieren und aufsetzen können, dass es keine Abstimmung an der Urne der Schweizer Bevölkerung braucht.
Und wenn wir schon Kontakt haben: Ihr Wohlen, wie sehen Sie es heute?
Mein Wohlen ist noch immer vom Sport geprägt. Ich verfolge primär die Resultate und Entwicklungen der Sportclubs. Natürlich mit Hauptfokus Handball Wohlen. Eine Ferndiagnose zur Entwicklung würde ich mir aber nicht erlauben wollen. Da bin ich zu weit weg.
Persönlich
Pascal Jenny ist 51-jährig und ist in Wohlen aufgewachsen. Jenny bestritt 348 Spiele in der Nationalliga A und insgesamt 73 Länderspiele (118 Tore) für die Schweizer Handballnationalmannschaft. Seit Anfang 2022 ist Pascal Jenny Präsident des Schweizerischen Handballverbandes. Zudem ist er Vizepräsident von Swiss Olympic. Ab sofort gehört er dem Vorstand des Internationalen Handballverbandes (IHF) an.
Von 2008 bis Ende April 2021 wirkte Jenny als Tourismusdirektor im Sport- und Ferienort Arosa. Seit 2021 ist er Präsident von Arosa Tourismus. Er ist unter anderem der Initiant des Arosa Bärenlands.
Pascal Jenny ist Gründer und Verwaltungsratspräsident der Firma tfy-consult in Arosa. Das Unternehmen berät KMU punkto Nachhaltigkeit und macht KMU fit für die Zukunft.


