«Das ist halt die Realität»
11.06.2024 WohlenGemeindeammann Arsène Perroud zur Ablehnung Aufwertung Zentralstrasse
«Der Gemeinderat bedauert den Entscheid des Stimmvolkes», heisst es in einer Medienmitteilung des Gemeinderats. Denn die Aufwertung des Wohler Ortszentrums sei ein grosses Anliegen von ...
Gemeindeammann Arsène Perroud zur Ablehnung Aufwertung Zentralstrasse
«Der Gemeinderat bedauert den Entscheid des Stimmvolkes», heisst es in einer Medienmitteilung des Gemeinderats. Denn die Aufwertung des Wohler Ortszentrums sei ein grosses Anliegen von Bevölkerung und Gewerbe gewesen.
Was war denn entscheidend bei der Ablehnung? Bei dieser Frage seufzt Gemeindeammann Arsène Perroud. Das müsse man noch analysieren, sagt er, «die Vorlage war von Anfang an umstritten». Und es sei eine spezielle Schwierigkeit gewesen, die diversen Ansprüche zu erfüllen. Trotzdem wurde auch er vom Wahlkampf ein wenig überrascht. «Die Emotionalität und die Intensität haben mich sehr erstaunt.»
Kompromisslösung – Schwachpunkt und Realität
Und Perroud blickt auch zurück. In jeder Umfrage wurde eine Aufwertung des Zentrums befürwortet. Das Wohler Zentrum habe zu wenig Qualität und sei unattraktiv, dies waren stets die Ergebnisse von sämtlichen Untersuchungen und Befragungen. «Dann ist das Projekt endlich auf dem Tisch und es wird abgelehnt. Das macht einen ratlos», gibt er zu. Nun stelle sich höchstens die Frage, «was sich die Leute unter einer Aufwertung vorstellen». Zudem habe man das Projekt differenzierter betrachten müssen. «Es gibt dringende Massnahmen, die wir machen müssen. Deshalb ist es eine Illusion, wenn man nun meint, dass die Sanierung der Zentralstrasse nichts kosten wird. Mit diesem Projekt hätte die Gemeinde eine Vielzahl von Problemen lösen können.» Zudem sei bei einer Kantonsstrasse nun mal der Kanton beteiligt. So gesehen sei die Ablehnung halt eine verpasste Chance. «Und die Ablehnung beschert Wohlen auch nicht weniger Baustellen.»
Und was war denn der Schwachpunkt der Vorlage? «Vielleicht dass es eine Kompromisslösung ist, aber das ist die Realität.» Es sei ein Wunschdenken gewesen, nur ein Bedürfnis in den Mittelpunkt zu stellen. Alle Nutzer haben ihre Bedürfnisse, aber der Platz an der Zentralstrasse ist nun mal beschränkt.»
Der Gemeinderat werde nun in Zusammenarbeit mit dem Kanton Aargau als Strasseneigentümer die Planung «der unumgänglichen Sanierungsarbeiten an die Hand nehmen», heisst es in der Medienmitteilung weiter.
Dies umfasst insbesondere die Ertüchtigung der Bushaltestellen, um den hindernisfreien Einstieg behinderter Personen gemäss Behindertengleichstellungsgesetz zu ermöglichen. Die gesetzliche Vorgabe muss unabhängig des Aufwertungsprojekts zeitnah umgesetzt werden. Hier ist es für den Gemeindeammann vorstellbar, die Sanierung der Freiämterstrasse bis zum Postplatz weiterzuführen. Diese Sanierung steht unmittelbar bevor.
Sanierungsarbeiten in den kommenden zehn Jahren
Die Erneuerung der Strassenbeleuchtung, die Sanierung des Strassenbaus sowie der Ersatz der Kanalisation wird «in rund zehn Jahren zwingend erforderlich sein». Der Sanierung der Kanalisation hat die Wohler Stimmbevölkerung knapp mit 51 Prozent Ja zugestimmt. Diese Sanierung war ein integraler Bestandteil des Projekts, allerdings aus der Abwasserkasse spezialfinanziert, womit die Erfolgsrechnung nicht belastet wird. Inwiefern diese Sanierung aufgrund der Ablehnung des Gesamtprojekts nun vorgenommen wird, müsse noch geklärt werden.
Laut Gemeindeammann Perroud stehen so viele Sanierungsarbeiten an, dass es «eben kein Sparprojekt war. Es ging vielmehr um einen Mehrwert. Finanzpolitisch wäre es nachhaltiger gewesen, dem Projekt zuzustimmen. Und dass der bereits gesprochene Bundesbeitrag von zwei Millionen Franken nun nicht nach Wohlen fliessen wird», sei eigentliche eine «verrückte» Sache. «Aber das ist halt Politik», sagt er abschliessend. --dm
«Grossartige Chance vertan»
Auch der Verein «Schöner Wohlen» hat sich kräftig für die Aufwertung der Zentralstrasse eingesetzt. Wie die Parteien Grüne, SP und Mitte musste Vereinspräsident Philipp Simka eine Niederlage akzeptieren.
«Die Wohler Stimmbürger haben eine grossartige Chance vertan. Sie haben ein Aufwertungsprojekt nach 14 Jahren Planung auf der Zielgeraden abgeschossen. Zwei Millionen Bundesbeitrag und 400 000 Franken Planungskosten wurden das Klo runtergespült. Wenigstens ist letzteres an eine gute Kanalisation angeschlossen.» So kommentiert er das Ergebnis an der Urne. Er gehe davon aus, dass die «Angst vor einer Verschlechterung der Verkehrssituation der ausschlaggebende Punkt» gewesen sei. «Und leider haben wir es nicht geschafft, überzeugend darzulegen, dass diese Angst unbegründet ist.»
Auch wenn das Abstimmungsergebnis ein «herber Rückschlag» sei, die Entwicklung des Zentrums sei deswegen «noch lange nicht begraben. Das Zentrum wird gebildet von der Architektur, dem Wohn- und Gewerbemix und dem Strassenraum. Letzteres ist vorerst lahmgelegt.» Also werde man sich in Zukunft wieder vermehrt um die Architektur sowie den Wohn- und Gewerbemix kümmern. --dm