Rückblick II: In Sarmenstorf entstand eine Theaterbühne in einer Grube
Nicht nur politisch war viel los im Jahr 2022, auch kulturell reihte sich ein Höhepunkt an den anderen. Für ganz viel Aufsehen sorgte vor allem das Theaterprojekt in ...
Rückblick II: In Sarmenstorf entstand eine Theaterbühne in einer Grube
Nicht nur politisch war viel los im Jahr 2022, auch kulturell reihte sich ein Höhepunkt an den anderen. Für ganz viel Aufsehen sorgte vor allem das Theaterprojekt in Sarmenstorf.
Inzwischen ist die grosse Grube längst wieder zugeschüttet. Das Zelt abgebaut. Die Requisiten verstaut. Die selbst konzipierte Tribüne auch demontiert und eingelagert. Und die vermutlich letzte der Begleitaktionen ebenfalls schon Geschichte – wobei man munkelt, dass an der grossen Sarmenstorfer Jubiläumsfeier noch etwas geplant sei.
Riesiger Erfolg
«Grabenstorf» ist Geschichte. Aber nicht vergessen. Was die einheimische Theatergruppe rund um Stefan Hegi und Hans Melliger hier auf die Beine gestellt hat, daran wird man sich noch lange erinnern. Weniger wegen des Stückes. Dafür umso mehr wegen des Rahmens. Ein Theater in einer Grube? Wer ausser die Sarmenstorfer kommt schon auf eine solche Idee? Und setzt sie dann auch noch um? Die Belohnung für den Mut: 15 Vorstellungen, 97 Prozent Auslastung, rund 3400 Zuschauer und Zuschauerinnen insgesamt und ganz viel Lob von allen Seiten. «Grabenstorf» hat Geschichte geschrieben in einer Region, die bekannt ist für ihre speziellen Theaterprojekte. Eine Geschichte, die jetzt um ein Kapitel reicher ist.
Für viele anfangs nur eine Spinnerei
Die Idee zu diesem Theater entstand damals, als in Sarmenstorf über den Bau einer Tiefgarage unter dem Lindenplatz diskutiert wurde. Wenn da schon ein Loch gegraben wird, dann könnte man darin doch Theater spielen, so sagten sich die Initianten. Das Projekt wurde an der «Gmeind» zwar beerdigt. Die Idee aber lebte weiter. Und so fuhr am 2. Juli der grosse Bagger auf und begann, eine grosse Grube zu graben. Es gab zwar schon an anderen Orten Theater, die in einer Grube aufgeführt wurden. Aber das waren bestehende Gruben. «Dass wir extra ein Loch graben für unsere Aufführung, das ist einmalig», so Hegi. Viele hätten das bis zum Auffahren der Bagger für eine Spinnerei gehalten. «Und ganz ehrlich, als diese dann mit dem Aushub begannen und das Loch immer grösser wurde, da bin ich selber erschrocken über das, was wir hier machen», gibt Melliger heute zu.
Die Grube ist das eine. Dank ganz vielen Helfern und noch mehr Einsatz wurde das Loch tatsächlich in einen Theatersaal verwandelt. Der sogar überdacht war und trotz des eher schlechten Wetters in dieser Zeit vor Wind und Regen schützte. Es hätte viele Gründe gegeben, das Projekt abzubrechen, geben die Initianten heute zu. Sie haben es durchgezogen. Am Schluss waren sich Macher und Publikum einig: Der Aufwand hat sich gelohnt, in Sarmenstorf wurde Einmaliges geschaffen.
Gemeinsam an etwas Grosses geglaubt
«Grabenstorf» war mehr als ein Theater, haben die Macher immer betont. Es gab viele andere Aktionen. Und es wurden viele Löcher gebuddelt. Real, aber auch fiktiv, etwa im Grabologie-Labor mitten im Dorf. Erinnern wird man sich aber vor allem an das grosse Loch auf der grünen Wiese mitten im Zentrum. Und was sich darin ereignet hat. In Zukunft wird man sich beim Vorbeilaufen immer daran erinnern, was möglich ist, wenn Menschen gemeinsam an etwas Grosses glauben. Und wenn es nur eine Grube ist.