Das einmalige Brockenhaus
12.08.2025 WohlenDas freudige Brockenhaus
Premiere: Der Circus Monti ist in Wohlen in die neue Saison gestartet
Für alle ist etwas dabei: «Bric Brac» beinhaltet Lacher, zauberhafte Nummern und Spektakel.
Stefan ...
Das freudige Brockenhaus
Premiere: Der Circus Monti ist in Wohlen in die neue Saison gestartet
Für alle ist etwas dabei: «Bric Brac» beinhaltet Lacher, zauberhafte Nummern und Spektakel.
Stefan Sprenger
Am Ende ist alles gut. Minutenlang wird geklatscht, Standing Ovations, traditionell fliegen Blumen in die Manege. Lauter lachende Gesichter. Am Freitagabend um kurz vor 23 Uhr ist die Premiere des neuen Monti-Programms «Bric Brac» vorbei. Ganz am Anfang setzte die neue «Brockenstube-Show» ein klein wenig Staub an, doch dieser wurde danach durch spassige Nummern, talentierte Artisten und ganz besondere Szenen wieder weggeputzt. «Und am Ende laufe ich aus dem Zirkus und bin glücklich», sagt eine glückliche Besucherin gleich nach der Premiere. So soll es sein.
Zu Beginn wirkt die Show etwas gemächlich, die beiden rätselhaften Figuren, die quasi die Brockenstube öffnen, passen irgendwie nur wenig ins Gesamtbild. Doch danach bietet die Monti-Show ganz viele zauberhafte und auch überraschende Dinge – wie in einem Brockenhaus eben üblich. Das Einrad-Duo «Cata und Jay» bietet richtig geniale Momente, mit Lebensfreude und Spektakel. Beim Duo am chinesischen Masten bleibt dem Publikum der Atem weg – und die Akrobatik-Show auf dem alten Kleiderschrank ist ein Highlight zum Schluss.
Premiere geglückt: Impressionen des neuen Monti-Programms «Bric Brac»
Das Dutzend ist toll
Premiere des Circus Monti: «Bric Brac» ist kreativ, witzig und bietet einige grandiose Highlights
12 Artisten auf hohem Niveau bieten rund zwei Stunden lang eine tolle Show. Das neue Monti-Programm hat Witz, Charme und überraschende Szenen. Oder wie es Mario Muntwyler ausdrückt: «Es ist eine wunderbare Zeit in einem nicht ganz alltäglichen Brockenhaus.»
Stefan Sprenger
Merlin Matthewson zeigt eine eindrückliche Jonglage-Nummer. Die Ausstrahlung des Kanadiers steckt an. Dass ihm zweimal (bei der schwersten Nummer) eine Keule runterfällt, lächelt er weg. Und er erntet am Ende – als er es schliesslich schafft und alle Keulen auffängt – grossen Applaus.
Vom Schock zum Jubel innert Millisekunden
Der Start ins neue Monti-Programm «Bric Brac» ist etwas gemächlich. Der erste Teil der Show nicht sehr rasant, aber dennoch sehenswert. Nach der Pause geht die Zirkus-Post vermehrt ab. Alles in allem erntet auch das neue Monti-Programm das Prädikat «unbedingt ansehen».
Denn was in diesem Brockenhaus geboten wird, ist grossartig. Der rote Faden – das Brockenhaus – flackert immer wieder auf, ist in Kostümen, Musik und Licht vereint. Die Handstand-Darbietung der Deutschen Joana Lokaichuk (die bereits 2023 bei Monti’s Variété mitmachte) auf einem alten Schrank ist genial – und ein Highlight des neuen Programms. Ein weiterer grosser Höhepunkt ist die Nummer am chinesischen Mast (gleich nach der Pause). Was Laurine Dumore und Dimitri Cerriblini (der einzige Schweizer der 12 Artisten) zeigen, ist wahnsinnig (im positiven Sinn). Von fast ganz oben am Zirkuszelt lassen sich sich kopfvoran den Mast hinunterfallen – und halten sich mit der Kniekehle schliesslich fest, bevor ihre Köpfe auf den Boden knallen. Das Publikum wechselt vom gestockten Atem zum lauten Jubel innert Millisekunden.
Eine dritte Highlight-Nummer findet rollend statt. Das Einrad-Duo «Cata und Jay» aus Brasilien vereint alles, was den Monti und das neue Programm ausmacht: viel Spektakel, hohes Niveau, perfekte Abstimmung, Witz, Charme und Lebensfreude. Jene Nummer berührt das Publikum am Premierenabend besonders. Auch, weil Cata (Catarina Vilas Boas) mit ihrer Art das ganze Zirkuszelt fesselt. Apropos fesseln: Die Tuch-Nummer von Charlotte Cayer, das Akrobatik-Duo aus Kanada und der luftige Akrobat Marceau Bidal an den Strapaten zeigen alles Darbietungen, die glänzend vorgeführt sind und alles bieten, was das Zirkusherz begehrt. Und natürlich gibt es auch Clowns, die mit ihrem Witz und Situationskomik zu überzeugen wissen (Duo Cirkoscopik).
Hand-Show und Zeitlupen-Highlight
Der Zirkus soll ein Ort sein, «der es ermöglicht, für einen Moment abzutauchen und die Welt rundum zu vergessen», sagt Mario Muntwyler am Ende der Premiere. Und «Bric Brac» gelingt das. Ganz besondere Momente kreieren die Artisten, als sie alle gemeinsam mitwirken. Beispielsweise in jener Szene, als alle 12 Artisten an einem Tisch sitzen und ihre 24 Hände im Scheinwerferlicht in perfekt getimter Abstimmung tanzen lassen. Die Zeitlupen-Nummer, als sich alle Artisten enorm langsam fortbewegen, ist ein aussergewöhnlicher Hingucker. Jene Szene vereint Kleinkunst, Zirkus – und Comedy.
«Bric Brac» ist eine zauberhafte, spektakuläre, witzige und mysteriöse Brockenstube. Tradition trifft auf Innovation. «Ein Ort voller Gegenstände, die alle ihre eigene Geschichte erzählen können. Eine Sammlung alter und antiker Dinge, die heute in modernen Wohnkonzepten wieder gefragt sind. Genau wie im Zirkus ist die Kombination von Trouvaillen aus einer längst vergangenen Zeit mit modernen Gestaltungselementen eine kreative Möglichkeit, völlig Neues entstehen zu lassen», sagt Mario Muntwyler. Das Brockenhaus-Programm überzeugt – ist an manchen Stellen aber ein wenig mysteriös, allen voran die beiden Figuren am Anfang und am Ende der Show bleiben rätselhaft. Die 12 Artisten sind allesamt genial. Oder anders gesagt: Das Brockenhaus-Dutzend ist toll.
Nach der Premiere weiss man: Der Circus Monti wird auf der Tour durch die ganze Schweiz nun vier Monate lang die Menschen für zwei Stunden in eine andere Welt entführen.
«Bitte keine Schulterklopfer»
Direktor Johannes Muntwyler zur Premiere
«Ich bin nicht hier, weil ich schon in ein Brockenhaus gehöre.» So beginnt Johannes Muntwyler seine kurze Rede am Ende der Premiere – und da hat er bereits alle Lacher auf seiner Seite. Als die erste Vorstellung des neuen Programms «Bric Brac» vorbei ist, erzählt der Direktor, wie er den Abend erlebt hat. Sein rechter Arm steckt in einer Schlaufe, weil er nach einem Skiunfall operieren musste. «Den Notenständer habe ich immer dabei», meint er lachend. Dann wird er ernst: «Eine Premiere ist immer speziell, selbst nach 40 Jahren bin ich aufgeregt davor. Jetzt, wo es geklappt hat, ist eine Erleichterung zu spüren», sagt der 60-Jährige. Kurz zuvor stand er in der Manege, als das Publikum traditionell die bunten Blumen in die Zeltmitte wirft. «Die Premiere, wo erstmals das ganze Zelt voll ist, bringt auch eine gewisse Leichtigkeit – auch bei den Artisten.» Denn jetzt ist klar und auch spürbar: Die Tour geht los. Insgesamt sind 128 öffentliche und 6 geschlossene Vorführungen geplant, bis jene Tour am 30. November auf dem Kasernenareal in Zürich zu Ende geht. «Wir sind bereit», sagt Muntwyler, der aufgrund seiner Verletzung «bloss keine Schulterklopfer möchte».
In der Nacht auf Freitag – dem Premierentag – wurden die letzten (neuen) Stände fertig in der Werkstatt. Die gesamte Buffeteinrichtung ist beispielsweise neu. «Hektisch ist es immer vor der Premiere. Wichtig ist, dass es niemand merkt», sagt Muntwyler lachend. «Ich sage immer: Am Freitag um 18 Uhr müssen wir fertig sein. Wir waren schon um 17.30 Uhr so weit.» Übrigens: Am 2. September hat Muntwyler Geburtstag. Dann gastiert der Circus Monti in Aarau. Und an jenem Tag darf er die Schlaufe am Arm abnehmen – muss sich aber noch schonen. Und dann darf er noch keine groben Schulterklopfer annehmen – auch wenn sie verdient wären. --spr