«Das Beste daraus machen»
10.10.2023 Wohlen«Es hätte mehr sein dürfen»
Beste Stimmung bei der Erstausgabe von «wohlen music & more» – aber Besucherzahlen mässig
Geplant hatte man mit 10 000 Besuchern. Gekommen sind 1200. Die feierten aber ...
«Es hätte mehr sein dürfen»
Beste Stimmung bei der Erstausgabe von «wohlen music & more» – aber Besucherzahlen mässig
Geplant hatte man mit 10 000 Besuchern. Gekommen sind 1200. Die feierten aber trotzdem eine tolle Party.
Stefan Sprenger, Chregi Hansen
«Wer nicht gekommen ist, hat etwas verpasst und ist selber schuld.» Diesen Satz kriegte man bei der Erstausgabe von «wohlen music & more» immer wieder zu hören. Die Stimmung war bestens. Beispielsweise am Freitag, dem Schlagerabend. DJ Ötzi sorgt als letzter Act für beste Laune. Die Menschen singen, tanzen, haben Spass. «Das ist das Wichtigste», sagen die beiden Organisatorinnen Anita Amsler und Angi Simoniello.
Gibt es eine zweite Ausgabe?
Doch auch wenn die Atmosphäre prima war, so dämpfen die Besucherzahlen die Euphorie. 800 am Freitag, 400 am Samstag. «Ganz klar, es hätte mehr sein dürfen», sagt Amsler. Als die beiden Wohlerinnen von ihrem Unterfangen erzählten, für die Region ein Festival auf die Beine zu stellen, rechneten sie mit 10 000 Besuchern. Doch schnell wurde klar, dass dies schwierig werden würde. Der Donnerstagabend – bei dem Zauberkünstler aufgetreten wären – musste aufgrund von zu wenig Ticketverkäufen abgesagt werden. Und auch am Freitag und Samstag blieb der Grossandrang aus. So wirkte das Zelt – 90 Meter lang und 40 Meter breit – noch grösser angesichts des leerstehenden Platzes.
Trotzdem: Es gab viele positive Dinge rund um die Premiere von «music & more». Gibt es eine zweite Ausgabe? «Wenn ich aufgrund der Stimmung diese Frage beantworten muss, dann ganz klar ja. Doch jetzt müssen wir zuerst abrechnen», so Amsler.
Wenig Besucher, aber tolle Stimmung: Die Premiere von «wohlen music & more»
Der Aufwand riesig, der Rückhalt ebenso. Die Erstausgabe des Wohler Festivals überzeugte organisatorisch und mit bester Stimmung – doch die geringe Besucherzahl dämpft die Euphorie.
Stefan Sprenger, Chregi Hansen
«Einen Stern, der deinen Namen trägt». Mitternacht am Freitagabend. DJ Ötzi ballert seinen Megahit raus. Auf der Bühne tanzen leicht bekleidete junge Frauen. Vor der Bühne wird ausgelassen gefeiert. Es ist der Höhepunkt des Freitags. Der Österreicher DJ Ötzi, der mit über 16 Millionen verkauften CDs als einer der erfolgreichsten Musiker im deutschsprachigen Raum gilt, sorgt mit weiteren Partyhits wie «Sweet Caroline» oder «Hey Baby» für Spass, Stimmung und fröhliche Besucher, die mitsingen und mittanzen.
Am Freitagabend waren Semino Rossi, Andy Borg, Nicole oder Michelle auf der Bühne. Diese Schlagerstars sieht man sonst nur in musikalischen Fernsehshows. Jetzt sind sie hier, in Wohlen, zum Greifen nah. Auch Achim Petry, Sohn der deutschen Musiklegende Wolfgang Petry, brachte mit seinen Songs die Leute zum Schunkeln. Er mischte sich danach ganz nahbar unters Volk. 800 Menschen sind gekommen. Mit 4000 hatte man anfänglich gerechnet. «Die Stimmung war toll. Es hätten aber mehr Besucher sein dürfen», sagt Anita Amsler, die gemeinsam mit Angi Simoniello das «wohlen music & more» organisierte.
«Es war eine tolle Party»
Auch der zweite Abend brachte nicht den erhofften Grossandrang. Im Gegenteil, die Besucherzahl lag sogar unter derjenigen des Freitags. Trotzdem begrüsst Angi Simoniello an der Kasse alle Gäste mit einem Lächeln. «Es hat zu wenig Publikum. Darüber müssen wir nicht diskutieren, wir haben viel mehr erwartet», gibt sie zu. Nun gelte es, das Beste aus der Situation zu machen. «Für mich ist es wichtig, dass diejenigen, die hier sind, Spass haben. Und das haben sie, wie die Rückmeldungen vom Freitag zeigen», fährt sie fort. «Es war eine tolle Party, und wir hoffen, dass uns das heute wieder gelingt.»
Tatsächlich ist die Stimmung beim Betreten des riesigen Zeltes auch am Samstag bestens. Auf der Bühne beweist Johnny Logan, dass er mehr ist als ein zweifacher Gewinner des Eurovision Song Contest.
Logan: «Es ist mir eine Ehre»
Der Ire ist ein ausgezeichneter Musiker, Sänger und Komponist sowie Entertainer. Das Wichtigste jedoch: Er steht nach wie vor gerne auf der Bühne, und das ist ihm anzumerken. Er kokettiert mit seinem Alter und greift sich nach einer Tanzeinlage mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Rücken. «Es ist mir eine Ehre, hier spielen zu dürfen», erklärt er – trotz der leeren Tische und Bänke. Seine Begeisterung schwappt auf das Publikum über, das nicht genug bekommt. Und darum auch nicht Ruhe gibt, bis Logan eine Zugabe gibt.
Mitorganisatorin Anita Amsler mag darum auch nicht Trübsal blasen. «Es ist, wie es ist», sagt sie in einer Pause. Es habe sich schon länger abgezeichnet, dass dieses Festival nicht der erhoffte Knaller wird. Aber sie hätten sich entschlossen, das Ganze trotzdem durchzuziehen. Und trotz der Enttäuschung über das geringe Zuschauerinteresse gab es für die beiden Organisatorinnen auch viele schöne Momente. «Es ist einfach toll, wie alle Helfer gut gelaunt und motiviert dabei sind. Und wenn ich sehe, wie die Leute vor der Bühne tanzen und ausflippen, so macht mich das doch etwas stolz», so Amsler. Rund 280 Personen haben mitgeholfen, dieses Festival zu stemmen. «Wir erlebten viel Rückhalt von Helfern, von Sponsoren, von Leuten aus der Region. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken», sagen die Organisatorinnen.
Der Auftritt von Johnny Logan war allerdings bereits der Höhepunkt des Abends. Die nachfolgenden Bands erreichten nicht die gleiche Qualität. «Middle of the Road» bemühte sich zwar nach Kräften, für Stimmung zu sorgen, doch so richtig vermochte der Funke nicht überzuspringen. Das «Electric Light Orchestra perf. by Phil Bates» lässt sich in keiner Weise mit der Originalband vergleichen. Die grossen Hits wecken bei den Zuhörern viele Erinnerungen und werden lauthals mitgesungen – werden alles in allem aber sehr lieblos aneinandergereiht. «Egal, das ist die Musik meiner Jugendzeit», strahlt einer der Zuhörer trotzdem.
«Boney M. feat. Maizie Williams» ist dann musikalisch schon sehr dürftig. Aber die Songs sind eben alle bekannt, darum wird auch gefeiert. «Es macht einfach Spass, dass solche Bands nach Wohlen kommen. Und live ist eben immer besser als ab Konserve», erklärt ein Zuhörer, bevor er sich wieder unter das tanzende Volk mischt. Musikalisch war das Festival also nicht die grosse Offenbarung. Dafür punkteten die Organisatorinnen mit dem Drumherum. Die Infrastruktur bekam Lob von allen Seiten, sogar von den Helfern.
Auch das Publikum lobt den Mut und die Tatkraft der beiden Organisatorinnen. Als Angi Simoniello und Anita Amsler im Laufe des Abends auf der Bühne geehrt werden, will der Applaus nicht mehr enden. Diesen haben sie sich verdient. Auch wenn ihr Lächeln eher gequält wirkte. Der Blick in das fast leere Zelt macht eben deutlich, dass hier mit etwas zu grosser Kelle angerichtet wurde. Schade. Für den Anlass. Für die beiden Frauen. Aber auch für Wohlen. «Vielleicht hätten wir etwas mehr Werbung machen sollen», gibt Amsler rückblickend zu. Ob es eine zweite Auflage gibt, steht – ähnlich wie der Titel des Megahits von DJ Ötzi – in den Sternen. Die Organisatorinnen wollen nun alles sacken lassen und dann entscheiden.