«Das Beste aus zwei Welten»
24.12.2024 WohlenAutobranche: Gibt es noch ein Weihnachtsgeschäft und wie stark ist die Verunsicherung?
Das Auto als Statussymbol. Das gilt teilweise immer noch. Nur wie soll der Antrieb für das Auto der unmittelbaren Zukunft aussehen? Diese Frage ist von Interesse. Wobei sie ...
Autobranche: Gibt es noch ein Weihnachtsgeschäft und wie stark ist die Verunsicherung?
Das Auto als Statussymbol. Das gilt teilweise immer noch. Nur wie soll der Antrieb für das Auto der unmittelbaren Zukunft aussehen? Diese Frage ist von Interesse. Wobei sie auch zu Verunsicherung führt. Drei Geschäftsführer von Autogaragen beziehen Stellung.
Daniel Marti
Gibt es in der Autobranche noch ein Weihnachtsgeschäft? Oder sind die Zeiten vorbei, als zu Weihnachten oder auf das neue Jahr hin ein neues Auto bestellt wurde? Und wie sieht es mit der allgemeinen Verunsicherung aus, welcher Antrieb ist die beste Wahl für die nächsten Jahre? Drei Geschäftsführer geben Auskunft – zwei von Wohlen, einer von einer Villmerger Garage.
Weihnachtsgeschäft ist weniger ausgeprägt
«Traditionell war das Weihnachtsgeschäft in der Autobranche weniger stark ausgeprägt als in anderen Branchen, da der Kauf eines Autos eine langfristige Entscheidung ist und nicht von saisonalen Gelegenheiten wie Weihnachten abhängt», sagt Markus Dubler, Geschäftsführer der Erwin Dubler AG in Wohlen. «Es gibt einen generellen Wandel im Kaufverhalten bei den Kunden, weniger saisonale Anlässe, sondern langfristige Kriterien wie Nachhaltigkeit oder technische Innovation zu priorisieren.»
Ähnlich stuft das Adrian Büchler ein, Er ist CEO bei Auto Kunz in Wohlen: «Traditionell wurde zum Jahresende versucht, mit speziellen Angeboten und Marketingkampagnen die Lagerbestände zu reduzieren. Bei Auto Kunz profitieren Kundinnen und Kunden das ganze Jahr von tiefen Preisen und dadurch unterscheiden sich die Verkaufszahlen im Dezember nicht von den anderen Monaten.»
Und über die Ortsgrenze hinaus sieht es auch nicht wesentlich anders aus. «Der Kauf eines Autos als Weihnachtsgeschenk kommt hin und wieder vor», sagt Manuel Zumstein, Geschäftsführer der Robert Huber AG in Villmergen. «Das Weihnachtsgeschäft spielt im Automobilmarkt eine Rolle, ist jedoch weniger ausgeprägt als im klassischen Detailhandel. Dennoch ist der Dezember traditionell ein starker Monat im Fahrzeughandel, was teilweise auf das Weihnachtsgeschäft zurückzuführen ist.»
Abnehmende Kaufkraft und steigende Energiepreise
In aller Munde ist dagegen eine gewisse Verunsicherung. Beim idealen Antrieb für die Zukunft scheiden sich die Geister. «Der Schritt vom reinen Verbrenner zum Elektrofahrzeug ist für viele Fahrzeugbesitzer noch zu gross und zu unsicher», erklärt Markus Dubler. Daher sei ein «Vollhybrid oder Plug-in-Hybrid ein guter Schritt», um den Übergang in die von der Politik vorgegebenen Emissionsziele zu erreichen. Besonders im Bereich der Elektromobilität sei die «Reichweitenangst» nach wie vor ein grosses Thema, «obwohl der durchschnittliche Schweizer pro Tag zwischen 36 und 40 Kilometer zurücklegt».
Die Hauptgründe für die vorhandene Verunsicherung liegen laut Büchler «zum einen bei der unsicheren Zukunft des Verbrennungsmotors und zum anderen bei der abnehmenden Kaufkraft der Haushalte». Bei seinem Betrieb gebe es viele Anfragen und Probefahrten, «die Investition für ein Auto wird jedoch oft nochmals um ein Jahr oder mehr verschoben», so Büchler weiter.
Eine etwas andere Sicht zur Verunsicherung in der Autobranche hat Manuel Zumstein von der Robert Huber AG: «Die zurückhaltende Konsumentenstimmung resultiert primär aus geopolitischer Unsicherheit, steigenden Energiepreisen und Zinsen sowie der Verteuerung von Produkten. Diese Faktoren beeinflussen den Automobilmarkt indirekt, da Konsumenten den Fahrzeugkauf oft aufschieben und stattdessen verstärkt auf Reparaturen oder Leasingverlängerungen setzen.» Gemäss Zumstein erreichen Automobilkonzerne aufgrund der geringeren Nachfrage häufig nicht die gewünschten Produktionszahlen, «was zu Herausforderungen wie Rentabilitätsverlust, Aktienkursschwankungen, Stellenabbau und organisatorischen Verschlankungen führt». Es werde zwar weniger investiert, jedoch nicht weniger gefahren auf Schweizer Strassen, «was eher einer Verschiebung als einem Rückgang entspricht», so Zumstein weiter.
Der Prozess läuft
Trotz den Verunsicherungen, welches Auto mit welchem Antrieb können die Garagisten mit gutem Gewissen für die nächsten fünf bis zehn Jahre empfehlen? Markus Dubler verweist auf «Plug-in-Hybride aus unserem Sortiment. Diese Fahrzeugklasse kombiniert das Beste aus zwei Welten. Jeder Kunde sollte aber individuell für sich entscheiden, welchen Antrieb er wählen möchte.» Die Möglichkeit, die Batterie am Fahrzeug mit «erneuerbaren Energien aufzuladen, ist ein guter Grund für den Wechsel auf ein Elektrofahrzeug».
Für Markus Dubler ist es «ein Prozess, der gegenwärtig läuft, und durch die CO2-Vorschriften wird die Zukunft immer mehr Richtung Elektrofahrzeug gehen». Plug-in-Hybride bieten eine alltagstaugliche rein elektrische Reichweite, die je nach Modell bei 75 bis 86 Kilometern liegt. «Dies ist ideal für emissionsfreies Pendeln oder Stadtfahrten.» Dagegen überzeugen im normalen Hybridbetrieb die Fahrzeuge mit einem sehr niedrigen Kraftstoffverbrauch von unter 1 Liter / 100 km – ideal für Langstreckenfahrten.
Bei seinem Ratschlag hält sich Adrian Büchler kurz, der CEO von Auto Kunz: «Die Wahl des Antriebs hängt von individuellen Bedürfnissen und dem Einsatzbereich ab. Im Stadt- und Kurzstreckenverkehr bieten sich Elektrofahrzeuge an. Der Hybridantrieb kombiniert die Vorteile von Elektround Verbrennungsmotoren und ist eine alternative Lösung.»
Politische Massnahmen sind erforderlich
Welches Fahrzeug mit welchem Antrieb kann Manuel Zumstein, Geschäftsführer Robert Huber AG, für die nächsten fünf bis zehn Jahre empfehlen? Für ihn gilt die Elektromobilität «als Mobilität der Zukunft, auf die sich die Politik und die Automobilkonzerne ausgelegt haben». Herausforderungen wie der Ausbau der Ladeinfrastruktur und die CO2-neutrale Stromerzeugung stehen «aber einer breiten Adaption im Weg». Besonders in der Schweiz, wo viele Menschen in Mietwohnungen leben, haben laut Zumstein viele zu Hause und bei der Arbeit «keinen Zugang zu Parkplätzen mit Ladestationen. Um die Elektromobilität zugänglicher zu machen, sind politische Massnahmen zum Ausbau der Ladeinfrastruktur erforderlich.»
Weiter hängt die Wahl des Antriebs stark vom Fahrverhalten ab, so Zumstein weiter. «Elektrofahrzeuge eignen sich gut für den Nahverkehr und Haushalte mit mehreren Fahrzeugen. Hybridfahrzeuge bieten Flexibilität für Kurz- und Langstrecken, insbesondere wenn Lademöglichkeiten zu Hause oder auf der Arbeit verfügbar sind. Und Verbrennerfahrzeuge bleiben eine effiziente Option für verschiedene Einsatzbereiche.»
«Elektromobilität hat Potenzial noch nicht ausgeschöpft»
Manuel Zumstein ist überzeugt davon, dass die «Technologie des Verbrennungsmotors weitgehend ausgereift ist. Und die Elektromobilität hat ihr technologisches Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Der Markt bietet mittlerweile eine breite Auswahl an guten Elektrofahrzeugen – welches das Richtige ist, hängt von Reichweite, Komfort und individuellen Vorlieben ab.»
Deswegen erteilt Manuel Zumstein gerne auch einen Ratschlag: Er erachtet bei einem Elektrofahrzeug aktuell Leasing als die beste Kaufoption, man könne von niedrigen Zinsen, planbaren Kosten und einem garantierten Restwert profitieren. «Und nach Ablauf des Leasingvertrags können Käufer, je nach technologischem Fortschritt, flexibel entscheiden, ob sie das Elektrofahrzeug zurückgeben oder übernehmen respektive kaufen möchten.»