Chlausvater aus Leidenschaft
19.12.2025 WohlenZum Hinschied von Rolf Röfe Wüst (1952 bis 2025)
Die Nachricht vom Tod von Rolf Wüst hat in Wohlen grosse Betroffenheit ausgelöst. Erst kürzlich freute er sich noch über den grossen Chlausauszug bei der katholischen Kirche. Ein Ereignis, das von ihm ...
Zum Hinschied von Rolf Röfe Wüst (1952 bis 2025)
Die Nachricht vom Tod von Rolf Wüst hat in Wohlen grosse Betroffenheit ausgelöst. Erst kürzlich freute er sich noch über den grossen Chlausauszug bei der katholischen Kirche. Ein Ereignis, das von ihm geprägt wurde, das ihn immer wieder erfreut hat. Und ihn auch stets ein wenig stolz gemacht hat. Rolf Wüst war weitherum bekannt, über viele Grenzen hinweg beliebt – als Gesprächspartner, als vielseitig interessierter Bürger und vor allem als langjähriger Scharleiter der Jungwacht Wohlen und als Chlausvater. Am 14. Dezember ist Rolf Wüst viel zu früh verstorben.
Mit Kulturpreis ausgezeichnet
Man wird Rolf Wüst vermissen, nicht «nur» als langjähriger Verantwortlicher für die Organisation des St. Nikolaus. Er übernahm 1978 als junger Mann das Brauchtum von Pfarrhelfer Schwegler und organisierte dieses bis ins Jahr 2023. Seine grossen Verdienste wurden von der Gemeinde Wohlen im Jahr 2018 ausgezeichnet: Dem St.-Nikolaus-Brauchtum wurde am 9. Dezember 2018 der Kulturpreis der Gemeinde Wohlen verliehen, es war gleichzeitig auch der Kulturpreis für den so vorbildlichen Chlausvater. «Der Samichlaus berührt in Wohlen ganz viele Menschen. Und immer funktioniert alles perfekt», sagte damals Lokalhistoriker Daniel Güntert, der die Laudatio hielt. Und Röfe Wüst sei eigentlich nicht «nur» Chlausvater. «Sondern er ist Übervater des Wohler Samichlaus.» Und was sagte Rolf Wüst bei der Übergabe des Kulturpreises? «Das ist ein unvergesslicher Moment. Ich bin glücklich bis ins Innerste meines Herzens.»
Details waren ihm wichtig
Röfe Wüst hat das Brauchtum nicht nur perfekt begleitet, sondern auch stets ausgebaut. «Bemerkenswert an ihm fand ich, dass er stets auf die Perfektion schaute beim Brauchtum», sagt sein Nachfolger Cyrille Meier. Ihm war es wichtig, dass der Samichlaus als Bischof daherkommt und die Schmutzlis sowie Diener perfekt gekleidet waren. Er achtete auf Details. Dass der Chlaus den Stab in der richtigen Hand hält, dass der Diener die Laterne oder das goldene Buch nicht vergisst oder der Schmutzli mit genügend Russ (später Schminke) im Gesicht in die Familienbesuche geht. «Auch war es üblich, dass man als neuer Samichlaus jeweils den Familienbesuch bei ihm zu Hause durchspielen musste», erinnert sich Meier. Früher hat er vieles in Eigenregie erledigt, später haben ihm diverse Leute begonnen zu helfen. Vor allem, seit der Verein Freunde St. Nikolaus Wohlen gegründet wurde, konnte er sich mehr zurückziehen und das ganze Brauchtum geniessen.
Leider kam dann aber seine Erkrankung oder wie er dazu sagte: «De Chäber.» Glücklicherweise hat er sein Wissen mit vielen Mitgliedern vom Verein geteilt, um das Brauchtum weiterhin aufrechtzuerhalten. Bis letzte Woche stand er seinem Nachfolger immer noch für Ratschläge zur Verfügung. In diesem Jahr konnte er nicht beim Chlausauszug dabei sein, jedoch wurde er mit Fotos vom Ereignis versorgt. «Es passt irgendwie zu Röfe, dass er erst nach dem Chlauswochenende verstorben ist und nicht vorher. Schliesslich wurde das Brauchtum in all den Jahren sein Kind», erklärt Cyrille Meier.
Spuren hinterlassen
Röfe Wüst zeichnet sich aber auch darüber hinaus mit seinen Tätigkeiten für die Gemeinschaft aus. Er war als Pfarreirat und Mitglied der Synode in der katholischen Kirche engagiert. Zudem war er auch stolzer Ortsbürger. Auch deshalb war er in Wohlen sehr stark verwurzelt. Und das Zirkusleben war ihm ebenso wichtig. Er war jahrelang im Zirkus unterwegs, unter anderem auch im Circus Monti. Dieses «Aussteigertum» eines Bankers war damals, Anfang 90er-Jahre, alles andere als selbstverständlich. Dank der Zirkuswelt baute er sich ein riesiges Beziehungsnetz auf. Beziehungen pflegen und spielen lassen – das war seine grosse Fähigkeit. Nach dem Zirkus-Wanderleben reorganisiert er den «Walter Zoo». Und war berechtigterweise stolz, dass er dem Unternehmen wieder zur Blüte verhelfen konnte.
Wertschätzung der Arbeit anderer war ihm dabei sehr wichtig. «Danke sagen» und Anerkennung waren für ihn die Grundlage für eine Zusammenarbeit. Danke sagte er immer allen Helfern des Brauchtums mit einem besonderen Geschenk. Darum, lieber Röfe, danke für alles, was du für Wohlen getan und geleistet hast. --red
Die Trauerfeier findet am Samstag, 10. Januar, 10.15 Uhr, in der Abdankungshalle Wohlen statt.

