«Bremgarten ist einmalig schön»
06.05.2025 BremgartenMit dieser Motivation im Herzen realisierte Heinz Briner sein Stadtrelief
Nach über 2000 Arbeitsstunden ist das Werk vollbracht: Am Sonntag fand die öffentliche Einweihung vom detailgetreuen Bronzerelief des Reussstädtchens vor grossem Publikum ...
Mit dieser Motivation im Herzen realisierte Heinz Briner sein Stadtrelief
Nach über 2000 Arbeitsstunden ist das Werk vollbracht: Am Sonntag fand die öffentliche Einweihung vom detailgetreuen Bronzerelief des Reussstädtchens vor grossem Publikum statt.
Walter Minder
Nach vielen Monaten – ja Jahren – war es am Sonntag so weit. Das lange erwartete Stadtmodell Heinz Briners konnte feierlich eingeweiht werden. In einem ersten Teil konnte Michel Birri, einst KV-Lehrling bei Heinz’ Frau Monika Briner und bis vor Kurzem Moderator des überraschend abgesetzten SRF-Magazins «Gesichter und Geschichten» (kurz «G&G»), zahlreiche Sponsoren und Gönner im Zeughaus-Saal begrüssen. Diese haben mit ihrem Engagement das rund 250 000 Franken teure und 400 Kilogramm wiegende Projekt erst ermöglicht, auch wenn sich die Ortsbürgergemeinde und die Stadt Bremgarten mit insgesamt rund 40 000 Franken beteiligt haben.
Heinz Briner, in seinem Berufsleben viele Jahre als Architekturmodellbauer tätig, erinnerte daran, dass der Initialfunke vom ehemaligen Primarlehrer und Stadtführer Heinz Koch gezündet worden war. Zuerst befasste er sich mit dem Gedanken, das im Stadtmuseum ausgestellte, aber nie vollendete Stadtmodell von Erich Russenberger zu ergänzen. Heinz Koch habe ihm die Tür geöffnet und gemeint, «sobald du pensioniert bist und Zeit hast, kannst du es fertig machen». Aber je länger, je mehr sei ihm klar geworden, dass er seine Begeisterung und seine Dankbarkeit für Bremgarten in eigenständiger Form ausdrücken wolle. Und dann sei der Entscheid gefallen: «Wir machen etwas Neues!» So wurde 2020 das Projekt eines neuen Stadtmodells als Bronzerelief in Angriff genommen, so, wie es von verschiedenen Städten wie beispielsweise Luzern und Zürich bekannt ist.
Persönliche Entdeckungsreise
«Auch wenn die Herausforderungen gross waren, habe ich jede einzelne Stunde mit Freude am Projekt gearbeitet.» Das sei einerseits möglich gewesen durch die Unterstützung der «IG Relief Bremgarten», in der neben Briner Heinz Koch, Marco Portmann, Stephan Troxler und Dora Weissenbach mit Rat und Tat dabei waren. Andererseits dankte er den anwesenden Gönnern für ihr grosses Engagement. «Es ist beeindruckend, welches Vertrauen Sie mir geschenkt haben.» Er nutzte die Gelegenheit, zahlreiche der anwesenden Unterstützer namentlich zu erwähnen. «Was wir heute einweihen, ist nicht das Werk eines Einzelnen, wir haben es gemeinsam möglich gemacht.»
Dann blickte er zurück auf die gut vier Jahre dauernde Entstehungsgeschichte. In seinem Atelier entstand in vielen kleinen Schritten das erste Modell des Reliefs von Bremgarten. Dafür dienten ihm Stadtpläne, unzählige Fotos von einzelnen Gebäuden sowie seine persönlichen Entdeckungsreisen durch das Reussstädtchen. «Ich kenne heute Bremgarten wohl wie kein Zweiter, immer wieder entdeckte ich Charakteristisches, Einzigartiges.» Und manchmal sei er auch von Atelierbesuchern ermahnt worden: «Da fehlt etwas!» – «Was denn?» – «Der Anbau auf der Westseite ist vergessen gegangen …»
Unterschiedliche Massstäbe
Nicht wenige Inputs holten sich Heinz und Monika Briner bei ihren gemeinsamen zahlreichen Besuchen von Städten, die bereits über ähnliche Reliefs verfügen. Der Stadtmodell-Vater nutzte die Gelegenheit, seiner ebenfalls anwesenden Frau und Alt-Stadträtin für ihre Geduld und ihre Unterstützung zu danken. Ein spezielles Problem war die Tatsache, dass ganz Bremgarten abgebildet werden sollte und nicht nur die bekannte, markante Altstadt. Mit fliessendem Massstab – die Altstadt ist im Massstab 1:700 abgebildet, das äussere Umfeld mit 1:1000 – konnte das Ziel erreicht werden, das Relief auf eine Grösse von rund 2,1 auf 1,4 Meter zu beschränken. Und bald einmal war auch klar, in welcher Form der Sockel für das Modell zu realisieren war: «Wir haben dafür einen Hochaltar gebaut», meinte Briner schmunzelnd.
Und die Finanzierung des Projekts?
Spürbar im Zeughaus-Saal war einmal mehr, wie begeistert Briner auch in diesem Punkt ist. «Einfach nur sensationell, dass das Geld durch die unterschiedlichen Gönnerschaften zusammengekommen und so die Stadtkasse nicht allzu stark belastet worden ist.» Dank den Eingeladenen habe er die Schönheit Bremgartens für eine lange Zeit als Bronzerelief verewigen können. Für Carsten Diekmann, Gönner und CEO der Georg Utz AG, ist das Werk sehr nachhaltig und es werde sehr rasch zu einem Ort der Begegnungen werden.
Auch für die Giesser eine Herausforderung
Glücklicherweise befindet sich die 1367 vom Giessermeister Walter Reber gegründete Glockengiesserei Rüetschi AG in Aarau und damit in der Nähe. Rüetschi ist eines der fünf ältesten Unternehmen der Schweiz, in denen sich heute ursprüngliches Handwerk mit modernster Technologie verbindet. Geschäftsführer Jari Putignano: «Auch für uns war das Relief ein einzigartiger Auftrag, hinter dem unheimlich viel Herzblut zu spüren ist.» Er hoffe, dass das Werk die ihm gebührende Wertschätzung erhalte und zu einem Ort der Begegnung für Einheimische und Touristen werde. Die anspruchsvolle Umsetzung hat etwa neun Monate gedauert, wobei das Relief aus technischen Gründen in sechs Einzelstücken gegossen und dann zusammengesetzt worden ist.
Die Stadt ist dankbar
Nach einem gelungenen musikalischen Intermezzo durch den Mädchen- und Knabenchor der Kantorei Bremgarten, am Piano begleitet von Christian Alpiger, betonte Stadträtin Claudia Bamert, die heutige Einweihung des Bronzereliefs sei ein grosser Moment für ganz Bremgarten. «Ein attraktives Highlight, das jederzeit besucht und bestaunt werden kann.» Dort, wo die öffentliche Hand an ihre Grenzen komme, brauche es die Zusammenarbeit mit privatem Engagement. Heinz Briner habe mit dem Bronzerelief einen Ort geschaffen, wo Gespräche über Vergangenheit und Gegenwart angeregt werden. Er habe mit seinem Werk seinem geliebten Heimatort etwas zurückgeben wollen, dafür seien ihm die Stadt und die ganze Bevölkerung dankbar.
Dann erwähnte Marco Portmann, die Eigentumsübertragung von der «IG Relief Bremgarten» an die Stadt sei vertraglich erfolgt, «jetzt trägt die Stadt die Verantwortung für das Bronzerelief». Er sei überzeugt, dass der Standort neben der Wetterstation beim Spittelturm ein Treffpunkt für erinnerungsvolle Gespräche und idealer Ausgangspunkt für geführte Rundgänge durch das Städtchen werde, denn die fünf Reussschlaufen seien nun von oben auch für Ortsfremde auf einen Blick zu sehen.