Brücken geschlagen
17.06.2025 BremgartenCaritas Aargau besuchte mit seinen Freiwilligen das KuZeB
Allein im Kanton Aargau leisten Freiwillige, meist Seniorinnen und Senioren, jedes Jahr über 12 Millionen Stunden – ohne Lohn, aber mit Herz. Der Kirchliche Regionale Sozialdienst (KRSD) der Caritas ...
Caritas Aargau besuchte mit seinen Freiwilligen das KuZeB
Allein im Kanton Aargau leisten Freiwillige, meist Seniorinnen und Senioren, jedes Jahr über 12 Millionen Stunden – ohne Lohn, aber mit Herz. Der Kirchliche Regionale Sozialdienst (KRSD) der Caritas Aargau sagte Danke: mit einem Ausflug an einen Ort, der auf den ersten Blick fremd wirkt, aber beim zweiten Hinsehen erstaunlich viele Gemeinsamkeiten hat.
Ob Deutschunterricht für Geflüchtete, Begleitung bei Amtswegen oder gemeinsame Mittagessen – Freiwilligenarbeit zeigt sich in vielen Formen. So bunt wie die Helferinnen und Helfer selbst. Allein für den KRSD Mutschellen-Reusstal und Wohlen sind über 130 Menschen freiwillig im Einsatz. Kürzlich stand ein grosser Teil dieses Netzwerks vor dem KuZeB, dem Kulturzentrum Bremgarten. «An dem Haus fahre ich täglich vorbei, aber ich hätte mich nie getraut, reinzugehen», sagte eine der Freiwilligen. «Vor zwei Wochen besuchte ich hier ein Konzert», schmunzelte eine andere Seniorin.
Dank mit Tiefgang – und Überraschungseffekt
Jedes Jahr bedankt sich die Caritas Aargau mit einem Ausflug bei den Engagierten. «Ohne unsere Freiwilligen würde beim KRSD nichts laufen – viele unserer sozialen Projekte wären schlicht nicht umsetzbar», sagte Karen Hug, Standortleiterin KRSD der Caritas Aargau. Viele Helfer leben in der Region – das KuZeB kennen sie vor allem aus den Schlagzeilen: mal als Treffpunkt für «linksgrüne Chaoten», mal als «Schandfleck» von Bremgarten verschrien.
Zeit also, mit Klischees aufzuräumen. Karen Hug fand: «Das KuZeB funktioniert ähnlich wie unser Netzwerk – auch hier wirken Menschen unbezahlt, aus Überzeugung. Es geht nicht um Kommerz oder Gewinne, sondern um Teilhabe und Gemeinschaft. Sogar manche Projekte, etwa das Nähatelier, erinnern an unsere Angebote.»
«In den 90ern besetzte eine Gruppe junger Leute – inspiriert von der Zürcher Bewegung der 80er – die leer stehende Kleiderfabrik Meyer & Co.», erzählte ein KuZeB-Mitglied. In der überwiegend leer stehenden Fabrik entstand ein autonomer Raum – und ein alternativer Szenetreffpunkt. Im Obergeschoss wurde eine Skater-Halfpipe gebaut, im Untergeschoss Partyräume und eine Bühne für Bands. Drei KuZeB-Mitglieder führten die Freiwilligen durch die Räume. Ein weitläufiges, verwinkeltes Areal für Menschen, die ihr Leben abseits des Mainstreams gestalten. Konflikte mit Eigentümern oder Behörden gehörten von Anfang an dazu. Und dennoch: Seit über 30 Jahren prägt das KuZeB die lokale Kultur und ist heute fest etabliert – mit Nähatelier, Siebdruckwerkstatt, Secondhand-Börse, Konzerten, Partys und sogar Gourmet-Events.
Die Besucherinnen und Besucher waren überrascht, stöberten durch die Werkstätten – und verloren dabei fast die Gruppe. Andere stellten kritische Fragen: «Wie finanziert sich das alles? Ich glaube nicht, dass der Betrieb selbsttragend ist», meinte ein pensionierter Manager. Eine andere Stimme wurde nostalgisch: «Ich fühle mich wie im Berlin der 80er. Das weckt schöne Erinnerungen.» Ihre Kollegin ergänzte: «Viele ähnliche Projekte gingen ein – aber das KuZeB gibt es seit 30 Jahren. Das finde ich beeindruckend.»
«KuZeB bleibt!» in Reichweite
Beim anschliessenden Apéro mit veganem Buffet wurde angeregt diskutiert – über das KuZeB, seine Finanzierung und seine Zukunft. «Ich möchte hier nicht wohnen, aber ich hoffe, dass sie das Geld für den Kauf des Gebäudes zusammenkriegen. Das ist schon eine gute Sache», sagte einer der Senioren.
Der Freiwilligenanlass schlug Brücken zwischen Generationen – und schuf neues Verständnis. Sichtbar wurde das auch ganz praktisch in der Schlussszene: Bei fröhlichem Geplauder spülten KuZeB-Betreiberinnen und -Betreiber und Freiwillige gemeinsam Geschirr und Pfannen. Ohne Lohn. Aber mit Herz. --zg