Boswiler Identität in die Welt tragen
05.08.2025 Region Oberfreiamt, BoswilStimmungsvolle Bundesfeier – mit rekordverdächtigem Chor für den Schweizerpsalm
Bereits am 31. Juli feierte Boswil seine 1.-August-Feier im Schulareal. Rund 250 Dorfbewohner folgten der Einladung der Gemeinde und hörten eine kritische, aber ...
Stimmungsvolle Bundesfeier – mit rekordverdächtigem Chor für den Schweizerpsalm
Bereits am 31. Juli feierte Boswil seine 1.-August-Feier im Schulareal. Rund 250 Dorfbewohner folgten der Einladung der Gemeinde und hörten eine kritische, aber wegweisende und zuversichtliche Ansprache durch Ralph Huggel, Leiter des Altersheims Solino.
In Boswil hat es sich seit einigen Jahren bewährt, bereits am 31. Juli den Nationalfeiertag zu feiern. Im Gespräch erklärt Gemeindeammann Michael Weber, dass dies einst so entschieden wurde, damit die Boswiler am 1. August für sich im privaten Kreis feiern können. Bewährt hat es sich auch, dass zu den Festlichkeiten nicht wie üblich Personen aus der Politik, sondern Menschen aus der Boswiler Gesellschaft als Festredner angefragt werden – in diesem Jahr ist es Ralph Huggel.
Huggel ist kein wirklicher Boswiler, denn er lebt mit seiner Familie in Bremgarten. Als Heimleiter führt er aber seit sechs Jahren das Altersheim Solino in Boswil und ist neben 51 Bewohnern und Bewohnerinnen auch für 47 Voll- und Teilzeitkräfte verantwortlich. Und er liebt den Sport. Er leitet den Verein Leichtathletik Mutschellen und manchmal joggt er am Wochenende von Bremgarten nach Boswil und arbeitet dort in seinem Büro in Ruhe die liegen gebliebenen Pendenzen ab. Zu seinem Bezug zu Boswil meint er mit einem Augenzwinkern, dass er ein «Gastarbeiter» sei und er daran arbeite, zu Boswil «Bosmel» zu sagen. Huggel ist dankbar über die herzliche Aufnahme in der Gemeinde als Leiter des Altersheims, was sich für ihn als starke Identität der Boswiler beweist.
Er stellt fest, dass das gemeinsame Zusammenleben, der Einsatz der Gemeinderatsmitglieder, das stetige Finden von Lösungen und Unterstützungen, und das über die Dorfgrenze hinweg, mit nichts Ähnlichem vergleichbar sei.
Doris Keller statt Gianni Infantino
Was ihm aber Sorgenfalten bereitet, ist die Identität im Mutterland. Nicht die weltpolitische Lage durch Trump, Putin und Co. sei der eigentliche Gefährder, er zog ein kritisches Resümee zu Schweizern wie FIFA-Chef Gianni Infantino und WEF-Ex-Chef Klaus Schwab, die in der Welt bekannt sind, aber die Schweiz durch deren Geschäftsgebaren in keinem guten Licht repräsentieren. Huggel denkt dabei an grosszügige WEF-Spesenauslegungen oder die von dubiosen Staaten finanzierte FIFA-Club-Weltmeisterschaft im Fussball und deren Gewinnsummen von über 80 Millionen Dollar. «Für dieses Geld könnte man rund 15 000 Jahre im Altersheim Solino leben», sagte Huggel und erntete vom Publikum ein zustimmendes, aber auch nachdenkliches Lachen.
Aus Huggels Sicht kann es die Schweiz definitiv besser. Er zählte vergleichbare Erfolge durch Doris Keller und Corine Blesi auf. Die Erstgenannte organisierte unaufgeregt eine grossartige, weltweit gelobte Frauenfussball-Europameisterschaft und die Zweite das jährlich stattfindende Swiss Economic Forum. Beide präsentieren damit weit über die Landesgrenzen hinaus eine stabile und verlässliche Schweiz. «Wir brauchen mehr solch positive Beispiele, welche die Identität der Schweiz nach aussen zeigen», appellierte Huggel und erntete durch die Boswiler zustimmenden Applaus. Wenn er mehr Redezeit hätte, würde er noch weitere Beispiele nennen, die aus seiner Sicht an der Schweizer Identität nagen. Ob die Beschaffung der amerikanischen Flugzeuge der Luftwaffe, die unanständigen Spitzensaläre in der Pharmaindustrie, Schweizer, die in Nazi-Uniformen durch die Schweiz wandern, und das Schweigen zu den schlimmsten Menschenrechtsverletzungen rund um den Globus.
Huggel macht sich keine Sorgen um Boswil
Am Ende ruft Ralph Huggel alle Boswiler dazu auf, die Schweizer Identität zu behalten, zu pflegen, zu schützen und mutig über die Landesgrenzen hinaus zu vertreten, um weiterhin eine verlässliche, neutrale, solidarische und unabhängige Schweiz zu sein. Zuversichtlich zog er zu Boswil Resümee: «Ich mache mir dabei um Boswil und seine lebendige Identität wirklich keine Sorgen – lasst uns diese in die Schweiz und die Welt tragen.»
In die Welt könnte auch das gemeinsame Singen der Nationalhymne getragen werden. Gemeindeammann Michael Weber rief alle dazu auf, auf der Bühne zusammen den Schweizerpsalm zu singen. Unterstützt durch den Jodlerclub Echo vom Lindenberg sangen rekordverdächtige 250 Boswiler stolz und stimmkräftig alle vier Strophen, was selbst die Feuerwerke in der Umgebung für diesen Augenblick verstummen liess. --mub