Bewässern verboten
04.04.2023 Niederwil, Fischbach-Göslikon, Region UnterfreiamtNiederwil und Fischbach-Göslikon kämpfen jetzt schon mit Problemen bei der Wasserversorgung. Damit man im Sommer nicht völlig auf dem Trockenen hockt, wurden bereits jetzt erste Einschränkungen beim Bezug verfügt.
Auf nassen Sommer ...
Niederwil und Fischbach-Göslikon kämpfen jetzt schon mit Problemen bei der Wasserversorgung. Damit man im Sommer nicht völlig auf dem Trockenen hockt, wurden bereits jetzt erste Einschränkungen beim Bezug verfügt.
Auf nassen Sommer hoffen
Wasserversorgung Niederwil – Fischbach-Göslikon muss den Wasserbezug bereits jetzt einschränken
Verschiedene Gemeinden in der Region verfügen über zu wenig Wasser. Sparaufrufe im Sommer sind an der Tagesordnung. In Niederwil und Fischbach-Göslikon muss der Bezug aber schon jetzt eingeschränkt werden. «Wir müssen handeln, damit wir im Sommer noch Wasser haben», sagen die Verantwortlichen.
Chregi Hansen
«Es ist paradox. Es stürmt und regnet heute, und wir schränken den Bezug von Wasser ein», sagt Norbert Ender, der Gemeindeammann von Niederwil, anlässlich des Pressetermins. Doch das Wasser, welches derzeit vom Himmel fällt, reicht eben nicht, um die Vorräte in den unterirdischen Seen im Karrenwald aufzufüllen. «Das Regenwasser wird von der jetzt blühenden Vegetation gleich wieder aufgebraucht, da versickert fast nichts im Boden», weiss Brunnenmeister Hans-Peter Stöckli.
Und darum hat die Wasserversorgung Niederwil – Fischbach-Göslikon ein grosses Problem. Nicht nur, dass sie fast vollständig vom Grundwasserpumpwerk Karrenwald abhängig ist und keinen Anschluss an andere Gemeinden hat. Die deutlich geringeren Niederschläge und der fehlende Schnee im Winter sorgen dafür, dass sich der Grundwasserspiegel im Winter nicht mehr erholen kann. «Wir mussten schon letzten Sommer Massnahmen verfügen, die haben auch Wirkung gezeigt. Aber seither hat sich leider nichts zum Besseren gewendet», schaut Ender auf die letzten Monate zurück.
Auf Verständnis hoffen
Und darum sind die Gemeinden Niederwil und Fischbach-Göslikon zum Entscheid gekommen, den Bezug jetzt schon einzuschränken. «Wir wissen, dass wir damit nicht auf Begeisterung stossen, aber wir hoffen trotzdem auf Verständnis», sagt der Figöler Gemeinderat Andreas Wyss. Man habe letztes Jahr erlebt, wie schnell sich der Grundwasserspiegel plötzlich absenken kann, und das wolle man unter allen Umständen verhindern. Man wolle proaktiv vorgehen und nicht warten, bis die Situation wirklich kritisch ist. «Es ist doch einfacher, die Massnahmen wieder zu lockern, falls sich die Situation entspannt», so Wyss weiter. Und darum hoffen die Verantwortlichen im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen auf einen Sommer mit ganz viel Regen. «Unser Grundwasservorkommen hat keine Zuf lüsse, wird eben nur durch Niederschlag gespeist», erklärt Brunnenmeister Stöckli.
Alle sind gefordert
Norbert Ender macht einen Vergleich zum Vorjahr. Auch da sah es im Frühling nicht gut aus. Doch die Aufrufe zum Wassersparen brachten keinen Erfolg. Erst, als die Gemeinden im Sommer den Bezug stark einschränkten, konnte das Absenken des Grundwasserspiegels gestoppt werden. «Im Frühling wurde noch gewässert wie wild, aber wegen der Hitze war im Sommer trotzdem fast alles verdorrt», ärgert sich Ender. Und darum sollen jetzt alle ihren Beitrag frühzeitig leisten, damit sich die Situation nicht zuspitzt. «Von den Einschränkungen sind alle betroffen: Private, Gewerbe und Landwirtschaft», macht Amtskollege Wyss deutlich.
Die Massnahmen im Einzelnen
Und das bedeutet: Das Bewässern von Rasen und Gärten ist untersagt. Sämtliche Bewässerungssysteme müssen abgeschaltet werden. Gräber, Balkonpflanzen, kleinere Blumenbeete, Obst und Gemüse können sparsam und nur mit der Giesskanne bewässert werden. Auf das Waschen von Plätzen und Fahrzeugen muss verzichtet werden. Auch das Befüllen beziehungsweise Nachfüllen von Schwimm- und Badebecken, Schwimmteich- und Teichanlagen ist verboten. «Davon gibt es immer mehr und immer grössere. Sie haben erheblichen Einfluss auf den Wasserverbrauch», so der Brunnenmeister.
Aber auch die Landwirtschaft muss sich einschränken. Dazu sassen die Verantwortlichen mit Vertretern der Bauern zusammen. Auf der Reussseite darf kein Wasser mehr aus dem Trinkwassernetz bezogen werden, in Ausnahmefällen sind Tropfbewässerung und kleine Sprinkleranlagen erlaubt. Das Bewässern von Getreide, Futtermais, Weiden und Rasenkulturen ist komplett untersagt. Für alle übrigen landwirtschaftlichen Kulturen gilt ein maximaler Jahres-Wasserbezug von 16 000 Kubikmetern zusammen für beide Gemeinden. Für die Koordination und Zuteilung sind Hans Peter Stutz (Niederwil) und Martin Seiler (Fischbach-Göslikon) verantwortlich. «Das ist etwa die Hälfte des Wassers, welches die Bauern sonst beziehen», rechnet Hans-Peter Stöckli vor.
Die beiden Gemeinden haben vor dem Entscheid die Situation mit dem Kanton und mit den Geologen genau analysiert. «Der Kanton kennt für die Nutzung von Grundwasser ein Ampelsystem. Bei uns steht die Ampel schon zwischen Gelb und Rot», erklärt Norbert Ender. Man müsse handeln, bevor sie voll auf Rot ist. «Wir kennen das Problem schon lange. Darum haben wir vor zehn Jahren für einen Anschluss in Wohlen angefragt», so Ender weiter. Daraus ist das Projekt Wasser 2035 entstanden, das für Abhilfe sorgen wird. «Aber bis zur Umsetzung dauert es noch einige Jahre. Auch wenn wir alles dafür tun, dass die Wasserversorgung Niederwil – Fischbach-Göslikon prioritär behandelt wird», sagt Ender, der auch Präsident von Wasser 2035 ist.
Jetzt ist die Giesskanne gefragt
«Wir bedauern, dass wir zu diesen Massnahmen greifen müssen. Aber wir sind ja selbst davon betroffen», sagt Andreas Wyss. Und man hoffe, dass die Massnahmen schnell Wirkung zeigen. «Wir haben letzten Sommer gesehen, dass die Bevölkerung gut mitmacht, wenn es drauf ankommt», sagt Ender. Und die jetzigen Massnahmen seien noch nicht so einschneidend wie damals. So ist das Bewässern des Gartens nicht komplett verboten. «Einfach nicht mit dem Schlauch. Nur mit der Giesskanne. Das wird den Verbrauch automatisch reduzieren», so der Gemeindeammann. Den Bürgern empfiehlt er zudem, mehr auf die Nutzung von Dachwasser zu setzen, da gibt es noch ein grösseres Potenzial.
In beiden Gemeinden konnte der Wasserverlust im Netz mit verschiedenen Massnahmen gesenkt werden. Diese Bemühungen werden konsequent fortgeführt. So wird etwa die Durchflussmenge bei den öffentlichen Brunnen reduziert, ganz abgeschaltet werden sie aber nicht. In Fischbach-Göslikon wird der Sportplatz nicht mehr bewässert, in Niederwil ist das hingegen weiter möglich, da das Wasser dort vom Grundwasservorkommen «Riedmatte» stammt und die Wasserversorgung nicht belastet. Dabei handelt es sich nicht um Trinkwasser, aber fürs Bewässern reicht es.
Von Verschärfungen möglichst absehen
Die Verantwortlichen treffen sich zudem regelmässig zur Lagebeurteilung. Weitere Anpassungen der Einschränkungen werden laufend kommuniziert. «Wir hoffen aber, dass die jetzigen Massnahmen zur Entspannung beitragen und wir von weiteren Verschärfungen absehen können», gibt sich Ender optimistisch. Letztlich aber bleibt nur die Hoffnung auf einen regnerischen Sommer.