Besonderes Interview
30.06.2023 WohlenDie drei Schülerinnen produzierten einen Podcast zum Thema Auschwitz.
An der Bezirksschule Wohlen haben 48 Schülerinnen und Schüler ein Jahr lang eine Projektarbeit erstellt. Entstanden sind 31 Werke, die teilweise beeindruckend spannend sind. So beispielsweise der ...
Die drei Schülerinnen produzierten einen Podcast zum Thema Auschwitz.
An der Bezirksschule Wohlen haben 48 Schülerinnen und Schüler ein Jahr lang eine Projektarbeit erstellt. Entstanden sind 31 Werke, die teilweise beeindruckend spannend sind. So beispielsweise der Podcast über das Konzentrationslager in Auschwitz, wo drei Schülerinnen mit zwei Holocaust-Überlebenden sprachen. --spr
Von Skittles bis Holocaust
Besondere Projektarbeiten an der Bezirksschule Wohlen
48 Jugendliche der Bezirksschule Wohlen (3. Klasse) ziehen während einem Jahr ein Projekt von Anfang bis Ende durch. Entstanden sind spannende und teils auch sonderbare Werke. «Es ist wirklich eine tolle Sache», ist sich der Lehrer Felix Fassbind sicher.
Stefan Sprenger
Ihm ist der Stolz anzusehen. Kevin Lehner, 15 Jahre jung, zeigt seinen Skittles-Automat. Das Konzept ist simpel und doch herausfordernd. Ein Automat spuckt die bunte Süssigkeit aus, wenn man eine Aufgabe ausgeführt hat. Mithilfe eines Nummernfeldes, Display, Sensoren und einem Sprachassistenten (der 10 Sprachen spricht) werden die Aufgaben gestellt und gelöst. Lehner hat das alles selbst entwickelt. Was dieser junge Mann in Sachen Elektronik, Programmierung und algorithmischen Verständnis in diesem Werk geleistet hat, ist einfach nur beeindruckend stark. Genauso wie der Skittles-Automat kommt übrigens seine schriftliche Dokumentation daher: Bunt, spannend, imposant. «Man musste an vieles denken», sagt der Waltenschwiler, der rund 100 Stunden in seine Arbeit investiert hat. «Es hat mir grossen Spass gemacht.»
Grosser Aufwand hat sich gelohnt
Da sind auch die Lehrer Pearlie Frisch und Felix Fassbind sichtlich stolz. Man kennt ihn, diesen künstlerischen Lehrer Fassbind. Der 49-Jährige erklärt: «48 Schüler. 31 Projekte. Sie hatten ein Jahr lang Zeit, um von der eigenen Idee bis zum fertigen Projekt an ihrer Arbeit zu tüfteln.» Pro Woche hatten die Schülerinnen und Schüler eine Doppellektion Zeit im Rahmen des Wahlpf lichtfachs Projekt und Recherche. Die meisten haben auch in ihrer Freizeit gearbeitet. «Es ist eine tolle Sache. Die Jugendlichen machen etwas Praktisches, ziehen selbstständig ein Projekt durch und nehmen so viel fürs Leben mit.» Natürlich, es gab Höhen und Tiefen im Entstehungsprozess der einzelnen Arbeiten. «Aber es hat sich gelohnt», meint Fassbind. Und wenn man mit den Jugendlichen spricht, wird dieser Eindruck bestätigt.
Veterinärmedizin oder PC-Bau
Die Werke sind so bunt und vielseitig wie das Leben selbst. Gilles Bärtschi und Gill Vogelsang haben ein eigenes Spiel erstellt. «Toms Fight» heisst es. In ihrer Dokumentation schildern sie, wie steinig und lange ihr Weg war, doch am Ende haben sie viel Spass gehabt und viel profitiert im ganzen Prozess. Aline Wydler widmete ihre Arbeit den Tieren. Sie hat sich in «Veterinarian Basics» intensiv mit der Tiermedizin auseinandergesetzt. Martin Meier, Jean Louis Corboz und Ben Berger wollten etwas Technisches machen und haben einen PC zusammengebaut.
Der Höhepunkt und das wohl spannendste Werk gehört drei jungen Frauen, die sich an ein schwieriges Thema herangewagt und dieses aber bestens gelöst haben. Rinesa Mehmeti, Irina Baumann und Sarah Peterhans (alle 15 Jahre jung) haben einen Podcast mit vier Folgen zum Thema «Auschwitz» erstellt. Die Reaktion im Umfeld, als sie von diesem gewählten Thema erzählten, war oft: «Bist du sicher?». Doch sie waren sich sicher und haben es durchgezogen.
Sie haben fünf Menschen interviewt, darunter auch zwei Holocaust-Überlebende und den Sohn eines Menschen, der das Konzentrationslager in Auschwitz überlebt hat. «Sie haben das KZ lebend verlassen. Aber das, was sie dort erlebt haben, hat sie nie losgelassen», erzählen die Schülerinnen. Sarah Peterhans sagt: «Wir haben bei dieser Arbeit alle an einem Strick gezogen und persönlich sehr viel gelernt.» Rinesa Mehmeti fügt an: «Wir haben sehr viel Freizeit investiert, doch es war sehr spannend und wichtig.» Die Interviews mit den KZ-Überlebenden waren für alle die eindrücklichste und prägendste Erfahrung. «Das ist eingefahren», sagt Irina Baumann.
Auch in Zukunft wird es solche Projekte geben
Doch – ob selbst gebauter Skittles-Automat oder der Podcast über das Konzentrationslager Auschwitz – die Projekte, für die alle ein Jahr lang Zeit hatten, brachten die Schülerinnen und Schüler weiter und haben ihnen etwas auf den Lebensweg mitgegeben. Auch künftige Jahrgänge werden an der Schule die Möglichkeit haben für solche Werke, denn das Fach «Projekte & Recherche» ist fest im Lehrplan des Kantons verankert.