Stefan Sprenger, Redaktor.
Im Rausch des Alkohols sind schon manch tolle Ideen entstanden. Der Brite Karl Bushby war kurz vor der Jahrtausendwende wohl sternhagelvoll, als er in einer Bar wettete, als Erster die Welt (zu Fuss und ohne ...
Stefan Sprenger, Redaktor.
Im Rausch des Alkohols sind schon manch tolle Ideen entstanden. Der Brite Karl Bushby war kurz vor der Jahrtausendwende wohl sternhagelvoll, als er in einer Bar wettete, als Erster die Welt (zu Fuss und ohne Transportmittel) zu umrunden. Seit 1998 ist er unterwegs, hat 58 000 km durch 25 Länder abgespult – und dabei auch Ozeane überquert. Er läuft heute immer noch. 2026 wird er seine Wette voraussichtlich beenden – und das hoffentlich in derselben Bar feiern, wo er fast 30 Jahre zuvor diese glorreiche Idee hatte.
Vielleicht sitzt er zwischen dem 11. Juni und dem 19. Juli in jenem Pub und schaut sich die Fussball-WM an. Jetzt gehts zum heissen Thema: der Auslosung zur Fussball-WM am letzten Freitagabend. Denn oft dachte ich mir während der Übertragung, dass dieser FIFA-Präsident Gianni Infantino sich ziemlich die Festplatte weggelötet haben muss. Was sich da abspielte, vor den Augen der ganzen Menschheit, war hochirritierend. Infantino lebt offenbar in einem Paralleluniversum. Er sagte: «Die FIFA ist der internationale Glücksbringer.» Und die WM 2026 sei «das grösste Ereignis, das die Menschheit je gesehen hat und je sehen wird». Und sie findet erst noch im «tollsten Land der Welt» statt. Er meint damit natürlich weder Mexiko noch Kanada. Sondern die USA.
Es geschehen solch absurde Dinge, die man sich eigentlich nur besoffen ausdenken kann. Als Höhepunkt des Abends (nein, nicht die Auslosung) wird der neu eingeführte FIFA-Friedenspreis verliehen. An Donald Trump. Der Mann steht eben für Frieden. Was ist mit seinen jüngsten Drohungen, Venezuela zu bombardieren oder den demokratisch regierten US-Städten die Austragung der WM-Spiele zu entziehen? Egal. Pipifatz. Bei der Übergabe des Friedenspreises werden Bilder gezeigt von Trump mit seinen Frieden stiftenden Freunden. Weissrusslands Präsident Lukaschenko oder Ruandas Präsident Kagame. Es ist Comedy, aber nicht witzig. Ich habe eine Theorie zur Erklärung dieser Freakshow. FIFA-Präsident Infantino (Heimatort Brig-Glis) ist als Walliser in der Adventszeit nonstop angeheitert. Und wie anfangs erwähnt, sind im Alkoholrausch schon tolle Ideen entstanden. Diese gehören aber nicht dazu. Wäre Infantino doch lieber um die Welt gewandert.