Bereit sein, wenn andere feiern
23.12.2025 WohlenWie Feuerwehr und ibw in Wohlen über Weihnachten einsatzfähig bleiben
Während in den Wohnzimmern Kerzen brennen, Geschenke ausgepackt werden und viele Menschen zur Ruhe kommen, bleibt im Hintergrund ein Netz aus Organisationen und Fachpersonen aktiv. Es ist ...
Wie Feuerwehr und ibw in Wohlen über Weihnachten einsatzfähig bleiben
Während in den Wohnzimmern Kerzen brennen, Geschenke ausgepackt werden und viele Menschen zur Ruhe kommen, bleibt im Hintergrund ein Netz aus Organisationen und Fachpersonen aktiv. Es ist selten sichtbar, funktioniert meist still – und vielleicht gerade deshalb zuverlässig.
Für die Feuerwehr Wohlen ist Weihnachten kein Sonderfall. Die Organisation steht an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr für Einsätze bereit. «Organisatorisch ist Weihnachten für uns ein normaler Tag», sagt Feuerwehrkommandant Marcel Christen. Entsprechend gibt es weder eine spezielle Pikettorganisation noch eine erhöhte Alarmbereitschaft für die Feiertage.
Diese Kontinuität ist das Resultat klarer Strukturen. Die Feuerwehr Wohlen zählt 110 Angehörige der Feuerwehr (AdF) – darunter Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaft. Rund 14,5 Prozent davon sind Frauen. Je nach Einsatzart sind die AdF in spezialisierte Gruppen eingeteilt, etwa für Atemschutz, Strassenrettung, Autodrehleiter, Sanität oder technische Hilfeleistungen. Ergänzend dazu gibt es eine Einteilung in Pikett I und Pikett II, um die Einsatzfähigkeit jederzeit sicherzustellen.
Bei einem Alarm werden definierte Kontingente aufgeboten. So werden bei einem Brand klein beispielsweise rund 22 Personen alarmiert. In der Planung wird bewusst einkalkuliert, dass im Schnitt etwa 50 Prozent der aufgebotenen Kräfte effektiv ausrücken können. Diese Reserve stellt sicher, dass auch tagsüber oder an Feiertagen genügend Einsatzkräfte verfügbar sind. Die Alarmierung erfolgt über Pager und digitale Systeme. Die AdF begeben sich nach einem Alarm selbstständig ins Feuerwehrlokal an der Wilstrasse. Ob Werktag, Wochenende oder Feiertag – die Abläufe bleiben gleich. Wer aufgeboten wird, kommt.
Auf die Eigenverantwortung setzen
Doch gelten für die Personen im Pikett besondere Regeln, wie sie sich zu verhalten haben? Grundsätzlich unterstehen alle Angehörigen der Feuerwehr dem Strassenverkehrsgesetz. Die Promillegrenze gilt wie für alle anderen Verkehrsteilnehmer. «Es wird stark auf das Prinzip Eigenverantwortung gesetzt, und das funktioniert gut», sagt Christen. Bei einer Berufsfeuerwehr sei dies anders und strenger. Mitten in der Weihnachtsfeier von zu Hause wegrennen, das sei für die Feuerwehrleute meist kein Problem. «Wir haben sehr motivierte Leute. Dank der verschiedenen gesellschaftlichen Anlässe innerhalb der Feuerwehr entsteht ein Wir-Gefühl und ein starker Kitt und Freundschaften über die Feuerwehr hinaus», erklärt er.
Ein Blick auf die Einsatzstatistik 2024 zeigt ein gleichmässig verteiltes Einsatzaufkommen. Insgesamt rückte die Feuerwehr Wohlen 108-mal aus, unter anderem zu Bränden, Einsätzen bei Brandmeldeanlagen, technischen Hilfeleistungen, Wasser- und Sturmereignissen sowie auch zu Bienen-, Wespen- und Hornisseneinsätzen. Über die vergangenen Jahre hinweg gebe es laut Christen keine Auffälligkeiten oder Spitzen rund um Weihnachten. «Wer sich für die Feuerwehr entscheidet, weiss, dass jederzeit ein Alarm kommen kann – auch an Feiertagen», sagt der Kommandant. Verlässliche Planung und klare Regeln seien entscheidend, damit diese Bereitschaft für die Bevölkerung an jedem Tag im Jahr funktioniert.
ibw: Versorgung sichern mit Augenmass
Auch bei der IB Wohlen AG (Industrielle Betriebe Wohlen) kennt die Verantwortung für die Grundversorgung keine Feiertage. Für Strom-, Wasser- und Wärmenetze sowie für Installationen und Heizungen besteht über Weihnachten ein durchgehender Pikettdienst, der rund um die Uhr erreichbar ist. Dabei gehe es nicht um permanente Einsätze, sondern um eine klug organisierte Bereitschaft, erklärt Peter Lehmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Industriellen Betriebe Wohlen. «Nicht jede Meldung ist automatisch ein Notfall. Oft lässt sich bereits telefonisch klären, wie dringend ein Problem ist oder ob eine Lösung bis zum nächsten Werktag möglich ist. Gerade über die Feiertage ist diese erste Einschätzung wichtig, um unsere Ressourcen gezielt einzusetzen.»
Die Zahlen aus der Weihnachts- und Neujahrszeit 2024/25 zeigen, dass dieses System funktioniert. In dieser Periode registrierte die ibw rund 15 Kontakte mit Pikettbezug. Etwa zwei Drittel davon betrafen Wasserleitungsbrüche oder Leckagen, häufig ausgelöst durch Temperaturschwankungen. Weitere Meldungen betrafen Heizungsprobleme oder elektrische Störungen – etwa durch defekte Weihnachtsbeleuchtungen oder überlastete Installationen.
Für solche Fälle stehen Fachpersonen aus unterschiedlichen Bereichen auf Abruf bereit. Die ibw achtet darauf, dass die Piketteinsätze fair verteilt werden und die Mitarbeitenden wissen, wann sie erreichbar sein müssen. «Bereitschaft bedeutet nicht Dauerstress», sagt Lehmann, «sondern vorbereitet zu sein und im Bedarfsfall rasch reagieren zu können.»
Dass die meisten Feiertage ruhig verlaufen, sei kein Zufall, sondern das Ergebnis vorausschauender Planung und regelmässiger Wartung. Für die Bevölkerung bleibe dieser Aufwand meist unsichtbar – solange alles funktioniert.
Wichtige Verlässlichkeit im Hintergrund
Feuerwehr und ibw arbeiten unabhängig voneinander, sie verbindet jedoch derselbe Anspruch: bereit sein, ohne im Vordergrund zu stehen. Weihnachten verändert den Alltag vieler Menschen, nicht aber die Verantwortung dieser Organisationen. Während draussen Lichterketten leuchten und drinnen gefeiert wird, bleiben andere aufmerksam – oft ohne dass es jemand bemerkt. Gerade diese Unsichtbarkeit zeigt, wie gut das System funktioniert: Probleme entstehen gar nicht erst oder werden rasch behoben, bevor sie den Festfrieden stören. --str


