Bahnhof profitiert von Grossprojekt
15.04.2025 WohlenBahnhof Wohlen: Verlegung Freiverlad auf Kurs? Sie wird mit Mehrwertabschöpfung mitfinanziert
An der Unteren Farnbühlstrasse soll eine riesige Überbauung mit 150 Wohneinheiten entstehen. Dafür zahlt die Landbesitzerin, die SBB, der Gemeinde Wohlen eine ...
Bahnhof Wohlen: Verlegung Freiverlad auf Kurs? Sie wird mit Mehrwertabschöpfung mitfinanziert
An der Unteren Farnbühlstrasse soll eine riesige Überbauung mit 150 Wohneinheiten entstehen. Dafür zahlt die Landbesitzerin, die SBB, der Gemeinde Wohlen eine Mehrwertabschöpfung. Die wiederum in den Ersatz des Freiverlads beim Bahnhof eingesetzt werden muss.
Daniel Marti
Eine Grossüberbauung an der Unteren Farnbühlstrasse und das Bauprojekt Freiverlad beim Bahnhof. Was haben diese zwei Projekte miteinander zu tun? Eine ganze Menge. Vor allem auf finanzieller Basis.
Das Grossprojekt an der Unteren Farnbühlstrasse wird auf dem Areal der SBB gebaut. Durch die Aufzonung des Areals ist ein Planungsmehrwert entstanden. Die Summe der Mehrwertabschöpfung liegt bei 2,4 Millionen Franken, welche die SBB der Gemeinde Wohlen zu bezahlen hat. Dieser Betrag ist allerdings zweckgebunden. Diese Summe muss für die Weiterentwicklung des Bahnhofareals verwendet werden. Sprich für die Verlegung des Freiverlads.
Mit Grossüberbauung neue Freiverlad-Lage mitfinanzieren
Neubau in Dottikon und Rückbau des Freiverlads in Wohlen verursachen Gesamtkosten in der Höhe von 9,3 Millionen Franken. SBB und AVA zahlen 5,5 Millionen, der Kanton Aargau 1,3 Millionen und die Gemeinde Wohlen 2,4 Millionen Franken. Also die gleiche Summe: Mehrwertabschöpfung an der Unteren Farnbühlstrasse und Beitrag an die neue Freiverladsituation betragen je 2,4 Millionen Franken.
«Die Zahlung der Mehrwertabschöpfung ist bereits im Jahr 2021 erfolgt», informiert der Gemeinderat auf Anfrage. Das Geld liegt also schon in Wohlen bereit. Zweckgebunden natürlich.
Die Grossüberbauung an der Unteren Farnbühlstrasse hat also auch mit der Entwicklung des Bahnhofs zu tun. So gesehen hat das Projekt eine grössere Bedeutung für Wohlen. Soppelsa Architekten GmbH haben im Auftrag der KMP Architektur AG in Wettingen die Überbauung entwickelt. Entlang der Bahnlinie und der Kantonsstrasse entsteht ein zusammenhängender und in der Höhe gestaffelter Baukörper. Das klammerartige Volumen schirmt die innen liegenden Reihenhäuser sowie die parkartig gestalteten Aussenräume ab und öffnet sich zugleich zum bestehenden Wohnquartier. An der unteren Farnbühlstrasse entsteht eine Überbauung mit insgesamt 13 Mehrfamilienhäusern und 36 Reihenhäusern. Dies ergibt 150 Wohneinheiten und auch Platz für Gewerberäume. Der Wohnungsspiegel reicht von 1½-Zimmer-Studios (14 Stück) über 2½-Zimmer-Wohnungen (25) und 3½-Zimmer-Wohnungen (43) bis zu 4½-Zimmer-Wohnungen (32) sowie 36 Reiheneinfamilienhäuser.
Neuer Freiverlad: Baustart im Sommer 2026?
Das Grossprojekt an der Unteren Farnbühlstrasse ist also in den Startlöchern, das Baugesuch liegt zurzeit öffentlich auf. Und wie sieht es beim Freiverlad aus? Wie ist der Stand der Dinge betreffend Verlegung nach Dottikon und Demontage in Wohlen? Und ist es richtig, dass es am neuen Ort in Dottikon, wo der Freiverlad hinkommen soll, Verzögerungen gibt?
«Die Gemeinde Wohlen ist im Bauprojekt Freiverlad ausser mit der Finanzierung nicht im Detail involviert», sagt Gemeindeammann Arsène Perroud auf Anfrage. Das Genehmigungsverfahren läuft derzeit. «Gemäss unseren Informationen ist der Baubeginn nach wie vor im Frühling 2026 geplant.» Erst muss also der Freiverlad am neuen Ort in Betrieb sein, bevor der Freiverlad in Wohlen aufgehoben werden kann. Die Verlegung ist in den Bereich der Umspannanlage in Dottikon vorgesehen. Das Vorprojekt «Ersatzstandort Freiverlad» wurde im Jahr 2021 abgeschlossen, und befindet sich nun auf der Stufe Bauprojekt. Das Plangenehmigungsverfahren startete im Frühjahr 2024. Mit dem Ziel, mit der Realisierung im Sommer 2026 beginnen zu können. Die Inbetriebnahme ist geplant für Sommer 2027, so sind wenigstens die Erwartungen.
Entlastung fürs Ortszentrum
Der Rückbau des Freiverlads ist ins Plangenehmigungsverfahren der Neueinführung der Linie von der Aargau Verkehr AG (AVA) integriert, dazu gehört auch die Neugestaltung des Bahnhofplatzes. Wann der Freiverlad vom Bahnhofgebiet entfernt sein wird, kann der Wohler Gemeindeammann zum jetzigen Zeitpunkt nicht genau sagen. «Wohl so im Jahr 2028, aber betreffend Fristen ist das auch nur Kaffeesatzlesen», so Perroud.
Die Aufhebung des Freiverlads wird sicherlich zu einer verkehrlichen Entlastung führen. Landwirtschaftlicher Verkehr und Schwerverkehr mit Bezug zum Freiverlad belasten zurzeit das Wohler Ortszentrum noch erheblich. Ist der Freiverlad weg, schwindet diese Belastung schlagartig. Dann ist auch der Weg frei für die neue Führung der AVA, die neue Endhaltestelle und die Neugestaltung des Bahnhofplatzes. Gesamtkosten: 37,8 Millionen. Für diese Umsetzung muss die Gemeinde Wohlen keine grossen Investitionen beitragen. Es wird mit 1,1 Millionen für die Neugestaltung gerechnet.
Letztes Jahr wurde für die «Neugestaltung Bahnhof Süd» vom Einwohnerrat ein Projektierungskredit in der Höhe von 200 000 Franken genehmigt. Am Bahnhof wird Wohlen also für wenig Geld zu einer grossen Aufwertung gelangen. «Die grossen Aufgaben sind auf der Seite der Bahn», sagt Gemeindeammann Arsène Perroud. Und Wohlen kann profitieren.