Aus zwei mach eins
31.01.2025 WohlenBeim Nachbarn eingezogen
Die UBS wechselt ihren Standort ins ehemalige CS-Gebäude
Einst waren sie Konkurrenten, jetzt gehören sie zusammen. Ab sofort auch örtlich. Die UBS zügelt heute ihre Geschäftsstelle.
...Beim Nachbarn eingezogen
Die UBS wechselt ihren Standort ins ehemalige CS-Gebäude
Einst waren sie Konkurrenten, jetzt gehören sie zusammen. Ab sofort auch örtlich. Die UBS zügelt heute ihre Geschäftsstelle.
Chregi Hansen
Aufmerksamen Passanten ist es sicher schon aufgefallen. Es tut sich etwas im und um das CS-Gebäude an der Zentralstrasse. Im Innern der Liegenschaft sind verschiedene Handwerker tätig, aber auch draussen wird gearbeitet. Insbesondere, was die Beschriftung angeht. Der Schriftzug der Credit Suisse wird Buchstabe für Buchstabe entfernt, neu wird das Logo der UBS angebracht.
Damit wächst zusammen, was schon länger zusammengehört. Am 19. März 2023 verabschiedete der Bundesrat ein Massnahmenpaket, das die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ermöglicht. Der Zusammenschluss findet nun auf allen Ebenen statt. Auch beim Filialnetz. In Wohlen ist die Situation ganz besonders. Auf der einen Seite das grosse Bankgebäude, wo einst die Neue Aargauer Bank beheimatet war und das danach zum Sitz der Credit Suisse wurde. Und auf der anderen Seite der Bahnhofstrasse ist seit Jahrzehnten die UBS zu Hause. Diese Doppelspurigkeit wird mit dem heutigen Tag beendet.
Dass die UBS bei der CS einzieht, ist schon länger bekannt. Unklar war lange, wann der Schritt erfolgt. Nun also ist es so weit. Heute Freitag sind beide Geschäftsstellen geschlossen. Am Montag eröffnet nur noch eine. Während die Mitarbeitenden durch den Wechsel gefordert sind, sollen die Kunden möglichst wenig davon merken, so Standortleiter David Sigrist. Einzig die neue Adresse müssen sie sich merken. Und falls sie aus Versehen die falsche Filiale aufsuchen, so sind es nur wenige Meter zum richtigen Ort.
Heute Freitag findet der Zusammenschluss von CS und UBS in Wohlen auch physisch statt
Vor knapp zwei Jahren machte die Meldung Schlagzeilen. Die UBS übernimmt ihre Konkurrentin Credit Suisse (CS). Seither wird intensiv daran gearbeitet, die beiden Banken zu vereinen. In Wohlen passiert dies jetzt auch örtlich, die UBS zieht heute ins benachbarte CS-Gebäude.
Chregi Hansen
Es war ein Beben, das damals nicht nur durch die Finanzwelt ging. Das Ende der Grossbank CS – respektive die Übernahme durch die UBS – sorgte in der Schweiz für grosse Schlagzeilen. Auch David Sigrist, Marktgebietsleiter Privatkunden Freiamt und Standortverantwortlicher der Geschäftsstelle Wohlen, erinnert sich noch gut an diesen Tag. «Man machte sich schon Gedanken, was das für einen persönlich bedeutet», sagt er.
Fast zwei Jahre ist das her. Und seit diesem Datum wird hinter den Kulissen intensiv am Zusammenschluss der beiden Banken gearbeitet. «Das ist eine sehr komplexe Aufgabe», betont er. Sowohl auf internationaler Ebene, wo der Kundentransfer in Asien jetzt abgeschlossen wurde. Aber auch auf lokaler Ebene. An vielen Orten waren beide Banken mit Filialen vertreten. So auch in Bremgarten und Wohlen. Während im Reussstädtchen die UBS Ende September in die Räumlichkeiten der CS umgezogen ist, erfolgt dieser Schritt heute in Wohlen. Die UBS packt alles ein und zügelt auf die andere Strassenseite. Ab Montag werden hier Kunden beider Banken empfangen und bedient. Zu Beginn noch getrennt. «Für beide Banken gibt es ein Welcome-Desk und einen eigenen Schalter, sodass sich alle Kunden gleich zu Hause fühlen», erklärt Sigrist.
Platzverhältnisse entscheidend
Beim Entscheid über den künftigen Standort wurden ganz verschiedene Faktoren geprüft. Beide Filialen sind in Wohlen eingemietet. Mitentscheidend waren die Platzkapazitäten im jetzigen CS-Gebäude. «Wir können hier drei statt nur zwei Etagen belegen. Angesichts der grösser werdenden Zahl der Mitarbeitenden ist das enorm wichtig für uns», so der Marktgebietsleiter. In der Geschäftsstelle in Wohlen arbeiten neu 25 Personen und sechs Auszubildende. Diese Woche wurden die Räumlichkeiten am neuen Ort aufgefrischt und die künftigen Arbeitsplätze eingerichtet. Zudem wurden zusätzliche Sitzungs- und Besprechungszimmer eingerichtet. Heute Freitag sind beide Filialen geschlossen und erfolgt der gesamte Umzug. Ab Montag ist die UBS dann neu an der Zentralstrasse 53 für die Anliegen der Kunden da. Dank künftig neu zweier Bancomaten in einer Self-Service-Zone können viele Geschäfte aber auch selbst erledigt werden.
Kein Abbau auf der Mitarbeiterebene
Der physische Zusammenschluss an einem einzelnen Ort ist das eine. Als wahre Herkulesaufgabe entpuppt sich jedoch die Übertragung der Credit-- Suisse-Kundenbeziehungen und -produkte auf die UBS-Systeme. «Unser oberstes Ziel ist es, dass der Zusammenschluss für die Kunden reibungslos vonstattengeht. Sie sollen am besten gar nichts merken davon», betont Sigrist. Die allermeisten Kunden würden die gleichen Ansprechpersonen haben wie vorher. «Die Fusion führt hier in Wohlen zu keinem Abbau. Alle Mitarbeitenden der CS wurden übernommen», betont der zuständige Leiter für das Freiamt. Schon in den Monaten zuvor wurden viele Anlässe für die Mitarbeitenden gemeinsam durchgeführt. Man kennt sich also bereits. Die bisherigen CS-Mitarbeitenden müssen jedoch noch in das UBS-System eingearbeitet werden. Dies erfolgt parallel zum Tagesgeschäft. «In dieser Zeit dürfen wir auf die Unterstützung zusätzlicher Mitarbeitenden zählen, die den Kunden bei Fragen zur Übertragung vor Ort zur Verfügung stehen», so Sigrist.
Dass die Fusion dazu führen könnte, dass Kunden abspringen, glaubt er nicht. Im Gegenteil: Seit der Meldung über den Zusammenschluss sind einige ehemalige Kunden wieder zurückgekehrt. Das wundert ihn nicht. «Natürlich sind wir eine international tätige Grossbank. Aber wir waren und sind eben auch regional verankert. Unsere Mitarbeitenden leben und engagieren sich in der Region. Man vertraut ihnen», sagt er. Zudem engagiere sich die UBS im regionalen Sponsoring oder unterstützen über ihre Stiftungen ganz wichtige Projekte vor Ort. So konnte kürzlich ein grösserer Betrag ans Murimoos übergeben werden. Und man fördere den Nachwuchs. Durch Sponsoring im Sport etwa. Aber auch durch das Anbieten von über 2300 Ausund Weiterbildungsplätzen in der ganzen Schweiz.
Präsenz in Muri verstärken
Natürlich wird der Umzug und der Zusammenschluss die Leitung, aber auch die Belegschaft auch weiter beschäftigen. So müssen etwa alle Tresorfächer nach und nach an den neuen Orten gebracht werden. Das müssen die Kunden persönlich tun – nur sie haben einen Schlüssel dazu. «Bei Bedarf unterstützen wir sie dabei gern», erklärt Sigrist. Wer in Zukunft die Räume der UBS am alten Standort übernehmen wird, ist noch nicht bekannt.
Mit dem heutigen Umzug ist der Zusammenschluss im Freiamt abgeschlossen. In Bremgarten ist dieser Schritt wie erwähnt schon früher erfolgt. In Muri wird es auch inskünftig eine UBS-Filiale geben. Zuvor hatte sich die CS von dort zurückgezogen. Auf die Präsenz im Klosterdorf möchte man künftig noch stärker setzen, erklärt David Sigrist. Ein klares Bekenntnis für die Region.