Aus einem Witz wurde ernst
05.08.2025 WohlenSonja Räber geht mit dem Circus Monti auf Tour
Zuerst Gäste betreuen in Schweden, nun Tickets verkaufen im Zirkus. Die Wohler Lebenskünstlerin Sonja Räber reist eine Saison lang mit dem Circus Monti von Ort zu Ort.
Monica ...
Sonja Räber geht mit dem Circus Monti auf Tour
Zuerst Gäste betreuen in Schweden, nun Tickets verkaufen im Zirkus. Die Wohler Lebenskünstlerin Sonja Räber reist eine Saison lang mit dem Circus Monti von Ort zu Ort.
Monica Rast
Sonja Räber war bis vor Kurzem noch Gästebetreuerin auf einer Husky-Farm in Schweden und nun ist sie ein Teil des Circus-Monti-Teams. «Ich konnte mir nicht vorstellen, in die Schweiz zurückzukehren und mir eine Wohnung zu suchen», erzählt die 52-jährige Wohlerin. «Also brauchte ich nach dem Saisonende in Schweden ein Job mit Bett und habe mich sehr spontan beim Circus Monti beworben», meint sie lachend. «Ich hätte es mir nicht besser aussuchen können.»
Nachdem ihre Kinder Janik, 26, und Kenny, 23, ziemlich «zackig» das Elternhaus verlassen haben, meint damals Sonja Räber aus Spass: «Dann gehe ich auch.» Aus einem Witz wurde ernst und so ist sie seit eineinhalb Jahren als Lebenskünstlerin (wie sie sich nennt) unterwegs – die Wohnung aufgelöst und ihre Habseligkeiten in einem Keller eingelagert. «Ich habe gelernt, mit wenig auszukommen», verrät sie.
Ein Teil der Zirkusfamilie
Eine Winter- und eine Sommersaison lang betreut sie die Gäste in Schweden und das Ende der Saison rückt immer näher. Und so sitzt sie auf ihrem Bett in Schweden und scrollt durch Instagram, als sie auf einen Aufruf des Circus Monti stösst, der Mitarbeitende für die aktuelle Saison sucht. Sehr spontan bewirbt sich Sonja Räber noch von Schweden aus für einen Job an der Kasse und erhält kurz darauf die Zusage.
Seit dem 16. Juli ist sie nun ein Teil einer grossen Zirkusfamilie. Sonja Räber ist mit der momentanen Situation glücklich und freut sich, die Dynamik im Circus Monti miterleben zu dürfen. «Was alles beim Aufbau entsteht, wie kreativ das Ganze abläuft, finde ich megaspannend. Alle werden miteingebunden und haben neben ihrem eigentlichen Job noch ‹Ämtli›.» Wie diese aussehen werden, ist noch ungewiss. So könnte sie neben der Kasse noch an der Bar, an einem Stand oder beim Grill eingeteilt werden. «Das Team ist sehr gut. Alle sind motiviert. Die Zusammenarbeit ist sehr angenehm», lobt Räber.
Bereits jetzt läuft der Vorverkauf und es ist einiges zu tun. Unter der Leitung von Lilian Kuhn lernen sie und zwei weitere Saison-Mitarbeiterinnen das nötige Know-how in der Administration des Circus Monti. Damit die Kassenmitarbeiterinnen aber auch den Rest der Mitarbeiter kennenlernen, verbringen sie einen Tag «draussen» im Werkstattbereich. «Ich bin gerne vielseitig unterwegs», meint Sonja Räber und freut sich, Neues zu lernen. «Die Teamleiter wissen, dass wir Arbeiten nachgehen, die wir nicht gelernt haben, und nehmen sich Zeit für die Neulinge.» Bis Ende der Saison werden bestimmt auch diese Handgriffe sitzen.
So sind die bunten Gummistiefel momentan ihr Markenzeichen. Denn die Wiese auf dem Merkur-Areal ist ziemlich durchnässt. Nur ein schmaler Brettersteg verbindet ihren neuen Arbeitsplatz im Kassen-Wagen mit der momentanen Bleibe – ein kleiner Campingwagen hinter dem grossen Zirkuszelt. Eigentlich wäre die Übernachtung in einem grossen Wohnwagen mit mehreren Abteilen für die Mitarbeitenden geplant gewesen. Doch da die vorhandenen Abteile nicht für alle reichen, bekommen einige einen eigenen kleinen Wohnwagen. «Ich hätte auch in einem Abteil geschlafen», erklärt sie. Doch nun freut sie sich auf ihr kleines kuscheliges Reich, wo sie sich ungestört zurückziehen kann und bereits einige Gäste begrüssen durfte. «Ich bin megadankbar, dass ich in einem Wohnwagen hausen darf.»
Schon früher mit dem Circus Monti geliebäugelt
Die Muntwylers kennt Sonja Räber bereits von früher und hat die Anfänge des Circus miterlebt, da sie in ihrer unmittelbaren Nähe gewohnt hat. Schon damals war es ein Traum von ihr, mit dem Circus umherzuziehen. «Damals kam es aber für mich nicht infrage», erzählt die Zweifachmutter. Doch ganz aus dem Auge verlor sie die Möglichkeit nie. Es dauert nur eine geraume Zeit, bis sie sich den blauen Monti-Sweater überziehen kann.
Ihre Familie unterstützt sie auf ihrer neuen Reise, die ihre Lebenserfahrung um einiges bereichern wird. Einige in ihrem Umfeld sagen oft zu ihr, dass sie sich das neue Leben von Sonja nicht zutrauen würden. «Man muss den Mut haben sich auch mit einer Fünf vorneweg auf ein Abenteuer einzulassen», meint sie überzeugt und ergänzt: «Ich darf jetzt Erfahrungen machen, die mir in jungen Jahren nicht möglich waren.»
Bis zur Premiere am Freitag, 8. August, finden noch diverse Einführungen für die Circus-Neulinge statt. Erklärungen zum Zelt-Auf- und -Abbau, Fahren mit Anhänger oder wie die «Ämtli» aussehen werden. «Die nächste ist für die Führungen durch den Zirkus geplant, die zum Aufgabenbereich der Administration gehören», erklärt Sonja Räber.
Schliesslich möchten auch Aussenstehende wissen, wie es sich auf einem Zirkusgelände leben lässt.
So ein Zirkusleben hat schon seinen ganz eigenen Zauber, ist aber auch von Arbeit geprägt, vor der sich Sonja Räber nicht scheut. Dabei muss man schon kontaktfreudig sein. Denn alles auf dem Platz wird geteilt. Egal ob der Kühler im Esswagen, die Waschmaschinen und Trockenständer oder die sanitären Anlagen. Dabei entstehen immer wieder spannende Gespräche und Geschichten. «Ich werde die Zeit geniessen», meint sie, «das ist schliesslich das Ziel dieser Geschichte.»
So ist Sonja Räber gespannt auf die Zeit im Circus Monti und freut sich darauf. Was danach kommt, ist ungewiss. Doch eines ist für sie sicher: «Ich bin zuversichtlich, dass ich immer wieder einen Job finden werde.»
Tickets zu gewinnen
Für die Premiere des Circus Monti von Freitag, 8. August, verlost diese Zeitung 1× 2 Tickets. Schreiben Sie uns eine E-Mail an: verlosung@freiaemterregionalzeitungen.ch – mit Angabe der Veranstaltung «Premiere Circus Monti» und Ihrer Adresse inklusive Telefonnummer. Die Gewinner werden bis Mittwoch, 6. August, 17 Uhr, benachrichtigt.