Am liebsten im Hintergrund
23.12.2025 Muri, Arbeit, PorträtSeit 40 Jahren arbeitet Corinne Hümbeli im Coop-Restaurant – aktuell in Muri
Zuerst in Aarau, fast 30 Jahre in Wohlen und nun seit 2019 in Muri. Corinne Hümbeli ist den Coop-Restaurants immer treu geblieben. «Warum? Ich weiss es nicht. Ich ...
Seit 40 Jahren arbeitet Corinne Hümbeli im Coop-Restaurant – aktuell in Muri
Zuerst in Aarau, fast 30 Jahre in Wohlen und nun seit 2019 in Muri. Corinne Hümbeli ist den Coop-Restaurants immer treu geblieben. «Warum? Ich weiss es nicht. Ich schätze vor allem die Abwechslung.» Und die Tatsache, dass sie in all den Jahren beruflich und privat wachsen konnte.
Annemarie Keusch
An den hintersten Tisch. Damit möglichst niemand etwas vom Gespräch mitbekommt. Die Aufmerksamkeit sucht Corinne Hümbeli eigentlich nicht. «Das schaffen andere doch auch», sagt sie angesprochen auf ihr 40-Jahr-Jubiläum. Es ist einer von vielen Momenten während des Gesprächs, die ihre Bescheidenheit zum Ausdruck bringen. Aber dennoch sagt sie: «Das Jubiläum bedeutet mir schon viel. Es zeigt, dass ich doch etwas geschafft habe.» Denn Corinne Hümbeli hätte auch einen anderen Weg einschlagen, mehr Unterstützung beantragen können. «Das wollte ich nie. Ich wollte selber arbeiten für mein Geld.»
Und genau das tut sie seit 40 Jahren in Coop-Restaurants. 17-jährig war sie, als sie in der Igelweid in Aarau anklopfte und nach Arbeit fragte. Nach dem Probearbeiten startete sie am 11. November 1985 ihre Anstellung. Nach wenigen Jahren folgte der Wechsel nach Wohlen, wo Hümbeli auch lebt. «Damals war der Coop noch an der Zentralstrasse.» Aber auch im Neubau war sie später Teil der Restaurant-Equipe. Bis das Bistro Ende 2019 geschlossen wurde. Seither pendelt sie jeden Tag nach Muri. «Ein anderer Arbeitgeber kam für mich nie infrage. Warum, weiss ich eigentlich auch nicht.»
Ängstlichkeit überwunden
Wohl auch deswegen, weil Veränderungen für Corinne Hümbeli nicht einfach sind. Gesundheitlich hatte sie keinen einfachen Start ins Leben. Mit eineinhalb Jahren hatte sie schon die zweite Herzoperation hinter sich. Ganze 14 Mal wurde sie an den Ohren operiert, mittlerweile sorgen zwei Mittelohrimplantate dafür, dass sie gut hören kann. Mit den Spätfolgen dieser vielen Eingriffe hat sie immer wieder zu kämpfen. «Lange war es vor allem die Unsicherheit.» Ängstlich sei sie gewesen, traute sich kaum, etwas zu sagen. «Das ist mittlerweile zum Glück anders», sagt die 57-Jährige und lacht. Es ist dennoch einer der Hauptgründe, weshalb sie nach der Anlehre in der Gastrobranche nicht in einem Restaurant arbeiten wollte. «Auf die Leute zugehen, das fiel mir lange schwer», gesteht sie. Hinzu kommt das Kopfrechnen. «Ich kann es, aber einfach nicht schnell genug.»
Auch darum sei das Coop-Restaurant ideal für sie. Die Gäste bedienen sich selber, am Buffet oder an der Kasse ist dennoch der direkte Kontakt da. Und die Arbeitszeiten sind geregelter.
«Office» am liebsten
Es ist die Abwechslung, die Corinne Hümbeli an ihrem Berufsalltag gefällt. Kochen, bedienen, aufräumen, abwaschen, kalte Küche vorbereiten – es sind viele Fähigkeiten gefragt. Vom Backen am Morgen bis zum Kochen einfacher Menüs am Abend. Was sie am liebsten macht? Corinne Hümbeli lächelt. «Office.» Nicht Büroarbeiten. Sondern der Abwasch. «Da habe ich meine Ruhe.» Was ihr an der Arbeit im Coop-Restaurant in Muri zudem gefällt: das Team. «Alle helfen einander. So macht es wirklich Freude.»
In den 40 Jahren hat Hümbeli so manche Veränderung miterlebt. Die digitalen Erneuerungen forderten sie. «Ich brauche für solche Veränderungen mehr Zeit als andere und bin sehr dankbar, dass ich diese auch erhalte.» Das stetig wachsende Sortiment kommt hinzu. Aber vor allem die Erwartungen, die steigen. «Wir müssen in weniger Zeit mehr leisten.» Corinne Hümbeli ist sich bewusst, dass dem in vielen Branchen so ist. «Aber ja, der Stress ist auch bei uns grösser.» Und sie macht ihn auch bei der Kundschaft aus. «Sich gemütlich mit dem Kind hinsetzen und etwas trinken. So, wie ich das damals mit meinem mittlerweile erwachsenen Sohn gemacht habe, macht das kaum jemand mehr.» Eine gesellschaftliche Entwicklung, die sie schade findet.
Corinne Hümbeli fühlt sich wohl im Coop-Restaurant in Muri. Sie kennt die Abläufe, das Team passt. «So kann ich mich entfalten und weiterentwickeln.» Dass sie bis zur Pensionierung noch einmal wechselt, sei entsprechend nicht vorgesehen. «Ich bleibe gerne, wenn das möglich ist.» Darauf, was sie trotz gesundheitlicher Schwierigkeiten alles erreicht hat, ist Corinne Hümbeli stolz.
«Heute kann ich sagen, dass es mir gut geht, in allen Bereichen.» Dazu gehört auch, dass sie es abseits des Berufes gerne ruhig nimmt – sich um ihren Vater kümmert, mit dem Dackel der Tante spaziert. Hektisch ist der Alltag hie und da im Coop-Restaurant in Muri genug. Aber auch das macht es für sie seit 40 Jahren aus.

